Bewertung: 1 / 5
Der Titel meiner Rezension liest sich fast wie: Chefsalat mit Fleischeinlage.
Aber was soll’s, ich sah den Film, ich fand ihn bescheuert, und ich schreibe eine Rezension dazu, und deswegen auch der Titel:
Trailer zu Arrival
Esoterische Gefühlsverwirrung mit intellektueller Sprachverwurstung.
Zunächst Mal soll diese Kritik nur eine Zusammenfassung sein, von dem was ich bereits in User-Kommentaren zur Moviejones-Filmkritik geschrieben hatte.
Wer sich nicht spoilern lassen will, sollte jetzt aufhören zu lesen.
Die guten Seiten des Films:
Symphatische Schauspieler die es schaffen, Längen des Films souverän zu überspielen. Eine schöne Kameraführung, insgesammt gute Spezialeffekte, die Aliens sind vielleicht ein wenig zu abstrakt gehalten, passen aber sehr gut zu dem was der Film sagen will. Atmospärisches und musikalisches Beiwerk ist auf hohem Niveau, wird allerdings nur manipulativ verwendet, um Schwächen im Plot zu überdecken.
Und nun das Schlechte:
Dabei ist eben der Plot oder die Prämise die dem Film zu Grunde liegt, der große Reinfall des Films, welcher wäre: Sprache als Mittel der Zukunftschau und Schicksalsbewältigung.
Da reisen also Aliens durch Raum und Zeit oder was auch immer, überbrücken riesige Distanzen, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch schon andere Zivilisationen kennengelernt, dann stranden sie schließlich bei uns und das Unglaublichste passiert: Sie können unsere Sprache nicht, und erst die Menschen selber, also nicht die hyperintelligenten Aliens, nein, die Menschen selber müssen eine funktionierende Kommunikation aufbauen, um in Erfahrung zu bringen was denn diese Viecher hier wollen.
Als zweites dann die Symbolhaftigkeit, die einem ständig ums Gesicht schlägt: das Raumschiff, im Form eines Eis. (Was war zuerst? Das Ei oder das Huhn?) Quasi die Frage nach dem Anfang. Dann die Kreisform der geschriebenen Sprache als Hinweis auf Ewigkeit, oder als sich immer wiederholende Gegebenheit.
Und dann der quasi Aufstieg der Menschen, zum transzendalen Wesen durch das Lernen der Aliensprache. (Der Mensch ist für mich schon ein transzendales Wesen, er braucht nicht noch mal veredelt zu werden, er kann schon sprechen. Das aber nur nebenbei.) Und die anschließende Bewältigung des früheren Schicksalschlages durch die Sprache, quasi rückwirkend durch die Zeit. Ein lineares Medium, sprechen, welches rückwärts durch die Zeit wirkt, und einen quasi spirituellen Blick auf die Lebensereignisse möglich macht. So einen hanebüchenen Unsinn hab ich schon lange nicht mehr gesehen, denn in welche spirituellen Sphäre sollen wir da aufsteigen? Sprache erleuchtet nicht, Sprache beleuchtet. Sprache gibt den Dingen nicht den Sinn, Sprache erklärt den Sinn. Sprache ist ein Mittel, ein Werkzeug nicht der Zweck.
Um einen weiteren unsinnigen Punkt des Films aufzugreifen: Der Film gibt vor, dass er sich für das Thema Sprache interessiert, ignoriert allerdings die Verschiedenheiten der verschiedenen Erdsprachen, so dass wirklich jedes Land der Erde im entscheidenden Moment aus dem Geschwurbel der Aliens eine Kriegserklärung entnimmt. Wäre nicht eher hier der entscheidende Ansatz für eine Lösung des Filmkonflikts zu finden gewesen?
Stattdessen muss man sich esoterischen Unsinn und pseudowissenschaftlichen Quatsch über eine Maschine mit Zeitreisen anhören, welches dann auch noch mit der Sprache der Aliens in Verbindung steht, dass zeigt für mich, dass der Film überhaupt kein Interesse an dem Thema "sprachliche Missverständnisse" hatte, sonderen das Thema nur missbrauchte, um etwas von geistigem Aufstieg und der Veredelung der menschlichen Rasse zu faseln. Von einer wirklichen Debatte um Sprache keine Spur, da täuschen auch Fakten zur Sprache, welche ja hier und da im Film vorhanden sind, nicht hinweg.
Dass die Aliens schließlich vorgeben die Hilfe der Menschheit zu brauchen, weil sie ja die Zukunft sehen, und in 3000 Jahren einem Problem gegenüber stehen, ist genauso auch nur ein Vorwand des Films, um die sich ergebenen Erreignisse zu rechtfertigen. Die Erklärung warum die Aliens hier sind, verkommt danach wieder zur Nebensächlichkeit, die zwar dem Filmbetrachter eine oberflächlich zufriedenstellende Antwort liefert und dadurch den Schein der Ganzheitlichkeit des Films aufrechterhält, daraufhin allerdings verliert sich diese Tatsache, dass die Aliens in 3000 Jahren Hilfe benötigen, in vollkommene Boden- und Bedeutungslosigkeit, und der Film widmet sich dann wieder diesem diffusem (esoterischem) Gefühl.
Der Film ist im wesentlichen ein Feuerwerk, zu dem Mann "AH und OH" sagt, und wir verlassen danach das Kino mit dem Gefühl etwas gelernt zu haben. Was dieses Etwas sein soll, wissen wir nicht, weil es dieses Etwas auch nicht gibt, aber das Gefühl etwas gelernt zu haben ist trotzdem da. Dieses ist in der Tat eine Kunst und zwar eine der Manipulation, welches ich in anderen Filmen schätze, wenn sie einem etwas geschickt vorgauckelt, ich aber zutiefst verabscheue, wenn das Werk sich als menschliches Lehrstück versteht, aber im wesentlichen keine Substanz beinhaltet.
Der Film will einen etwas sehen lassen, was es einfach nicht da ist, und benutzt dazu die Sprache als Aufhänger. Er lässt ganz bewusst subtil die Grenzen zwischen Sprache und gefühldusliger Esoterik verschwinden, gekonnt auf dem ersten Blick, auf dem zweiten Blick ein löchriger Käse. Einer von Fünf. Basta.