Bewertung: 5 / 5
1979 kam der zum damaligen Zeitpunkt noch relativ unbekannte Regisseur Ridley Scott mit einem Werk daher, dass die Genres Horror und Science-Fiction nachhaltig prägen sollte. Alien wurde als erster Teil einer bis 1997 vier Teile umfassenden Reihe zum Meilenstein der Filmgeschichte und versetzt bis heute noch Cineasten auf der ganzen Welt in schaurige Verzückung.
Handlung:
Trailer zu Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
Die Crewmitglieder der Nostromo befinden sich seit nunmehr 18 Monaten im Kälteschlaf auf dem Rückweg zur Erde als sie vom Bordcomputer Mutter aus ihrem Schlaf geweckt werden. Ein Funksignal von einem kleinen Planetoiden hat dieses außerplanmäßige Manöver verursacht und sorgt dafür, dass die Crew dem Signal nachgeht. In einem gewaltigen Wrack eines Raumschiffes findet die kleine Gruppe etwas, mit dem sie nicht gerechnet haben. Und als sie dann noch einen blinden Passagier mit auf die Nostromo bringen, nimmt der Schrecken seinen Lauf.
Kritik:
Alien ist zweifellos einer der bekanntesten Sci-Fi-Horrorfilme aller Zeiten. Kaum jemand, der mit dem Namen der Filmreihe nicht zumindest etwas anfangen kann. Was Scott vor über dreißig Jahren geschaffen hat, sucht bis heute insbesondere in Sachen Atmosphäre seinesgleichen. Das großartige Ensemble um Sigourney Weaver in der Rolle des Inbegriffs der toughen Heldin Ellen Ripley trägt einen großen Teil dazu bei, dass dieser Film so gut funktioniert.
Figuren:
Tja, wo soll man hier anfangen. Ich werde mich ausnahmsweise von meinem üblichen Schema entfernen und die Figuren etwas weniger genau auseinandernehmen und dafür alle ein wenig würdigen.
Die Hauptrolle ist bis zum Ende eigentlich eher unklar, da sich erst relativ zum Schluss herauskristallisiert, wer den Film überhaupt überlebt. Im Nachhinein wurde im Laufe der Reihe natürlich klar, dass Weaver die zentrale Figur der Alienreihe ist und auch bereits in diesem ersten Teil das Heft in die Hand nimmt. Sie spielt äußerst nuanciert und es gelingt ihr wunderbar, den Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen.
Daneben gibt es natürlich insgesamt nicht so viele Figuren, was die Identifikation für den Zuschauer nicht eben einfacher gestaltet. Tom Skerrit und Ian Holm als Dallas und Ash stechen hier noch als Leitfiguren am stärksten heraus. Durch Skerrits enorm beherrschtes und gelassenes Spiel kommt das Gefühl hier den Captain, welcher auf alles eine Antwort hat, vor sich zu haben auf. Diese Darstellung macht es auch einfach, sich mit dieser grundsympathischen Figur anzufreunden und mit ihr mitzufiebern. Holm hingegen bleibt von Anfang an in immer wieder auftauchenden kleinen Andeutungen stets undurchsichtig. Etliche schwer nachvollziehbare Aktionen machen die Figur immer wieder verdächtig und lassen ihn als Fremdkörper innerhalb der Crew erscheinen. Es kommt bereits relativ früh zu Konflikten zwischen Ash und Ripley, welche sich einer Climax folgend immer weiter steigern, bis es zur Eskalation kommt.
Das Duo Harry Dean Stanton und Yaphet Kotto in den Rollen der Schiffsmechaniker Brett und Parker sind so etwas wie die Komiker des Casts. Die meisten der ohnehin eher spärlichen Lacher des Films gehen auf ihr Konto und die beiden spielen herrlich zusammen. Durch ihre in der Crew-Hierarchie eher untergeordnete Rolle kommt es innerhalb der Gruppe teilweise auch zu Reibungspunkten, welche nicht zuletzt eine Art von Schichtgesellschaft kritisch in den Focus nehmen. Hier lässt sich auf jeden Fall ein recht klares Statement zu solchen gesellschaftlichen Erscheinungen herauslesen, was dem Film natürlich positiv anzurechnen ist.
Die letzten beiden im Bunde sind John Hurt und Veronica Cartwright in ihren Rollen als Kane und Parker. Während Hurts Rolle aufgrund ihrer Anlage leider nicht so viel Screentime bekommt, um sich zu entfalten und etwas vernachlässigt wirkt, stellt sich Cartwright als die psychisch labilste Figur im Ensemble dar. Sie ist bereits relativ früh im Film nahe am Nervenzusammenbruch und hat immer wieder Szenen, in denen sie ihre Gefühle nicht kontrollieren kann. Das sorgt nicht zuletzt für Reibungen mit der Figur der Ripley, überträgt durch das gute Spiel die Panik jedoch auch auf den Zuschauer, was die ohnehin dichte Atmosphäre nur verstärkt.
Die gesamten Darsteller machen ihre Sache sehr gut und lassen den Zuschauer nicht im Stich. Durch überzeugendes Spiel wird die Illusion einer tatsächlich so zusammenarbeitenden Truppe erstellt und aufrecht erhalten, was dem Film eine, zumindest für das Horror-Genre, erstaunliche Dichte verleiht.
Effekte:
Die Effekte sind natürlich heute nicht mehr vollständig zeitgemäß, haben aber insbesondere in der hervorragenden Restauration für die Blu Ray-Fassung nichts von ihrer Effektivität verloren. Die Weltallaufnahmen mit ihren Modellen funktionieren heute wie damals in imposanter Weise und können vollauf überzeugen. Die leicht archaisch anmutende Innenausstattungg der Nostromo im Bezug auf die Computer fällt zwar heute auf, stört aber im genialen Setdesign nicht und fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein.
Eben dieses Setdesign und die genialen Aufbauten, die Teils auf den Entwürfen H. R. Gigers basieren, aus dessen Feder auch das alptraumhafte Alien selbst stammt, sind es auch, die einen so unweigerlich in ihren Bann ziehen. Stets wie ein düsterer Traum wird meist überzeichnet. Die Innensets auf dem Schiff haben immer etwas klaustrophobisches, jedoch sind auch die surrealistischen Felsformationen auf dem Planeten wo die Crew das Alien findet kaum als angenehm zu beschreiben. Permanent scheint die Bedrohung bereits in der Umgebung selbst zu lauern und sorgt für konsequentes Unbehagen beim Zuschauer.
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Inszenierung:
Die aufwändigen Aufnahmen und Kamerafahrten sind bis heute zu einem der Markenzeichen von Regisseur Ridley Scott geworden und auch hier beweist er bereits ein geniales Gespür für effektive Sequenzen. Allein die Eröffnungssequenz mit ihrer bedrohlichen Fahrt durch das All mit dem Auftauchen der sonderbaren Hieroglyphen, welche letztlich das Wort ALIEN bilden und durch das Innenleben der stummen Nostromo ist an Imposanz kaum zu übertreffen. Dieser Trend setzt sich durch den gesamten Film fort und stilsicher fängt Scott die gesamte Bedrohung, die von diesem Film ausgeht, gekonnt ein, lässt sich dabei jedoch bei der Erzählung sehr viel Zeit.
Überhaupt dauert es sehr lange, ja etwa eine Dreiviertelstunde, bis überhaupt etwas passiert. Bis dahin wird die Spannung und Bedrohung aufgebaut, die Figuren werden eingeführt und alles entwickelt sich langsam, fast schleichend, bis es nahezu unerträglich wird, nur um sich dann freilich nie einfach so zu lösen. Klar kommen immer wieder Momente auf, in denen ein Teil der Spannung gelöst wird und der Schrecken groß ist. Doch niemals geschieht das, ohne dass nicht bereits der nächste Teil des Spannungsbogen in der Finsternis lauert und wieder aufgenommen wird. So gelingt es Scott über den gesamten Film eine fast unerträgliche Anspannung aufrecht zu erhalten, die erst in der allerletzten Minute tatsächlich gelöst wird, wenn die letzte Note des Soundtracks verklungen ist.
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Sound:
Der Soundtrack trägt übrigens ebenfalls einen ganz großen Teil zur unvergleichlichen Stimmung des Films bei. Jerry Goldsmiths finsterer, jedoch epischer Score trifft die Stimmung des Films in jeder Sekunde und unterstreicht Scotts hervorragende Regiearbeit effektiv. Selbst wenn niemand spricht, ja wenn nicht einmal Darsteller im Bild sind, so wie zu Beginn des Films, entfaltet die Musik ihre hypnotische Wirkung und zieht einen in diese bizarre Welt, die den Film ausmacht.
Neben der tollen Musik finden sich natürlich auch immer wieder klasse Soundeffekte. Die Geräusche des Films von dem widerlichen Kreischen der Alien-Kreaturen, bis hin zu simplen Dingen wie den Schiebetüren der Nostromo werden gekonnt vertont. Es sind auch immer wieder Kleinigkeiten in der Klangkulisse, die Ereignisse vorausdeuten oder andeuten, welche folgen werden. Immer wieder finden sich Sounds, die wie bedrohliches Atmen oder der Herzschlag einer ungeheuerlichen, fast göttlichen Instanz klingen und die Bedrohung und Angst weiter steigern.
Der Film weiß einfach durchweg zu gefallen. Scott weiß genau, wie lange er den Spannungsbogen aufrecht erhalten muss und zelebriert hier bereits den langsamen und erdigen Erzählstil, der ihn später mit Filmen wie Blade Runner oder Gladiator in den Olymp zu den absolut größten Regisseuren unserer Zeit hob.
Fazit:
Alien ist und bleibt ein Meilenstein der Filmgeschichte. Die Darsteller, das Design, die Musik, die Effekte oder das Make-Up und allem voran diese unvergleichliche Atmosphäre machen diesen Film zu einem absoluten Erlebnis. Vollgestopft mit etlichen Details und ausgestattet mit einen Spannungsbogen der jede Sekunde zu zerreißen droht, schickt er den Zuschauer auf eine klaustrophobische Höllenfahrt durch die finsteren Eingeweide der perfekt ausgestalteten Sets der Nostromo an die er sich noch lange erinnern wird.
Jeder Cineast, eigentlich jeder der Filme mag, sollte dieses Meisterwerk einmal gesehen haben, an dem ich nichts zu bemängeln finde und den ich kaum genug loben kann. Unerreicht, selbst vom genialen Nachfolger Aliens unter Camerons actionreicher Regie, erhält Alien von mir
10/10 Punkten bzw. 5/5 Hüten,
weil er auch nach über dreißig Jahren bei jedem Anschauen unvergleichlich ist und mich immer erneut in Erstaunen und Angst versetzt. Wer sich diesen Film nicht anschaut, ist wirklich selbst Schuld!