Bewertung: 3.5 / 5
Mr. & Mrs. Smith, Edge of Tomorrow, The Wall ... Regisseur Doug Liman ist umtriebig und liefert uns mit Barry Seal - Only in America einen kurzweiligen Drogenthriller, in dem ein spielfreudiger Tom Cruise erneut zeigt, wie viel Energie in ihm steckt. Basierend auf der Lebensgeschichte des echten Adler Berriman "Barry" Seal, der in den 80ern eine steile Drogenschmugglerkarriere hinlegte, erleben wir in 115 Minuten den unglaublich schrägen Aufstieg des ehemaligen Linienpiloten und das auf ziemlich unterhaltsame Weise.
Barry Seal - Only in America
Barry Seal (Cruise) ist Ende der 70er von der Lethargie in seinem Job als Linienpilot gelangweilt, aber nicht aufmerksam genug, die CIA nicht auf seine "Paralleltätigkeit" aufmerksam zu machen. Die vermuten richtig, in dem Piloten einen fähigen Flieger zu engagieren, der gewissen "Geschäften" in Südamerika nachgehen könnte. Doch Seal erkennt mit der Zeit die Möglichkeiten, die sich ihm bieten und so kombiniert er alsbald CIA-Tätigkeit mit Drogen- und Waffenschmuggel - und lässt seine Ehefrau (Sarah Wright) weiter in dem Glauben, dass er tagtäglich in die Rentenkasse seines einstigen Arbeitgebers einzahlt...
Trailer zu Barry Seal - Only in America
Hollywood gehen die Ideen aus, wird landein, landaus gerne geflüstert und so ganz mag man sich dieser Haltung nicht entziehen, wenn mal wieder Fortsetzungen das Kino fluten oder auf Storys zurückgegriffen wird, die das Leben schrieb. So wie im Fall von Barry Seal - Only in America, wo der gleichnamige, vor einigen Jahrzehnten mit erfolgreichste Drogenschmuggler, Pate stand und basierend auf dessen Leben ein typischer Liman auf uns wartet. Der Regisseur versteht es, Ecken und Kanten mit Humor zu verbinden und so wie Cruise dem echten Seal etwas mehr Telegenität auf den Weg gibt, wird auch nicht jedes Detail in Barry Seal - Only in America wahrheitsgetreu abgebildet. Doch das tut einem Film wie immer keinen Abbruch, denn man muss manchmal gutgemeinte Änderungen vornehmen, um etwas zu erreichen.
Neben Cruise, der erneut an der Seite einer deutlich jüngeren Frau auftrumpft - hier Sarah Wright (Mädelsabend) als Ehefrau Lucy - sind auch Domhnall Gleeson, Caleb Landry Jones (als erneut gewöhnungsbedürftiges Familienmitglied wie schon in Get Out) und Jesse Plemons von der Partie. Doch allen stiehlt Tom Cruise selbstredend hochpräsent die Schau, der es schafft, dass man aller Gefahren zum Trotz am liebsten auch gleich in ein Motorflugzeug steigen und in Kolumbien heiße Ware verticken will. Und so lernen wir gleich noch was über Escobar, die Contras in Nicaragua und die Iran-Contra-Affäre.
So wie The Infiltrator oder vor nicht allzu langer Zeit Gold - Gier hat eine neue Farbe packt Barry Seal - Only in America damit ein ähnlich heißes und spannendes Eisen an, das auf echten Tatsachen beruht, und so kann Otto-Normal-Verbraucher sich für wenige Stunden in Gefahr begeben, ohne selbst in Gefahr zu sein, und sich an die Tagesschau-Meldungen von einst zurückerinnern. Andererseits ist es schade, dass der Film bei aller unterhaltsamen Erzählweise doch irgendetwas Besonderes vermissen lässt. Zwar werden die einzelnen Episoden, so man es so nennen kann, mit Seals Begleitung aus dem Off und per Video unterlegt und auch teils witzig eingeleitet und verknüpft, aber so ganz packte uns der Film mit seiner stringenten Abhandlung der Lebensstationen nicht. Und das liegt bei weitem nicht an dem vor uns ausgebreiteten Leben von Barry Seal, dem man für seinen Mut, seine Tollkühnheit und Gerissenheit buchstäblich gratulieren möchte.
Ein Film in bester Tom Cruise-Manier, der auf seine reiferen Tage noch mal zeigt, wie viel Dynamik in ihm steckt. Barry Seal - Only in America ist auf alle Fälle ein solider und spaßiger Ausflug in die Achtziger und ein Lehrstück über verdeckte Operationen, Intrigen und die immer wieder goldene Regel, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und das gelingt nun mal am ehesten in Amerika - ob Nord oder Süd.