Bewertung: 5 / 5
So, nun hab ich ihn gesehen – den Extended Cut vom zweiten [b]Hobbit – The Desolation of Smaug[/b]. Und der Film war, soviel sei vorab verraten, dadurch noch ne Ecke besser als im Kino. Doch fangen wir vorne an, zunächst werde ich eine normale Review durchgehen, um dann vor dem Fazit noch etwas genauer auf die Besonderheiten des Extended Cut einzugehen. [u][b]Inhalt:[/b][/u] Die Zwerge um Thorin und Gandalf haben die Widrigkeiten des Nebelgebirges überstanden und werden nach wie vor von den Orks unter der Führung Azogs gejagt. Dabei setzen sie ihre Reise gen Erebor, zum Einsamen Berg fort und begegnen nicht nur dem Gestaltwandler Beorn, sondern begegnen auch riesenhaften Spinnen und Waldelben bevor es sie nach Laketown verschlägt von wo der Einsame Berg nur noch einen Katzensprung entfernt ist. Doch die Zeit ist knapp und um das verborgene Portal zu öffnen bleiben nur noch wenige Tage… [u][b]Kritik:[/b][/u] The Desolation of Smaug setzt, wie könnte es anders sein, fast exakt da an wo uns der erste Hobbit verlies, jedoch nicht ohne zuvor eine wundervolle Rückblende einzuflechten, in der Gandalf und Thorin sich im Gasthaus zum tänzelnden Pony (bekannt aus dem ersten Herr der Ringe Film – Die Gefährten) treffen um die bevorstehende Reise zu besprechen. Diese Rückkehr an einen bekannten Ort der Ring-Trilogie ist eine von vielen Verbindungen zu eben dieser die hier wie auch bereits im ersten Hobbit-Film geschlagen werden. Neben einigen der zurückkerenden Darsteller sind es vor allem diese Momente die das Gefühl, dass der Film Teil eines größeren Ganzen ist, perfekt unterstützen. Überhaupt trägt das inzwischen bekannte Darsteller-Ensemble um Richard Armitage, Martin Freeman und Ian McKellen die Geschichte auf hervorragende Weise durch den zweiten Film. Darstellerisch gibt es wie gewohnt unter Jacksons Regie nichts zu bemängeln und auch Newcomer wie Evangeline Lilly als Tauriel fügen sich nahtlos in den Cast ein. Besonders hervorzuheben ist ihre Rolle als Verbindungsglied zu den Waldelben und in dieser Funktion auch zu Legolas, dessen Vater Thranduil eine nicht eben weniger wichtige Rolle im Film einnimmt als der König der Waldelben. Er war es, den wir in der Rückblende zu Beginn des ersten Hobbit kennenlernten und der nicht zuletzt der Grund für Thorins Groll gegen die Elben wurde, als er den Zwergen seine Hilfe versagte. Dieses Konfliktpotenzial zwischen Zwergen und Elben, Thorin und Thranduil ist einer der Punkte an denen die Politik sowie die Machtverhältnisse Mittelerdes mit alten Rivalitäten und Problemen im Film zum tragen kommen. Diese hier bereits angelegten Parteien werden mit Sicherheit im finalen Film der Hobbit-Trilogie in der Schlacht der Fünf Heere noch von Bedeutung sein und hier wird die Verknüpfung der Reihe untereinander weiter verstärkt und vertieft. Die Geschichte des Films ist nach dem ersten Drittel zweigeteilt und folgt auf der einen Seite den Zwergen auf ihrem Weg gen Erebor und den Widrigkeiten denen sie sich stellen müssen und auf der anderen Seite Gandalf auf seiner Suche nach Antworten rund um den geheimnisvollen Nekromanten und seine wachsende Gefolgschaft. Durch diese Zweiteilung kann Jackson den Spannungsbogen immer wieder neu anziehen, indem er Figuren in schwierigen Lagen zurücklässt und zunächst wieder zur parallelen Erzählung springt, um später dort wieder aufzugreifen. Diese Teilung des Films wird später aufgrund der Ereignisse im Film sogar noch weiter aufgesplittet, sodass wir letztlich am Ende des Films 4 Handlungsstränge haben, denen im finalen Film gefolgt werden kann – auch hier sieht man Parallelen zum Herrn der Ringe, in dessen zweiten Film die Gemeinschaft ebenfalls so weit ihre eigenen Wege ging, dass man mehrere parallele Handlungen hatte, denen grade Die Rückkehr des Königs folgte. Unabhängig von den Parallelen zum Herrn der Ringe hat The Desolation of Smaug jedoch noch extrem viel Eigenes zu bieten. Da wäre zum einen der im Vergleich zum ersten Hobbit natürlich jetzt viel direktere Einstieg in die Action. Die Figuren sind etabliert, der erste Film ist überstanden, jetzt geht die Geschichte im Grunde erst richtig los. Und hiermit arbeitet Jackson natürlich auch. Der Film bekommt weiterhin viele großartige Dialoge und Geschichten mit auf den Weg, aber das alles wird immer häufiger von tollen Actionpassagen unterbrochen, die sich sehr viel erwachsener anfühlen als noch im ersten Film. Der gesamte Film ist überdies sehr viel düsterer als der erste mit seinem eher kindlich-lustigen Grundton. Die Geschichte entwickelt sich weiter und ein Krieg zieht herauf, dessen erste Auswirkungen bereits hier überdeutlich zu spüren sind. Vor allem die Charaktere zeigen sich von den Geschehnissen immer stärker beeinflusst. Grade Thorin, Bilbo und auch Gandalf entwickeln sich im Film und stehen vor Problemen und Situationen mit denen sie nicht gerechnet haben und die Entwicklung verlangen. Entwicklung die teils bereits passiert, teils aber durch geschickt in den Film eingewobene Andeutungen noch genügend Raum für einen Abschluss der Charakterentwicklung im letzten Film lässt. Die Effekte sind hier noch mal eine Ecke besser als im ersten Hobbit, das CGI fällt nur selten negativ auf und die Orks wirken auch natürlicher. Nach wie vor fällt eine gewisse Blutleere in den Kampfszenen auf, trotzdem wirkt der Film im Ganzen sehr viel roher und brutaler als der vergleichsweise handzahme Erstling. Grade Smaug ist ein wahrer Augenschmaus und die Szenen zwischen Bilbo und dem Drachen sind neben der Riddles in the Dark-Episode aus dem ersten Film die besten Leistungen die Freeman in beiden Filmen bisher abliefern durfte. Die Chemie zwischen Cuberbatch als Smaug und Freeman als Bilbo funktioniert auch in dieser ungewöhnlichen Konstellation hervorragend und hinterlässt das Gefühl von Epik. Und Epik macht sich generell in diesem Film noch sehr viel stärker breit als im ersten. Die Szenen wirken größer, der gesamte Rahmen des Films scheint sich breiter zu spannen, nicht nur durch die verschiedenen Handlungsstränge. Auch die Musik spielt erneut eine entscheidende Rolle und trägt ihren Teil zur zunehmenden Epik des Films bei. [b]Extended Edition:[/b] Die Extended Edition fügt dem Film einige wesentliche Handlungselemente wieder hinzu, die ihn einfach noch sehr viel runder erscheinen lassen als die Kinofassung. In der Kinofassung hatte ich mehrfach das Gefühl, dass sich der Film unrund oder nicht wirklich fertig anfühlt. An vielen Stellen gab es dieses Bedürfnis nach „mehr“ und das wird in der Extended Edition genial befriedigt. Viele der Szenen füllen die Handlung einfach auf, geben mehr über die Figuren preis und runden den Film einfach ab. In der Eröffnungsszene im tänzelnden Pony gibt es längeren Dialog zwischen Gandalf und Thorin, wodurch die Hintergründe klarer werden und auch die Frage nach dem Verbleib von Thorins Vater Thrain wird noch einmal aufgegriffen um später in den Ereignissen in Dol Guldur in einer Sequenz zuende geführt zu werden in der Gandalf den verwirrten Zwerg findet und wir von dessen Schicksal erfahren. Zudem wird die Brücke zum Herrn der Ringe auch hier weiter gefestigt und der gesamte Gandalf-Part der mehrgeteilten Story des Films fühlt sich dadurch runder und gerechtfertigter an. Zudem wird die komplette Sequenz mit Beorn um einige Szenen erweitert, die der Figur des Gestaltwandlers viel mehr Hintergrund geben und sie um einiges interessanter werden lassen. Im Kino fühlte sich dieser Zwischenstop durch die kurze Abhandlung viel zu überhastet an, in der Extended Edition passt die Sequenz und der Rhythmus des Films ist viel besser. Ebenso ist die gesamte Sequenz danach, in dem der zunehmend schlechtere Geisteszustand unserer Gefährten im Wald gezeigt wird, sehr viel nachvollziehbarer. Unterstützt von Bildern und Sounds wirkt der Trip Richtung Wahnsinn hier viel weniger plötzlich und schnell und entfaltet einen größeren Effekt. Auch in der Seestadt werden die Beweggründe der Figuren, insbesondere des Meisters und Alfrids, deutlicher und die gesamte politische Lage in der heruntergekommenen Stadt wird vom Extended Cut mit Leben gefüllt. Insgesamt kann man über die Extended Edition wohl sagen, dass sie den Film um einiges mehr bereichert als es noch beim ersten Hobbit der Fall war. Viele der Sequenzen und Szenen dienen der Charakterentwicklung und geben tiefere Einblicke in die Welt des Films und auch in die Geschehnisse außerhalb der eigentlichen Geschichte, die nicht zuletzt auf das Finale zusteuern. Der längeren Fassung würde ich gegenüber der Kinofassung jedenfalls jederzeit den Vorzug geben, da sich diese bereits als ich aus dem Kino kam unrunder anfühlte und einfach nicht so gut funktionierte wie diese Extended Edition. [u][b]Fazit:[/b][/u] Der Hobbit – The Desolation of Smaug ist ein großartiger Film geworden, der alle Tempoprobleme die man mit dem ersten haben konnte über Bord wirft und auch nicht mehr mit „billigen Lösungen“ für Probleme um die Ecke kommt wie dem „Gandalf ex Machina“. Die neuen Figuren, allen voran Tauriel, Legolas und Bard, fügen sich gut in den bestehenden Cast ein und lassen die Geschichte durch neue Schicksale weiterhin frisch wirken. Trotzdem macht es auch weiterhin Spaß Bilbo, Thorin und Gandalf durch die große Hauptstory des Films zu folgen. Effekte, Darsteller, Musik, alles versprüht die Mühe und die Magie die es braucht, damit dieser Film funktionieren kann. Und auch wenn der Film als zweiter der Trilogie das ärgerliche Los hat kein wirkliches Ende zu bekommen wirkt er trotzdem in sich so geschlossen, dass man mit dem Ende bis zum Finale leben kann. In Sachen Action und Effekte macht der zweite Hobbit einen Schritt nach vorne gegenüber dem ersten und vor allem was das Gefühl angeht „erwachsener“ geworden zu sein passt hier alles sehr gut. Der Extended Cut gibt dem Film an allen Ecken und Enden das, was ich persönlich in der Kinofassung vermisst habe und schließt die Löcher und verknüpft die losen Enden an denen ich mich störte so gut, dass für mich der Film damit zum bestmöglichen Erlebnis wurde und sich in dieser Fassung einfach rund anfühlt. So gebe ich The Desolation of Smaug (allerdings nur im Extended Cut) wohlverdiente [b][u]10/10 Punkte[/u][/b] bzw. [b][u]5/5 Hüte[/u][/b] [i](die Kinofassung hätte wohlwollende 9/10 bzw. 4,5/5 bekommen)[/i] und kann nur empfehlen ihn sich, sollte man das bisher unterlassen haben, in dieser Langfassung nun anzuschauen. Der Film bringt Mittelerde nach dem zauberhaften, aber eher handzahmen ersten Film wieder auf das Niveau das man sich als erwachsener Zuschauer wünscht und dürfte damit auch viele der Zweifler zufriedenstellen, denen der erste nicht genug war.
Der Hobbit - Smaugs Einöde Bewertung