Bewertung: 3.5 / 5
Der Gedanke, sich seine eigene Frau zu backen, dürfte dem ein oder anderen ein stilles, wehmütiges Lächeln entlocken. Der Jungschriftsteller Calvin macht es in der US-Independent-Komödie Ruby Sparks - Meine fabelhafte Freundin noch besser: Er schreibt sich seine Freundin. Erst träumt er von ihr, dann schreibt er ein Buch über sie, und plötzlich sitzt sie auf seinem Sofa. Was soll da noch schiefgehen?
Dieses Wunder kann Calvin (Paul Dano) zunächst mal gut brauchen. Denn er fühlt sich depressiv. Sein Unglück: Er hat gleich zu Beginn seiner Karriere den Bestseller gelandet, der sich weiter hinten in der Biografie leichter verdauen lässt. Nach seinem Geistesblitz fiel Calvin nämlich nicht mehr viel ein, und langsam könnten es die Menschen da draußen merken. Auch sein Therapeut (Steve Coogan) hat mittlerweile das Bündel an Ideen aufgebraucht, wie er ihm helfen könnte. Obwohl, eine Idee hat er noch. Und dann passiert das Unfassbare. Die wunderbare Ruby (Zoe Kazan), die Calvin in seinem Traum kennenlernt, manifestiert sich.
Sie sitzt wie selbstverständlich in seiner Wohnung und denkt, sie ist seine Freundin. Was heißt, sie denkt? Die quirlige Querdenkerin ist seine Freundin. Und da er das Mädchen mit dem roten Zopf erfunden hat, ist sie die wunderbarste Frau, die man sich denken kann. So großartig, dass sich Calvin am liebsten in Luft auflösen würde. Aber was soll er machen, er wohnt ja auch hier. Das Glück, und da wird die leichte Komödie fast zur Parabel, ist ein Gast, den man nur kurze Zeit erträgt. Selbst wenn man das Gegenüber selbst geschnitzt hat.
Valerie Faris und Jonathan Daytons "Ruby" flüchtet sich zunächst ins Außen. Da sind der Bruder (Chris Messina) und all die anderen Menschen, die Calvins Werk zu seinem Erstaunen sehen können. Er dachte ja, er träumt nur sehr real. Daraus entstehen seltsame Verkettungen, die es der Drehbuchautorin immer schwerer machen, aus diesem Irrgarten wieder herauszukommen oder auch nur zur eigentlich hintergründigen Erzählung zurück. Erstaunlich viel Klamauk versammelt sich um den überraschten Einzelgänger, der nicht weiß, ob er sich sein altes Leben in Einsamkeit zurückwünschen soll. Der mit seiner Schöpfung hadernde Paul Dano macht wesentlich mehr Spaß als die Ratschläge des Bruders oder der künstlich aufgeblasene Nebenbuhler.
Paul Dano ist der beste Lethargiker des amerikanischen Kinos. Der 28-jährige New Yorker verweigerte sich in Little Miss Sunshine der Welt der Erwachsenen, schwebte schlurfend durch das wunderbare Bar-Drama Ein Gutes Herz und spielt in For Ellen ab Mitte Januar seine erste erwachsene Rolle. In der Produktion der Macher von Little Miss Sunshine ist er natürlich goldrichtig, Unterstützung erhält er, wenn auch kurz, mit einem formidabel aufspielenden Antonio Banderas neben Annette Bening. Lediglich das Drehbuch hätte etwas besser verschraubt werden müssen. Das stammt überraschenderweise von Ruby-Darstellerin Zoe Kazan. Eine verrückte Welt ist das hier.
Ruby Sparks - Meine fabelhafte Freundin bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)