Dead Zone - Der Attentäter (1983)

Silencio:

"ich glaub, der kassiert mittlerweile die Schecks und zuckt mit den Schultern."

Hört sich verdächtig nach einem gewissen Regisseur an den du schätzt ;)

"Interessanter als die Frage nach den Verfilmungen ist übrigens, welches Kings bestes Buch ist seit er mit dem Koksen aufgehört hat..."

Wann hat er denn offiziell aufgehört? Ich weiß das er wohl Tommyknockers ziemlich zugedröhnt geschrieben hat...

MB80:

"Kann dem King eigentlich auch nicht richtig gefallen haben..

Dem ist mittlerweile alles egal, der hat sich nicht mal richtig über den Dunklen Turm aufgeregt. Ne, mal im Ernst: ich glaub, der kassiert mittlerweile die Schecks und zuckt mit den Schultern (und darf sich wahrscheinlich vertraglich nicht zu negativ äußern). Ihm sei es gegönnt.

Interessanter als die Frage nach den Verfilmungen ist übrigens, welches Kings bestes Buch ist seit er mit dem Koksen aufgehört hat...

Silencio:

"Kubrick seziert Kings Charakterzeichnung und kommt zu dem Ergebnis, dass Kings Hypothese (Jack ist ein heimgesuchter Mann mit gutem Kern) falsch ist."

Ja, und daran hat sich ja King auch so zentral gestört wenn ich mich korrekt erinnere. Interessanterweise kommt Jack ja in Dr. Sleep auch vor, und wird vom Flanagan auch komplett negativ inszeniert. Kann dem King eigentlich auch nicht richtig gefallen haben...

"Bei "The Dead Zone" denke ich sowohl Cronenberg als auch King, weil der formal sehr bei ersterem ist,..."

Ja, bei der Inszenierung musste ich ganz oft an Dead Ringers denken u.a.

luhp92:

"Ich kenne weder as Buch noch den Film, kann dazu also nichts sagen."

Ich meine ich hätte gesehen, dass du dem bei Letterboxd 5/10 gegeben hast, deshalb hätte mich deine Meinung hier mal interessiert weil ich schon mitbekomme, dass du King liest.

PaulLeger:

"Das Eintreffen eines unheilvollen Ereignisses (teilweise in Zeitlupe) unendlich auszureizen um anschließend inszenatorisch zu eskalieren."

Und nicht zu vergessen: Split-Screen ;)

Das Finale von "Carrie" ist De Palma in Reinform. Das Eintreffen eines unheilvollen Ereignisses (teilweise in Zeitlupe) unendlich auszureizen um anschließend inszenatorisch zu eskalieren. Die Bahnhofszene in "The Untouchables" funktioniert ja nach einem ähnlichen Prinzip.

Für mich sind alle drei genannten Filme in erster Linie Filme ihrer Regisseure, aber das trifft meiner Meinung nach auf fast alle Filme zu, die nicht gerade von irgendwelchen Auftragsregisseuren ohne eigenen Stil gemacht wurden.

MB80:

"Wenn ihr an Shining, The Dead Zone oder Carrie denkt, denkt ihr dann primär "King Verfilmung" oder "Ja, große Buch-Adaption von Kubrick/Cronenberg/DePalma!" ?

"Shining" ist (unter anderem) Kubricks Kommentar auf Kings Buch, worin ich auch Kings Hauptproblem mit dem Streifen sehe: Kubrick seziert Kings Charakterzeichnung und kommt zu dem Ergebnis, dass Kings Hypothese (Jack ist ein heimgesuchter Mann mit gutem Kern) falsch ist.

Bei "The Dead Zone" denke ich sowohl Cronenberg als auch King, weil der formal sehr bei ersterem ist, während der inhaltlich einige Kernthemen und Konstellationen von letzterem deutlich aufgreift. Fast schon das platonische Ideal einer Adaption: der Inhalt des einen durch die Perspektive des anderen, beides bleibt intakt. (Nicht, dass etwas eine gute Adaption sein muss, um ein guter Film zu sein... siehe "Shining").

Bei "Carrie" wiederum sehe ich mehr King, obwohl der Film sich ironischerweise relativ stark von der als epistolary novel angelegten Erzählung wegbewegt. Persönlich sehe ich da weniger De Palma (nicht: keinen) als mir lieb wäre, auch wenn das ein (sehr?) guter Film ist.

"To stay true to the book, the film has to betray it."

David Cronenberg, Interview zu The Dead Zone

Ok, vorne weg, ich habe den Roman von King nicht gelesen, ich hänge noch im eine Billion Stunden langen Audiobuch zu "Es" fest. Aber wie das Zitat aus dem Bonusmaterial schon andeutet, es gibt einige deutliche Änderungen vom Buch zum Film. Das Ergebnis ist ein starker Cronenberg, der laut diesem "die Essenz des Buches bewahrt".

Johnny Smith erleidet einen schweren Unfall und erwacht Jahre später aus dem Koma, nur dass er nun mit dem Talent "gesegnet" ist, kritische, in der Regel tödliche Ereignisse in der Vergangenheit und Zukunft von anderen Menschen sehen zu können, wenn er diese berührt. Und in den Händen von Cronenberg nimmt dieses Talent natürlich einen extrem invasiven Charakter an, fantastisch gespielt von Christopher Walken, der hier sein ganzen Talent abfeuern kann (bevor er dann in den 2000er mehr und mehr zu einer wandelnden Meme wurde). Das Talent wird zum physisch erlebten Horror, und die Visionen zählen zu den klaren Stärken des Filmes. Ebenso die Inszenierung, die unglaublich präzise ist, was Blocking, Farbpalette und die Schauspieler angeht. Hier wird so viel erzählt, ohne das es ausgesprochen wird, das ist schon ein Fest für Cinephiles (die Bonusmaterialien auf der Koch Media BluRay Veröffentichung sind übrigens sehr zu empfehlen.).

Habe kürzlich übrignes einen Podcast ("Projektionen" mit dem Stiglegger) zu King gehört, wo u.a. auch "Friedhof der Kuscheltiere" besprochen wurde. Dabei wurde erwähnt, dass der eigentliche Horror und der Konflikt des Buches, nämlich etwas 100 Seiten im Buch, in denen der "Protagonist" damit kämpft, ob er sein Kind nun auf den Friedhof bringen soll, in beiden Verfilmungen verloren gingen. Cronenberg hat nun genau diesen Konflikt in seinen Film eingebaut, und die Dialogszene ist eine der pointiertesten und besten in Cronenbergs Karriere (auch wenn das Egebnis relativ klar ist).

Was mich interessiert: auf der angesprochenen BluRay steht ganz fett "Steven King’s The Dead Zone" drauf, und nichts von Cronenberg, was ich eher etwas befremdlich finde. Ist aber auch eher Marketing, S. King kennt man halt und es ist Teil einer Veröffentlichung von 3 King Verfilmungen mit ordentlich Bonusmaterial. Frage in die Runde: Wenn ihr an Shining, The Dead Zone oder Carrie denkt, denkt ihr dann primär "King Verfilmung" oder "Ja, große Buch-Adaption von Kubrick/Cronenberg/DePalma!" ?