Bewertung: 2.5 / 5
James Bond - Spectre
Achtung! - Spoileralarm!
Trailer zu Spectre
Trotz meiner egtl eh schon zwiespältigen Meinung zu den Craig-Bonds, hab ich mich aufgrund von mehrfachen Aussagen von Freunden dazu hinreissen lassen, mir diesen Film nochmals anzusehn!
Er ist auf meine Liste gewandert, und ich wollte diese egtl auf die lange Bank schieben, aber, wieso auch immer, überkam mich nach einigen anderen Filmen in dieser dunklen und stürmischen Nacht, unverhofft das Gefühl, dass diese Nacht der langen Nächte, dafür herhalten muss um diesen Film nun heute Nacht nochmals zu sehn, urplötzlich, aus heiterer Nacht heraus! Und was kam dabei heraus, als ich diesen Film nun nach längerer Zeit erneut sah? Eine Bestätigung!
Ich mochte James Bond schon immer, seit ich Stilecht, laut meiner Erinnerung, die Reihe als Kind mit "Doctor No" begann! Ich mochte die Klischees die diese Reihe für sich aufbaute, Klischees die ein hohes Qualitätsniveau hielten, selbst wenn sie manchmal Kitsch waren, bis der letzte Brosnan-Bond in die Kinos kam, und diese derart ausreizte, dass es einfach zuviel war, und damit den Abstieg besiegelte!
"Spectre" - Wieder einer dieser Filme die mich in Prozent gesehn, fast komplett überzeugt hätten, aber einige Brecher dies verhindert haben, etwas am Anfang, Größtenteils am Ende, und damit dasselbe Bild hinterließen wie alle bisherigen Craig-Bonds!
Während der letzte Brosnan-Bond die Klischees überspannt hat, haben die Bonds danach versucht es zu "Untertreiben", sogar versucht eine Art "Arthouse" zu sein, und das haben sie ja auch fast geschafft, aber verschlucken sich dann aber gewaltig an ihrer eigenen Stil-Dominanz!
Schon das Intro ist unfreiwillig komisch! Ich hatte in Erinnerung dass das einführende Lied total unaussagekräftig und belanglos war, aber ich hatte die Scene vergessen wie das immer traurig ausschauende, in Stein gemeißelte Gesicht von Craig von zwei sexy Ladies umschmiegt wird, und in diesem Zusammenhang eher ängstlich und damit lustig wirkt!
Aber dann wirds trotz perfekter Kameraarbeit weniger lustig!
Schießt am Anfang des Films Bond etwa bewußt auf die Bombe? Die Bombe die dann wahrscheinlich Dutzende Menschen das Leben gekostet hat, was halt passiert, wenn man inmitten einer von Festlichkeiten überfluteten Großstadt ein Gebäudeeck weggesprengt wird, das er später dann damit entschuldigt, dass noch viel mehr Unschuldige hätten sterben müssen, wenn er die Bombe hätte springen lassen? Warum nicht ein paar früher abgegebene, gezielte Kopfschüsse und das alles wäre gegessen gewesen? Das ist nicht der Bond den ich kenne, dies ist ein "Mir-Egal-Bond"!
Dann der Kampf im Helikopter! Der Pilot ist damit beschäftigt die Maschine zu fliegen, und kann sich nur am Rande mit der Bekämpfung Bonds beschäftigen, also warum lässt ihn Bond nicht einfach so lange in Ruhe, bis der Helikopter nicht mehr über einer sehr großen Menschenmenge schwebt, mitten in einer von Feierlichkeiten tobenden Großstadt!
An spectretionaler Action fehlt es diesem Film nicht! Meisterhafte und beeindruckende Kämpfe und stimmige Kameraarbeit an allen Ecken, aber das Ganze dann wirkt oft einfach zu sehr in die Länge gezogen, was die Handlung angeht!
Aber am meisten hat mich dieser Film am Ende gestört, ab seinem entkommen vom Hirnbohrer-Stuhl, das man so leicht sehr viel logischer und sinnvoller hätte gestalten können, weil eine Bombe in der Mitte des Raumes explodieren zu lassen, öffnet noch keine Computergesteuerten Sicherheitssysteme und öffnet auch keine vorher versiegelten Türen, nur um einen kurzzeitig zum Superhelden mutierten Bond, selbst in den obskursten Situationen übermächtig agierenden Bond entkommen zu lassen! Es gibt einfach einen Unterschied zwischen massivem Glück und Schwachsinn! Das sollte wohl eine Hommage an die alten Bonds sein, wirkt hier aber fehl am Platze! Immer präsent ist das Thema totale Überwachung, das dann aber mal kurz für die Zeit der Flucht außer Kraft gesetzt wird! Ebenso alles mit Leichtigkeit in die Luft zu sprengen, soll klassisch sein, wirkt aber doch etwas zu übertrieben!
Ebenso der Schluß! Wenn es um etwas so wichtiges geht, markiert man doch nicht alle paar Meter den Fluchtweg für seinen Todfeind, um ihn nicht nur entkommen zu lassen, sondern die Gelegenheit zu geben einen im eigenen Unterfangen aufzuhalten! In den alten Filmen war es Überheblichkeit, die die Schurken dazu gebracht hat, sich abwegige Methoden auszudenken um ihren alten Widersacher dahinzuraffen, in Fallen zu stecken aus denen Bond letztendlich entkommt! Aber hier ist es einfach nur die blanke Dummheit, hin zur totalen Verblödung!
Man stellt ja alles bereit was Bond zur perfekten Flucht braucht, vom Pfeil an der Wand, über einem absolut für Fallschutt unnützen Fangnetz, hin zum bereitstehenden Boot, das abfahrbereit auf die Hauptdarsteller wartet! Das unsichtbare Auto dieses Films!
Stilvoll geht die Welt zugrunde!
Das Ganze soll an klassische Bond-Situationen erinnern, wirkt aber nur billig!
Ich wünsch mir nicht nur einen neuen, besseren Bond, sondern eine totale Neuausrichtung der Reihe, wieder hin zu nachvollziehbaren Situationen die trotz ihrer absurden Herangehensweise, doch mehr Sinn ergeben als dieses Sodbrennen hier!
Sry Bond, aber du kriegst für deinen Mittelteil 4/5 Hüten, aber durch deine nicht Nachvollziehbarkeit am Anfang, und durch dein Massaker am Ende nur 2.5/5 Hüten!
Wie alle anderen Craig-Bonds, ein sehr guter Actionfilm, aber kein wirklich guter Bond, nicht über die gesamte Filmlänge hinweg zumindest, und das soll er aber sein, denn wo James Bond draufsteht, sollte auch James Bond drin sein!