Bewertung: 1 / 5
7 Jahre hatte man nichts von Freddy Krueger gehört, als 2010 Michael Bays Horror-Remake-Fabrik Platinum Dunes im Nachklang des Friday 13th-Remakes mit A Nightmare on Elm Street um die Ecke kam. Ein neuer Freddy in Form von Jackie Earle Haley sollte sich in die Herzen der Zuschauer schlitzen und das Franchise zu neuen Höhen führen. Doch gelang das Unerwartete, oder ist dieser Film der letzte Sargnagel in einer ehemals großartigen Horrorreihe?
Trailer zu A Nightmare on Elm Street
Inhalt:
Dean Russell (Kellan Lutz) sitzt in einem Diner und hat seit einigen Tagen kaum Schlaf gefunden. Ein Mann im gestreiften Pulli und mit einem Messerhandschuh jagd ihn in seinen Alpträumen. Doch niemand würde ihm das glauben, also versucht er diesen Schrecken mit sich selbst auszumachen. So kommt es wie es kommen muss und vor den Augen seiner Ex-Freundin, Kris (Katie Kassidy), wird er im Schlaf ermordet. Doch für alle anderen sieht es aus, als hätte er Selbstmord begangen, da Krueger ihn zwingt sich mit einem Messer selbst den Hals aufzuschneiden. Doch schnell wird den anderen Teenagern bewusst, dass an diesem Selbstmord mehr dran war, als zunächst befürchtet...
Kritik:
Tatsächlich startet die 2010er Version von A Nightmare on Elm Street relativ vielversprechend. Die Opening Credits sind gekonnt inszeniert und treffen die Balance zwischen interessant und spooky recht gut. Auch die Eröffnungsszene weiß zu gefallen, selbst wenn es fraglich bleibt, warum man gleich mit einem so blutig-brutalen, jedoch recht einfallslosen Kill einsteigen musste. Sei es drum, die ersten 10-15 Minuten des Films gehen tatsächlich in die richtige Richtung. Das Problem dabei: Danach geht es praktisch nur noch bergab. Sieht man einmal davon ab, dass der Traumkiller Krueger natürlich in einem Remake auch neu erklärt werden muss, beschäftigt sich der Film so unfassbar ausführlich und lang damit, in der Vergangenheit der Teenies und Kruegers herumzutollen, dass er storytechnisch praktisch für 90 Minuten absolut dahinschleicht.
Dabei wäre es so einfach: Krueger ein paar blutige und gut inszenierte Kills gönnen, einige clevere Ideen mit dem Traumsetting basteln und sich durch das Reboot eventuell ein neues Set an Regeln ausdenken. Was macht der Film? Er führt "Micro-Naps" ein, diese Art Sekundenschlaf, unter dem man nach über 72 Stunden Schlaflosigkeit leidet. Ja, das ist das große neue Gimmick - Freddy kann auch tagsüber kurzfristig gesehen werden, wenn man mal kurz wegnickt. Spannend. Oder auch nicht. Denn ohne überkritisch wirken zu wollen: Freddy hat immer schon sehr gut funktioniert, wenn er nur im nächtlichen Schlaf in die Träume der Teenies schlüpfte. Und wenn man wirklich etwas Neues zu erzählen hätte, würde das Remake sicherlich auch Sinn machen. So wirkt es wie ein ideenloses Recap des Originals, ohne dessen Stellenwert überhaupt durch etwas Eigenständiges ankratzen zu wollen.
Und das geht so weit, dass man sogar den ikonischen "Tod an der Decke" kopiert. Weit weniger effektiv inszeniert, wesentlich langweiliger, brutaler und dümmer. Man probiert nicht einmal, der gnadenlosen Effizienz der Szene aus dem Original gerecht zu werden. Stattdessen gestaltet man die Szene lediglich weniger ernstzunehmend und nicht halb so eindringlich. Regisseur Samuel Bayer versteht sich zweifellos darauf, den visuellen Stil des Originals zu kopieren, doch sich auch nur einmal kreativ davon zu lösen, wäre wohl zu viel verlangt gewesen. Die eine Richtung, in der das Remake sich ein wenig vom Original absetzt, ist zugleich die denkbar dümmste: Freddy Kruegers Vergangenheit. Sicher, im Original erfuhr man irgendwann auch, dass er ein Kindermörder war, den die Eltern via guter alter Lynchjustiz zur Strecke brachten. Hier ist es jedoch ein pädophiler Geisteskranker, der diese ekelhaft-übersexualisierte Bindung zu seinen Lieblingen nochmal ausleben darf.
Grade seine Verbindung zu Nancy Thompson Holbrook (Rooney Mara) wird als eine der Haupttriebfedern für die elendlig lahme Erzählung genutzt, während sie sich nach und nach an das Vergangene erinnert, welches die Eltern vertuschen wollten. Sicher, all das verleiht der Verbindung zwischen Nandy und Freddy hier eine weit persönlichere Note, macht aber auch viel von dem unmittelbaren Schrecken des Unbekannten kaputt, der das Original von Craven so brilliant machte. Hier ist Freddy nur das kranke Abbild eines kranken Mannes, welcher von den misshandelten Kindern überführt und von deren Eltern getötet wurde. Der gesamte Film lässt für Mysterien keinen Raum, er erklärt minuziös alles Geschehene, sodass am Ende kein Zweifel an Schuld und Unschuld besteht und, so klar wie platt, Gut gegen Böse gestellt werden kann.
Dass dabei Jackie Earle Haleys Darstellung des alten Käsegesichts durch die Semi-CGI-Maske nicht nur weniger real wirkt als Englunds, sondern auch seine, durch bestimmte Filter, "übernatürlich" gestaltete, Stimme mehr gewollt als gekonnt wirkt, tut dem Schrecken um die Figur dann auch keinen Gefallen mehr. Zumal der Film in allererster Linie mit Massen über Massen billigster Jump-Scares arbeitet - ja, man lässt sogar Freddy an einer Stelle wirklich und wahrhaftig mit einem "Buh" neben einem der Teenies auftauchen. Verzeihung, aber das war der Kerl, der im Original von ´84 noch Teenies wie Zuschauer in Angst und Schrecken versetzte, indem er einfach garnichts sagte. Selbst das ikonische Geräusch der Messer auf Metall musste man zerstören, indem man digital dämliche Funken hinzufügte und deren Geräusch über das widerliche "Skrieek" der Krallen legte. Nun wirkt Krueger, mehr noch als Englund, selbst in seinen schwächsten Momenten, wie eine Karrikatur dessen, was damals Schrecken verursachte.
Da kann dann auch der Score von Steve Jablonsky nichts mehr herausreißen, der, abseits einiger Klänge des ikonischen Themes, wirklich garnichts bietet, was auch nur im Ansatz hängen bleibt. Die Szenen, in denen es überhaupt Score gibt, werden dabei mit lustlosem Gedudel untermalt, welches die allgemeine Müdigkeit und Lustlosigkeit nur noch weiter unterstreicht. Aber vielleicht war das ja auch der Gedanke hinter diesem Remake: Die Zuschauer müde machen und somit Freddy in die Arme treiben. Wir werden es wohl nie erfahren.
Fazit:
A Nightmare on Elm Street ist in seiner 2010er Inkarnation eine Beleidigung für alle Fans des Originals und seiner Nachfolger. Der Film schleppt sich schleichend dahin und erzählt eine Geschichte, die keiner wirklich sehen wollte. Dabei kümmert er sich kaum eine Sekunde um seine lahmen, angsty Teenies, welche dadurch zu simplem Messerfutter für einen Freddy Krueger verkommen, über den wir zu viel wissen und der dabei zu wenig Angst macht. Es wäre vermutlich spannender gewesen, den Film komplett in der Vergangenheit spielen zu lassen, bevor Krueger zum Traum-Schlitzer wird, denn auf diesen Part der Geschichte scheint es der Regisseur ohnehin besonders angelegt zu haben. Okaye Performances, ein schreckloser Schurke, Jumpscares ohne Ende und ein Score, der keine Prägnanz besitzt - daraus kredenzte man ein visuell nettes Filmchen, welches es in der Original-Reihe maximal mit dem reichlich unterirdischen sechsten Film aufnehmen könnte.
Von meiner Seite gibt es
2/10 Punkte bzw 1/5 geklaute Hüte
und die dringende Empfehlung diesen Film, und sei es nur aus Komplettismus, zu meiden. Einen tieferen Punkt hatte die Reihe unter Englund, selbst in ihren schlechten Einträgen, nie erreicht und es wundert nicht, dass wir inzwischen erneut fast 8 Jahre nichts von Freddy hörten. Geht lieber hin und schaut euch nochmal das Original an!