Bewertung: 3.5 / 5
Schon in seinem Roman gelang es Tommy Krappweis, die nordisch-germanische Mythologie zur Grundlage von Maras Abenteuer zu machen. Und auch bei der Verfilmung Mara und der Feuerbringer achtet er darauf, beide Aspekte miteinander zu vereinen. Mara als Heldin wider Willen ist eine ideale Identifikationsfigur für die gleichaltrige Zielgruppe, der ganz nebenbei auch noch wichtige Botschaften vermittelt werden. Wie viele junge Menschen leidet Mara unter dem Mobbing der Mitschüler und fühlt sich von der Mutter in ihren Problemen unverstanden. Beim Erwachsenwerden steht sie buchstäblich zwischen den Welten und erhält dann auch noch den Auftrag, als "Seherin" die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Kein Wunder, dass ihre Kommentare manchmal recht trocken und sarkastisch ausfallen.
Die 14-Jährige Mara hat es nicht leicht. Als pubertierende Einzelgängerin wird sie von einer Mädchengang in ihrer Schule gemobbt und ihre Mutter ist ihr als eine extreme Esoterikerin, die sie auf Baumumarmungstreffen mitnimmt, extrem peinlich. Und dann hat sie noch diese seltsamen Visionen, in denen sie mittelalterliche Menschen in Panik durch die Straßen rennen sieht. Sie sucht einen Professor für nordische Mythologie auf, den ihr genaues Wissen verblüfft und der ihr dabei hilft, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Mara stellt fest, dass sie sich in mythische Welten versetzen kann. Sie fragt sich nach ihrem ersten Sprung in eine andere Welt ironisch, ob sie nach "Moria gebeamt" wurde und macht damit deutlich, dass dies ein Fantasyabenteuer voller Selbstbezüge auf das Genre ist.
Trailer zu Mara und der Feuerbringer
Wie hier Wissen vermittelt wird, kaschiert Krappweis geschickt dadurch, dass er den von Jan Josef Liefers gespielten Professor als eine skurrile Mischung aus Akademiker und Abenteuer gestaltet hat, der für viele Lacher sorgt. Auch sonst sind die Erwachsenen weitgehend als Karikaturen angelegt, denn Kinder und Jugendliche lachen immer gerne über die Älteren. Der beträchtliche Humor des Films ist genau auf dieses Zielpublikum zugeschnitten. So schwärmt Mara für den athletisch gebauten Siegfried und fällt fast in Ohnmacht, wenn er sein Hemd auszieht. Es gibt auch schöne kleine Gags wie jenen mit dem kleinen Jungen, der mit einem Holzschwert den Lindwurm bekämpfen will, aber schnell von seinen Eltern weggezogen wird.
Krappweis erzählt und inszeniert mit viel Witz sowie Fantasie und wird dabei der Geschichte auf der "realistischen" wie auch auf der "fantastischen" Ebene gerecht. Sowohl der Konflikt mit der mobbenden Mitschülerin als auch der Kampf mit dem Feuerwesen, das die Welt vernichten will, werden nicht gemäß den bekannten Genrekonventionen gelöst. Mara gewinnt nicht mit der Hilfe von Superkräften oder Magie, sondern durch ihre innere Stärke und ihren Einfallsreichtum. Bemerkenswert ist auch, wie souverän und sympathisch Lillian Prent in der Titelrolle den Film trägt. Dass das Timing manchmal etwas holprig ist und die Spezialeffekte nicht dem durch Hollywood geprägten Standard entsprechen, verzeiht man da gerne.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung