Hand aufs Herz. Wer (in meinem Alter) hat als Kind nicht insgeheim manchmal den Wunsch gehegt, dass da nicht doch irgendwann eine Hogwarts-Einladung im Briefkasten landet und man diese Welt mit eigenen Augen bewundern kann? Gestern kam ich diesem Traum näher als je zuvor.
"Harry Potter: The Exhibition" kann man quasi als kleinen Ableger der Warner Bros. Studios Tour in London bezeichnen. Es ist eine Wanderausstellung mit zahlreichen Originalrequisiten und -kostümen, die bereits seit Anfang 2009 quer durch die Welt tourt. Im Zeitraum vom 3. Oktober 2014 bis in den Februar 2015 findet sie erstmals in Deutschland exklusiv im Kölner Odysseum statt. Da ich bis Köln nicht allzu lange fahren muss, war ein Besuch für mich Pflicht und es hat sich wahrlich gelohnt! Wenn es zeitlich passt, werde ich mich der Warner Bros. Studios Tour in London definitv ebenfalls widmen.
Im Kölner Odysseum fängt das Abenteuer schon an, bevor man die eigentliche Ausstellung überhaupt betreten hat. Überall hängen große Banner, Trailer flimmern über die Bildschirme und wir begegnen Besuchern und Angestellten in Gryffindor-Schals. Vorfreude macht sich breit. Nach Erhalt der Tickets werden wir in einen Warteraum geleitet, der Ausstellungsbesuch folgt einer Staffelung von 30 Minuten. Hier kann man sich schon an den Klängen der Originalmusik erfreuen, die Vorfreude wächst weiter an. Wir hatten Tickets für 12.30 Uhr, aber wegen eines Fehlers an der Kasse konnten wir die Ausstellung schon um 12 Uhr betreten. Besser hätte es gar nicht laufen können!
Erster Halt war ein optionales Fotoshooting vor einem Greenscreen. "Welchen Zauberstab möchtest du haben?", fragte die Fotographin und meine Hand griff instinktiv zu dem Elderstab. Ob aus Eitelkeit oder Größenwahn, ich weiß es nicht :D Mit einer Zauberstab-Geste vor die Kamera, am Ende der Ausstellung konnten wir uns einen Hintergrund für das Foto auswählen.
Nach einer kurzen Wartepause ging es dann endlich "richtig" los, aber Hogwarts wäre ja nicht Hogwarts, wenn man nicht zuvor eingeschult wird. Eine nette, junge Frau übernahm die Aufgabe, den Erstklässlern den Sprechenden Hut (Sprache im englischen Original) aufzusetzen. Ein mutiger Junge im Alter von 9-10 Jahren preschte vor und behauptete stolz, er würde gerne nach Slytherin kommen - der Wunsch wurde ihm gewährt. Ahnung hatte er auch, so war seine Antowrt auf die Frage, ob er mit dem Nimbus 2000 oder dem Feuerblitz angereist sei, ganz klar: "Mit dem Silberpfeil." Respekt!^^ Obwohl die Auswahl optional war, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, mir den Hut ebenfalls aufsetzen zu lassen. Wann bekommt man dazu schon die Chance? Gleichwohl mein Herz für Gryffindor schlägt, blieb ich bei dem Wunsch doch etwas realistischer: So wurde ich ein Ravenclaw. (Hufflepuff würde wahrscheinlich auch passen :D ).
Nach Beendigung der Häuserzuteilung kamen wir in einen Vorraum, dessen Wand mit acht oder neun Bildschirmen versehen war. Zuerst war ich etwas verwirrt über den Zweck dieses Raums, bis schließlich Szenen aus allen Filmen über die Bildschirme liefen. Jeder Bildschirm zeigte andere Szenen oder eine Szene aus verschiedenen Blickwinkeln, der Soundtrack schallte laut durch den Raum.
So gebannt von den Bildern merkte niemand, wie sich hinter uns die Tore öffneten. Erst als die Stimme einer Frau mit Laterne in der Hand ertönte, drehten wir uns um. Der folgende Eindruck lässt sich kaum in Worte fassen. Da stand eine kleinere Ausgabe des Hogwarts-Express, zischend und dampfend, und weiterhin erfüllte der Soundtrack die Luft. Dieses Gefühl, diese Erhabenheit, als ob man direkt in den Film eingetaucht ist! Für mich einfach unbeschreiblich!
Von nun an konnten wir uns frei durch die verschiedenen Räume bewegen und sämtliche Requisiten, Köstume und Figuren bestaunen. Die Räume waren nach unterschiedlichen Aspekten sortiert, z.B. der Gryffindor Geheimschaftsraum, die Hogwarts-Lehrer, Hagrids Hütte, der verbotene Wald oder die dunklen Mächte. Aufgrund der Vielfalt kann und werde ich da jetzt nicht näher drauf eingehen. Einiges möchte ich trotzdem erläutern. Die Atmosphäre in diesem Räumen ist einfach unglaublich. An den Wänden hängen häufig kleine Bildschirme, die entsprechende Szenen zu der grade dargestellten Thematik zeigen. Man hat also ständig einen direkten Bezug zu den Filmen. Gleichzeitig ist die Soundkulisse ziemlich überragend. Erstens wird man, wie oben schon erwähnt, stets von der Filmmusik begleitet und zweitens hat man oftmals Tonspuren aus den Filmen in den Ohren. Die Fette Dame mit ihrem Glas und Gesang, das Kreischen der Alraunen, welche man selbst herausziehen kann, das Fangeschrei der Quidditschzuschauer oder das leise Flüstern von Voldemort. Teilweise kann man die Szenerien sogar erriechen. Vorteilhaft bei so einer Ausstellung ist ebenfalls, dass man sich die Requisiten und Köstüme genauer ansehen und so deren Detailverliebheit erkennen kann. Wer wusste z.B., dass Lucius Malfoy einen Gürtel mit Schlangenköpfen als Schnalle hat? Welche Form die einzelnen Zauberstäbe der Charaktere haben? Wie das Buch des Halbblutprinzen und Snapes Gekritzel wirklich aussieht? Oder Ausdrücke des Tagespropheten sowie Aushänge des Ministeriums, denen man in den Filmen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat? An dieser Stelle zollt man den Kostüm- und Requisitendesigner automatisch großen Respekt. Außerdem war es für uns unerwartet überraschend, wie klein manche der Kostüme doch sind. In den Filmen denkt man nicht großartig darüber nach, aber in der Ausstellung fällt es sofort auf, dass Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson früher eben auch nur Kinder und daher sehr klein waren. Gleichzeitig bekommt man ein sehr gutes Gefühl dafür, wie riesig Hagrid und seine Hütte eigentlich sind. Sein Kostüm ragt 3 - 3,5 Meter in die Höhe und auf seinen Sessel kann man sich ohne Mühe zu zweit draufsetzen :D
Leider hat so eine Ausstellung auf irgendwann ein Ende, aber wenigstens kann man sich danach noch etwas im Merchandisebereich umschauen. Hier kann man tatsächlich arm werden, wenn man nicht aufpasst. Es wird allermöglicher Unsinn angeboten, natürlich zu überteuerten Preisen. Kleidungsstücke aus den verschiedenen Häusern, Metallwappen, Zauberstäbe, Kugelschreiber in Form von Zauberstäben, eine Kopie der Karte des Rumtreibers, verschiedene Sorten an Süßkram und und und. Ich habe mir den offiziellen Ausstellungskatalog (mit seperater Hogwarts-Einladung an Harry aus dem ersten Teil) geholt und bei einem Gryffindor T-Shirt konnte ich auch nicht Nein sagen. Als Regal-Souvenir habe ich mir zudem eine Schachtel "Bertie Botts Bohnen in sämtlichen Geschmacksrichtungen besorgt. Die Angaben auf der Rückseite sind auf jeden Fall sehr abenteuerlich: Angeblich sollen da z.B. Dreck, Regenwurm, Ohrenschmalz, Gras, faule Eier, Seife oder Erbrochenes enthalten sein :D
War von euch schon jemand zur Ausstellung? Will noch jemand dorthin? Ich kann es jedem Harry Potter Fan von ganzem Herzen empfehlen! Falls ihr Kinder oder Neffen/Nichten habt, die sich für den Stoff begeistern können, dürfte es für diese besonders aufregend sein.
Für alles weitere hier der Link zum offiziellen
Moviejones-Beitrag.
Harry Potter: The Exhibition - Eine Reise in die magische Welt
luhp92 | 23.11.2014