Bewertung: 3.5 / 5
Dieses Mal bleibt die Warnung vor Spoilern aus, da ich nicht explizit auf Details der Handlung eingehen werde (bis auf die, die man sowieso schon kennt). Dennoch sollte, wer absolut unvoreingenommen in den Film gehen möchte, meine Review erst nach dem Kinoerlebnis lesen.
Da ich mich dazu entschieden hatte mir Wonder Women im Originalton anzusehen, kam natürlich nur mein guter alter afro-amerikanischer Freund aus den USA als Begleitung in Frage. Von meiner Familie hatte sonst keiner Lust auf (wie mein Sohn meinte) Englischunterricht. Wir wählten die 2D Variante, da wir beide keine besonders großen Fans der 3D Technik sind.
Trailer zu Wonder Woman
Zur Story:
Eigentlich ganz kurz erklärt. Wonder Women (eigentlich eine Prinzessin der Amazonen) lebt zusammen mit eben jenen Amazonen auf einer Insel. Relativ abgeschottet von der Aussenwelt verbringen die Damen ihre Zeit mehr oder weniger damit, sich für den Fall der Fälle zu trainieren (was die Bekämpfung von Ares wäre, sollte er denn jemals zurückkehren). Eines Tages taucht Steve Travor, welcher ein amerikanischer Soldat ist, vor der Insel auf (oder ab, je nachdem wie man es sieht^^). Dummer Weise hat er eine Ladung deutscher Soldaten im Gepäck, was insofern blöd ist, da man sich zur Zeit im Krieg miteinander befindet. Um genauer zu sein, dem ersten Weltkrieg. Ich denke, es ist nicht zu viel verraten wenn ich sage, dass die Amazonen kurzen Prozess mit den angreifenden Deutschen machen und die Gefahr relativ schnell im Sande verläuft (eine sehr passende Wortwahl, wie ich finde^^). So erfährt Diana Prince (wie sich Wonder Woman in der irdischen Welt fortan nennt) vom großen Krieg und beschließt, mit Steve Trevor den Selbigen zu beenden, da sie glaubt, dass Ares da seine Finger im Spiel haben könnte.
Zur Kritik:
Vorab muss ich sagen, dass man mit durchschnittlichen Englischkenntnissen Wonder Woman durchaus im Originalton sehen kann. Lediglich das Genuschel von Steve Trevor (Chris Pine), vor allem aber seiner Sekretärin Etta Candy (Lucy Davis), hat mir zuweilen etwas Schwierigkeiten bereitet. Wonder Woman (Gal Gadot) allerdings, versteht man wirklich gut. Ganz zu schweigen davon, dass ihr offenichtlicher Dialekt wirklich herzallerliebst ist. Meinen Begleiter, den ich als Universalübersetzer einsetzen wollte, habe ich also nicht wirklich gebraucht. Doch auch wenn man dem Englischen eher nicht so zugewanndt ist, kann ich dennoch nur jedem empfehlen sich Filme immer auch im Originalton anzusehen, da die deutsche Synchronisation meiner Meinung nach sehr viel vom Film, wie er eigentlich gedacht war, zerstört. Sehr viele Witze verlieren oft bei der Übersetzung an Sinn und Details wie eben die Dialekte der Schauspieler, vor allem aber ihre Art der Darstellung, sind verfälscht. Hier also meine klare Empfehlung sich Wonder Woman im Originalton anzusehen.
Wonder Woman ist eine Originstory, wie sie klassischer nicht sein könnte. Ist das nun gut oder schlecht? Ich würde sagen, dass das im Auge des Betrachters liegt. Oder anders gesagt, daran, was man eben von einem Film erwartet. Ich für meinen Teil finde dass Wonder Woman alles andere als ein schlechter Film ist. Zu keiner Zeit hat mich der Film gelangweilt oder genervt (was ich von den letzten Superheldenfilmen in denen ich war nicht sagen kann). Ich gönne dem DCEU, dass es endlich einen Film zustande gebracht hat, der diesmal ganz offensichtlich den Geschmack der Massen getroffen hat. Das Problem, welches ich bei Wonder Woman habe, ist die Zeit. Ich meine allerdings nicht die Länge des Films, die ich absolut in Ordnung finde, sondern das Erscheinungsdatum. Denn wäre Wonder Woman schon vor zehn Jahren herausgekommen, dann hätte ich diesen Film mit sehr großer Wahrscheinlichkeit als die bis dato beste Superheldenverfilmung die ich je gesehen hatte, bezeichnet. Heute wirkt Wonder Woman auf mich leider nur wie ein weiterer Film, der zeigt wie eine aussergewöhnliche Person auszieht um die Welt zu retten. Ist dies denn nun schon der Beginn der oft beschworenen Übersättigung der Superheldenfilme? Oder ist man mit Wonder Woman einfach nur nicht mutig genug gewesen? Hätte man sich mehr wagen sollen? Eigenständiger sein sollen? Die Meinungen werden in dieser Frage wohl sehr ausseinander gehen.
Doch ich will nicht zu sehr mit der netten Lassoschwingerin aus "Amazonien" ins Gericht gehen, denn wie ich schon sagte, finde ich den Film durchaus gut. Vor allem der Soundtrack oder besser, der extrem eingängige Score den man dem Film verpasst hat, weiss absolut zu gefallen. Ja, man kennt die Titelmelodie schon aus BvS, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass man mit jeder Actionszene, die von dem tollen Score begleitet wird, aufgefordert wird mitzukämpfen und sich am liebsten selbst ins Getümmel werfen würde. Ich wurde schon lange nicht mehr so von einem Film-Thema emotional abgeholt, wie bei Wonder Woman. Auch die Kampfchoreograpie selbst, wirkt frisch und anders. Die Amazonen kämpfen auf eine Art, bei der man das gefühl hat, eine ganz neue Kampftechnik zu Gesicht zu bekommen, ganz zu schweigen von dem Wunsch sich auch mal verkloppen zu lassen^^
Auch was die Besetzungsliste angeht, kann man die Macher nur beglückwünschen. Chris Pine spielt den amerikanischen Soldaten sehr gut. Man kauft ihm die Motivation seiner Handlungen sofort ab. Ich muss zugeben, dass ich meine Bedenken bezüglich Chris Pine hatte, die sich nicht bewahrheitet haben. Auch Wonder Woman hätte mit Gal Gadot nicht besser besetzt sein können. Über die Diskussionen wegen ihrer Figur und ob das nun ein beispielhaftes Frauenbild sein sollte, will ich keine Worte verlieren, weil das Thema ansich schon totaler Schwachsinn ist. Ich persönlich finde, dass sie eine tolle Amazonenprinzessin abgibt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Bei der Besetzung von Trevors kleiner Einheit muss ich sagen, dass mir die Truppe generell ein wenig zu stereotyp war. Sie erschienen mir ein wenig zu beliebig, zu austauschbar, was aber natürlich nur mein eigenes Empfinden sein kann.
Am Ende des Films gibt es (soviel sei verraten) natürlich einen gewaltigen Showdown. Mag sein, dass der für den Ein oder Anderen ein wenig zu sehr aufgetragen war, aber mir gefallen solche Showdowns mit Botschaft. Letzen Endes muss das aber eben jeder für sich selbst entscheiden.
Mein Fazit:
Eigentlich ist es verwunderlich, dass mir Wonder Woman gefallen hat, denn ich bin kein großer Fan von Filmen die in den Weltkriegen spielen. Die Darstellung von den immerbösen Deutschen ist mir in Hollywoodfilmen, vor allem im ersten Weltkrieg, meist zu einseitg und stereotyp dargestellt. Doch bei Wonder Woman ist das nicht so. Das Grauen des Krieges wird (wenn auch wegen der FSK12 Ermöglichung recht Blutarm) als Geisel der Menschheit dargestellt und die Verantwortung auf eine Ebene gehoben, die Wonder Woman wesentlich mehr zu einem Superheldenabenteuer, als zu einem Weltkriegsfilm macht. Ob nun die spürbare Einfühlsamkeit durch die Tatsache, dass eine weibliche Regisseurin die Zügel in der Hand hielt kam, oder es an der Hauptdarstellerin selbst lag, ist schwer zu sagen. Doch es ist unbestreitbar, dass der Film sehr stark von dieser Emotionalität lebt. Das Zusammenspiel der Naivität von Diana Prince und der Abgeklärtheit des Steve Trevor, machen Wonder Woman zu einem Superheldenfilm, der sich im Grundton von den bisherigen DCEU Filmen unterscheidet. Für viele wird Wonder Woman der bisher beste Beitrag zum DC Filmuniversum sein. Ich persönlich empfinde allerdings weiterhin MoS und BvS als die wesentlich mutigeren und aussergewöhnlicheren Filme, was sie in meinen Augen auch zu den besseren Filmen macht. Dennoch bekommt Wonder Women von mir eine klare Weiterempfehlung. Dreieinhalb Sterne bekommt die kämpfende Schönheit letzden Endes von mir spendiert.