Bewertung: 4 / 5
Schon seit langem möchte der 17-jährige Julien am französischen Ironman-Triathlon teilnehmen. Doch Julien sitzt im Rollstuhl und ist von der Teilnahme ausgeschlossen. Er überredet jedoch seinen Vater Paul, mit ihm gemeinsam im Wettbewerb zu starten. Doch Paul, der sich in den vergangenen Jahren nicht wirklich um seinen Sohn gekümmert hat, zögert. Und auch Juliens Mutter Claire macht sich große Sorgen um ihren Jungen. Aber Julien lässt sich die Chance nicht nehmen, der Welt zu beweisen, dass er alles schaffen kann, was er sich vornimmt. Und Paul begreift, dass nichts auf der Welt wichtiger ist als sein Sohn...
Regisseur Nils Tavernier, der auch das Drehbuch zu Mit ganzer Kraft schrieb, erzählt die Geschichte zweier entschlossener Figuren, die jeder für sich einen Kampf ausfechten müssen und doch als Vater und Sohn emotional zusammenrücken. Julien auf der einen Seite, der nicht mehr akzeptieren kann, dass seine Behinderung ihn davon abhält, seine Träume leben zu können. Und Paul auf der anderen Seite, der durch das Training nicht nur endlich eine Verbindung zu seinem Sohn knüpfen kann.
Trailer zu Mit ganzer Kraft
Sämtliche Darsteller, ob in Haupt- oder Nebenrollen, überzeugen. Keine Figur wird negativ gezeichnet, für jeden Aspekt findet der Film Verständnis. Er thematisiert Inklusion, blickt aber nicht mitleidig oder glorifizierend auf Juliens Situation. Als junger Mann mit ganz normalen Wünschen und Träumen wird er ebenso ernstgenommen wie der Vater, der durch den gemeinsamen Wettkampf erst lernt, ein guter Vater und ein besserer Ehemann zu werden. Das Training der beiden sowie der Wettkampf als inszenatorisches Herzstück des Films sind brillant gefilmt, die Kamera bleibt nah bei den Sportlern, gekonnt dominieren hier Tempo und Spannung. Mit ganzer Kraft ist ein berührendes Drama über Vater und Sohn, die gemeinsam einen Traum verwirklichen. Und das deutlich zeigt, dass Inklusion nicht mehr diskutiert werden muss. Sie muss einfach geschehen.
Der Film wird mit dem Massenstart des dreigeteilten Wettkampfes am Strand von Nizza eröffnet und endet mit diesen Bildern. Partiell entsteht hier ein Dokudrama mit vielen Szenen, in denen man Realität und Gespieltes, Wahres und Inszeniertes kaum unterscheiden kann. Beeindruckend ist auch, dass es trotz aller Dramatik dieses schwierigen Themas den Machern gelungen ist, so leichtfüßig zu erzählen. Dazu tragen die großen Leinwand füllenden Landschaftsaufnahmen ebenso bei wie die Musik und manche kleine, auch humorvolle Episode. Es wird ein Kammerspiel inszeniert, das sich fast ausschließlich auf die drei Hauptfiguren konzentriert. Aber mit den wirklich hervorragend gelungenen Sportaufnahmen und sparsam eingefügten Nebenschauplätzen wird der Blick immer wieder auf die Außenwelt gerichtet.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung