Einen Film im Vorfeld zu bewerben, ist unumgänglich, doch wann ist es genug? Diese Frage stellt man sich als Filmfan immer häufiger.
Nichts ist spannender, als dem ersten Teaser eines Films entgegenzufiebern und sich später auf den folgenden Trailer zu freuen. Doch heutzutage werden gerade große Blockbuster exzessiv beworben, bei denen drei, vier oder sogar fünf Trailer neben unzähligen Spots und Clips keine Seltenheit mehr sind.
Je nervöser ein Studio ist und je mehr nach Erfolg gegiert wird, desto mehr Output wird produziert. Hinzu kommen internationale Trailer, die unterschiedlich geschnitten werden und anderes Material verwenden. Das Ergebnis liegt auf der Hand: Der Zuschauer hat bereits vor dem Kinobesuch alle wichtigen Szenen aus einem Film gesehen. Kong - Skull Island ist das jüngste dieser schlechten Beispiele und überhaupt gehört das dahinter stehende Filmstudio Warner Bros. zu den übelsten Kandidaten, wenn es um Spoiler durch exzessive Trailer geht.
Dabei geht es Warner nicht darum, den Zuschauer neugierig auf einen Film zu machen, sondern vor allem möglichst viele Besucher so früh wie möglich in die Kinos zu locken. Die Reaktion der Zuschauer ist dabei ziemlich egal, denn der Erfolg exzessiven Marketings gibt ihnen in der Regel recht. Was jedoch leidet, ist das Produkt, der Film! Dieser wird zur Massenware, die nicht begeistert und in der Regel schnell vergessen wird, weil die nächste mediale Beschallung schon lauert.
"Kong - Skull Island" Trailer 3 (dt.)
Gerne liest man von einigen Lesern folgendes Argument, wenn sich jemand über diese Vorgehensweise beschwert:
"Du musst dir die Sachen ja nicht anschauen, selbst Schuld wenn du dir den Spaß verderben lässt!"
Kommt euch bekannt vor? Könnte ein Totschlagargument sein, nur greift es viel zu kurz. Denn das Marketing, vor allem bei großen Blockbustern, legt es regelrecht darauf an, eine omnipräsente Bewerbung des Produkts einzurichten. Sobald man Medien nutzt und mit seiner Umwelt interagiert, ist es jedoch nahezu unmöglich, dieser zu entgehen - sei es der TV-Spot im Fernsehen, der Trailer im Kino, die Prerolls auf YouTube oder aber die in die Timeline integrierte Werbung auf Facebook.
Dass es auch anders geht, zeigte Walt Disney in jüngster Zeit. Zwar verfolgt man im MCU mit den Comicverfilmungen die gleiche Methode wie bei Warner Bros., doch möchte man mit der Star Wars-Marke die Zuschauer im Kino noch überraschen. Ungeachtet dessen, wie Rogue One - A Star Wars Story und Star Wars - Das Erwachen der Macht den einzelnen Kinogängern am Ende gefallen haben, machten deren Trailer im Vorfeld neugierig auf das fertige Produkt. Sie gaben dem Zuschauer einen Eindruck dessen, was sie erwartet, ohne zu viel von der Handlung zu verraten.
"Rogue One - A Star Wars Story" Trailer 1 (dt.)
Wir würden uns wünschen, dass wieder mehr ein Mittelweg gefunden wird, auf dem die Zuschauer mit interessanten Eindrücken aus einem Film geködert werden, wo die Trailer aber nicht jegliche Spannung rauben. Es darf nicht sein, dass ein Film nur von Trickeffekten lebt und alle Aha-Momente bereits im Marketing verbraten werden. Gleichzeitig muss Hollywood aber auch wieder ehrlicher mit dem Zuschauer umgehen, denn es gibt noch die dritte Methode: Das Belügen des Zuschauers.
Wie viel im Vorfeld offengelegt wird, liegt im Ermessen eines Filmstudios, wobei wir persönlich stets das Mysterium vorziehen. Dennoch darf das nicht dazu führen, dass dem Zuschauer in Trailern etwas vorgetäuscht wird, was so nicht existiert. Dies fängt genau genommen bereits da an, wenn wie bei Rogue One - A Star Wars Story auf Material zurückgegriffen wird, welches im fertigen Film nicht vorhanden ist, also Handlungsstränge angedeutet werden, die bereits auf dem Boden des Schneideraums liegen. Im Laufe der Post-Production kann dies vereinzelt immer wieder passieren, wenn aber bewusst noch bis kurz vor Kinostart damit geworben wird, wirkt das doch arg hinterfotzig.
Stellt dies noch ein eher kleines Problem dar, ist die komplette Vortäuschung falscher Tatsachen ein ganz anderes Kaliber. Passengers, der uns gefallen, aber weit hinter seinem Potential bleibt, ist so ein negatives Beispiel. Während das Marketing einige zentrale Handlungsstränge glücklicherweise in den Trailern nicht thematisierte, legten es die Trailer bewusst darauf an, dem Zuschauer einen Film vorzugaukeln, der in keiner Weise dem Endprodukt entsprach. Andere Beispiele gefällig? Drive, der als Fast & Furious-Kopie beworben wurde oder Million Dollar Baby, welches als weibliches Rocky verkauft wurde (ein ausführliches Special, das uns viel Freude machte, folgt).
"Passengers" Trailer 1 (dt.)
Falsches Marketing produziert nicht zwingend schlechte Filme, es verändert jedoch die Wahrnehmung, was wir schauen. Wenn ich eine Komödie erwarte und ein Drama bekomme, werde ich dies in der Regel als negativ werten. Wenn ich alle Actionszenen aus einem Actionfilm bereits kenne, wird der Film auf mich langweilig wirken. Der Film selbst kann dabei sehr unterhaltsam sein, nur der Zuschauer bekommt nicht die Gelegenheit, dies auch so zu empfinden, weil völlig falsches Marketing dieses Erlebnis raubt.
Wir haben jetzt ganz viel geredet und euch mit unserer Meinung konfrontiert. Was denkt ihr über Spoiler-Trailer und Trailer, die euch belügen?