Bewertung: 4 / 5
Im September 2006 begannen im Dortmunder Stadtteil Hörde die Bauarbeiten für ein ehrgeiziges Projekt: Auf dem ehemaligen Gelände eines Stahlwerks von Thyssen Krupp entstand der Phoenix-See. Ein großer See mit hochwertiger Wohnbebauung an seinen Ufern in einem Stadtteil, der bisher von Industrie geprägt war. Das Ziel war eine "Verbesserung der Dortmunder Lebensqualität". Doch dachte die "Phoenix-See-Entwicklungsgesellschaft" mit all ihren Bau- und Werbemaßnahmen wirklich an alle Dortmunder? Und was sagen die Einwohner von Hörde zu all dem? Freuen sie sich über die steigenden Miet- und Baupreise, die "Erlebnisgastronomie" an der Promenade, das neue Außenbild ihres Stadtteils?
Göttliche Lage von Ulrike Franke und Michael Loeken ist eine Langzeitbeobachtung eines komplexen Projekts, einer Stadt und ihrer Einwohner, mit all den Problemen und auch Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Franke und Loeken werten dabei nie, sie zeigen. Sie zeigen die engagierte Projektplanerin, die Werbung für etwas macht, von dem sie gar noch nicht weiß, wohin es sich entwickeln könnte. Sie zeigen den Vorsitzenden des Heimatvereins, der scheinbar gegen Windmühlen kämpft, um ein Relikt der Stahlindustrie davor zu bewahren, im wörtlichen Sinne "unterzugehen". Und sie zeigen den alten Kern von Hörde, die Anwohner, die Ladenbesitzer, den Straßenpolizisten, die auf das Projekt schauen, mit Angst und Argwohn über mögliche Konsequenzen für ihr Leben. Und die dennoch mit Gleichmut abwarten wollen, was passiert.
Trailer zu Göttliche Lage
Der Film erzählt seine Geschichte völlig unaufgeregt und mit einer wohltuenden Ruhe, ohne zu urteilen und ohne Schwarz-Weiß-Malerei. Eine Kritik am System der Planung ist immer spürbar, wird aber nie plakativ zum Ausdruck gebracht. Der Film endet im Jahr 2013. Den See gibt es schon, doch die teils unfreiwillig komischen Probleme der Planung bestehen weiterhin. Ein lehrreicher und kluger Film über ein Langzeitprojekt, der Parallelen zur Städteplanung in Deutschland ganz allgemein zulässt.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung