Anzeige
Anzeige
Anzeige

Am Himmel der Tag

Kritik Details Trailer News
Ganz ohne Klischees

Am Himmel der Tag Kritik

Am Himmel der Tag Kritik
0 Kommentare - 25.11.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Keine Klischees, bitte. Obwohl sie sich einem ja aufdrängen könnten - sowohl beim Thema des Films (tragische Schwangerschaft) wie bei dessen brillanter Hauptdarstellerin Aylin Tezel. Tezel ist die neue Jungkommissarin im Dortmunder "Tatort", die behende auf Mülltonnen springen kann und die Nase stets vorn hat, wenn es um die Aufklärung eines Falles geht. Tezel - Vater Türke, Mutter deutsch - war anfänglich Spezialistin für junge Kopftuchträgerinnen und überhaupt für Türkisches, vom Inzest-Tatort "Wem Ehre gebührt" über eine Gastrolle in der Sitcom Türkisch für Anfänger bis hin zum Publikumserfolg Almanya - Willkommen in Deutschland (Deutscher Filmpreis). Aus dieser Schublade ist sie spätestens mit ihrem neuen Film Am Himmel der Tag nun heraus.

Aylin Tezel ist das Ereignis dieses Films, der eine tragisch endende, ungewollte Schwangerschaft zum Thema hat. Dabei bereitet ihr die unerhört versierte Berliner HFF-Absolventin Pola Schirin Beck, eine Entdeckung, mit der Konzentration auf Stimmungen und Umweltreflexe den Boden.

Die junge Architekturstudentin Lara (Tezel) zieht mit ihrer gleichgesinnten Freundin Nora (Henrike von Kuick) durch das Berliner Nachtleben. Sie weiß nicht, wozu und wohin mit dem Leben, auch wenn ihr der Architekturdozent von der Uni ganz gut gefällt. Ausgerechnet Nora schnappt ihr den Wunschmann vor der Nase weg, was bei Lara zu einem Aussetzer führt: Sie geht in der Disco mit dem Nächstbesten in Gestalt eines Barkeepers auf die Toilette.

Als sie von der Gynäkologin später erfährt, dass sie schwanger ist, sind die Freundinnen nochmal ganz eins: "Wir bekommen ein Kind", jubeln sie. Lara freut sich über das Ultraschall-Bild: "Mein Kind is'n Fleck", zitiert sie die Ärztin, und die Freundin fragt: "Ist das gut oder schlecht?" - Der Drehbuchautor Burkhardt Wunderlich, ein Neuling wie Beck, treibt den Film mit flotten Sprüchen an, ohne je hohl zu werden. Was dann auch für die Katastrophe gilt: Das Kind stirbt im Bauch. Der Schock sitzt tief, Lara treibt sehr alleine durch die Hauptstadt. Unter Lebensgefahr verleugnet sie den Tod ihres Kindes. Immerhin ist ihre eben gewonnene Identität zerstört.

Zwar gelingt es der Regie nicht völlig, den Wandel von der flotten Coming-of-Age-Komödie zum Psychodram ohne Brüche zu zeigen. Doch das alles wird schließlich von der Hauptdarstellerin aufgefangen, die mit klugem Ernst ihrer allein gelassenen Figur zu völliger Glaubwürdigkeit verhilft. - Mag ja sein, dass sich darüber nun die Evangelischen Akademien oder auch Pro Familia freuen. Macht aber nichts, sollen sie doch. Ist trotzdem ein beeindruckender Erstlingsfilm großen Formats.

Am Himmel der Tag bekommt 4 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Wilfried Geldner)

Am Himmel der Tag Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 10.10.2023 von FBW - 0 Kommentare
Im Jahr 1974 wanderte der deutsche Filmemacher Werner Herzog von München nach Paris, um so die todkranke von ihm verehrte Filmhistorikerin Lotte Eisner zu retten. In ihrem Bestseller "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" erzählt die Autorin Rachel Joyce eine ganz &au...
Kritik lesen »

Wochenendrebellen Kritik (Redaktion)

Prädikat: besonders wertvoll

Poster Bild
Kritik vom 17.08.2023 von FBW - 1 Kommentar
Marc Rothemund verfilmt mit Wochenendrebellen den autobiografischen Erfahrungsbericht von Mirco von Juterczenka, der vor zehn Jahren in einem Blog begann, die Erfahrung des "Groundhopping" mit seinem damals sechsjährigen und mit Autismus diagnostizierten Sohn Jason zu schildern. Das E...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Horizont erweitern

Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeN