Bewertung: 4.5 / 5
Der erste Teil der „The Dark Knight“- Trilogie von Regisseur Christopher Nolan war 2005 so etwas, wie die Neuerfindung des Comicgenres, doch wie gut ist dieser Film wirklich und kann er an die hohe Qualität seiner grandiosen Nachfolger anknüpfen? [u][b]!!ACHTUNG!!DIESE KRITIK ENTHÄLT MASSIVE SPOILER! WER NICHTS VON DER HANDLUNG ERFAHREN MÖCHTE, SOLLTE NICHT WEITERLESEN!![/b][/u] Der junge Bruce Wayne, Sohn des Geschäftsmannes und Milliardärs Thomas Wayne, hat schreckliche Angst vor Fledermäusen und deshalb will er eine Oper mit jenen verlassen und ahnt nicht, dass seine Eltern von einem verzweifelten Verbrecher kaltblütig erschossen werden. Als erwachsener Mann landet Wayne wegen Diebstahles in einem ostasiatischen Gefängnis, wo er die Bekanntschaft mit einem mysteriösen Mann namens Ducard macht, der ihn nach seiner Entlassung in die Kampfkünste und Techniken der Ninjas einweiht und somit kehrt Bruce Wayne als veränderter Mann in seine Heimatstadt Gotham zurück, wo er es sich zur Aufgabe macht, die Kriminellen und korrupten Polizisten aufzuhalten, als plötzlich Waynes engste Vertraute und die kompletten Stadt in ernster Gefahr schweben. Diese Handlung stammt von Regisseur Christopher Nolan persönlich, der das Drehbuch mit zusammen mit David S. Goyer verfasst hat und versucht mit ernsterem Unterton und tiefsinnigeren Dialogen sich von den alten, kunterbunten „Batman“- Filmen so weit wie möglich zu entfernen, und vorallem die erste Hälfte des Filmes ist ein absolutes Highlight der gesamten „The Dark Knight“- Trilogie, denn wie man Bruce erst als den verwöhnten Jungen zeigt, der alles besitzt und doch kurz darauf alles verliert und immer wieder auf die Vergangenheit näher eingeht, ohne jemals etwas unwichtiges für die Handlung zu zeigen, ist einfach stark und interessant geschrieben. Außerdem sind die frühen Erwachsenenjahre von Wayne, der sich an dem Mörder seiner Eltern rächen will, mitreißend und spannend erzählt, sowie das Training in Asien und die Motivation, warum er zum Fledermausmann wird, ist etwas frisches und spannendes, was man so noch nicht gesehen hat und außerdem nimmt sich glücklicherweise diese erste Hälfte des Filmes sehr viel Zeit für eine ordentliche Charakterarbeit und die Beziehungen der einzelnen Charaktere werden plausibel aufgezeigt. Doch selbst das beste Drehbuch ist ohne gute Schauspieler nur die Hälfte wert. Christian Bale, der für diese Rolle extra sein Körpergewicht auf 110kg steigerte um fit für die Dreharbeiten zu sein, gibt den Milliardär Bruce Wayne und sein alter Ego „Batman“ mit viel Charme und man kann sehr gut seine Getriebenheit und Rachegedanken, gerade in den „Flashbacks“ sehr gut nachvollziehen und man kauft ihm seine Handlungen ohne Zweifel ab. Die weibliche Hauptfigur und Bruce langjährige Freundin Rachel Dawes wurde von Katie Holmes gespielt, welche allerdings hinter ihrem schauspielerischen Potenzial deutlich zurückbleibt und man ihr leider die Rolle der taffen Anwältin nicht immer abnimmt, was auch an ihrer Mimik und Gestik liegt, die ganz klar zu kritisieren ist. Der Bösewicht „Ra’s al Ghul“ wird vom Schauspieler Liam Neeson verkörpert und macht seine Sache genauso gut wie der andere Gegenspieler Jonathan „Scarecrow“ Crane, welcher mit Cillian Murphy besetzt wurde, welche beide bösartig und tiefsinnig agieren. Selbst die Nebenrollen wie der Butler Alfred Pennyworth oder der „Wayne-Enterprises“ Angestellte und Waffenexperte Lucius Fox wurden mit den Schauspiel-Legenden Michael Caine und Morgan Freeman besetzt, welche wie auch Gary Oldman als guter Polizist James Gordon ihrem Ruf als gute Schauspieler mehr als gerecht werden. Auch wenn er nur für wenige Momente im Film zu sehen ist, sollte man trotzdem Linus Roache als Thomas Wayne loben, welcher einen fürsorglichen und liebenswerten Vater darstellt, mit dem man wirklich mitfühlen kann, auch wenn er nur sehr wenig „Screentime“ hat. Was bei einer Comicverfilmung dieses Ausmaßes und finanziellen Risikos nicht fehlen darf sind natürlich Actionsequenzen, die dem Zuschauer noch lange im Gedächtnis bleiben, auch wenn schon der Abspann läuft. Und diese gibt es in „Batman Begins“ reichlich, auch wenn man sich in der ersten Hälfte des Filmes auf die Charaktere konzentriert, zeigt Regisseur Christopher Nolan, der auch die anderen beiden Filme der Trilogie inszenierte, trotzdem schnell inszenierte Faustkämpfe und als absoluten Höhepunkt des ersten Drittels die Zerstörung der Bergstation auf dem Gipfel mit vielen Explosionen, wobei man hier ganz klar den Schnitt von Lee Smith und die Szenenübergänge kritisieren muss, die teilweise sehr abgehackt und unzusammenhängend präsentiert werden, was den Filmfluss etwas bremst. Im krassen Gegenteil zur erzählerischen, ersten Hälfte des Streifens steht die zweite Hälfte des „Batman Begins“, denn hier folgt eine Actionszene auf die andere, so kommt es zu einer Verfolgungsjagd mit der Polizei mit dem „Tumbler/ Batmobil“, bei der auch mal über Häuserdächer gesprungen wird, ohne dabei lächerlich oder unlogisch zu wirken, einigen Flugeinlagen oder einfach nur Kämpfen, welche trotz ihres häufigen Erscheinens, sehr abwechslungsreich und niemals ermüdend sind, auch wenn es für meinen Geschmack zu viele Actionsequenzen waren, werden viele Filmanseher ihren Spaß daran haben. Etwas spannendes und noch nie dagewesenes ist der Kampf in der Einschienenbahn, welcher mit unglaublichem Schauwert sein Finale findet. Etwas das besonders während den Actioneinlagen auffällt, sind die Modelle, mit denen das Spezialeffekte- Team überwiegend gearbeitet hat und dann später mit Studioaufnahmen oder realen Schauplatzaufnahmen, wie zB im Fall von „Arkham City“, kombiniert wurde und schlussendlich noch die Details und Feinheiten mit sehenswertem CGI aus dem Computer verbessert wurden, was dem Film einen unglaublichen Grad an Realität gibt und man tatsächlich als Zuschauer glaubt, dass man sich in dieser düsteren und angsteinflößender Stadt befindet. Mit dem etwas anders aussehendem „Tumbler“ als das neue „Batmobil“, wollte man dem Helden „Batman“ wieder mehr Ernsthaftigkeit und Realismus schenken, weshalb man das nicht mit Spezialeffekten wie CGI wieder zerstören wollte und deswegen ein aufwendiges, über zwei Tonnen schweres Original für die Dreharbeiten anfertigte, welches trotzdem auf über 260km/h beschleunigte, um die Verfolgungsjagd schnell und interessant zu halten. Der düstere Ton der Handlung wird auch dank des dunklen, oftmals braun-stichigem, Farbfilter der Kamera noch einmal verdeutlicht und auch sonst sind die Kamerafahrten von Wally Pfister sehenswert und ruhig, gerade die Landschaftsaufnahmen in Asien oder Gotham, auch wenn die Kampfszenen teilweise zu nah gefilmt wurden und man als Zuschauer nicht selten den Überblick verliert, was aber auch die Schuld des Schnitts sein kann. Wie es sich für einen guten Christopher Nolan Film gehört, bietet der Film sehr viel mehr als nur eine actionlastige Comicverfilmung, was man zwar schon an der Charakterzeichnung bemerken kann, allerdings geht die Handlung viel tiefer und regt auch zum Nachdenken an. Zum Beispiel wird die Gesellschaft einmal mehr kritisiert, denn die Oberschicht wird immer arroganter, reicher und dekadenter, während es immer mehr arme Menschen gibt, die weder über ein Zuhause noch genügend Geld für Nahrung oder Kleidung verfügen. Im Mittelpunkt der „nolanschen“ Kritik steht außerdem die Polizei, welche bis auf wenige Ausnahmen äußerst korrupt ist und sich auf die Jagd nach „Batman“ macht, weil er das Gesetz in seine eigene Hand nimmt, anstatt sich auf die wahren Verbrecher zu konzentrieren. Darüber hinaus spielt man auch mit der Frage, ob es die ganzen Kriminellen auf der abgeschotteten Insel „Arkham City“ überhaupt wert sind, gerettet zu werden, denn sie sind keine guten Menschen und haben ihre Entscheidung schon damals, als sie zum Verbrecher wurden, getroffen. Die Art und Weise, wie Gotham vernichtet werden soll, ist die Panik und Angst, welche den Zuschauer mitreißt und schockiert, aber trotz des riesigen Ausmaßes nie den Fokus verliert und somit das Interesse des Zuschauers behält. Die musikalische Untermalung der grandiosen Bilder übernahm Hans Zimmer zusammen mit Kollege James Newton Howard, welche ein neues „Batman-Theme“ erschufen und auch in emotionalen Momenten die richtigen Töne anspielen, damit der Zuschauer noch mehr in dem Film versinkt. „Batman Begins“ kommt vielleicht nicht ganz an seinen direkten Nachfolger „The Dark Knight“ an, überzeugt aber trotzdem mit seiner überraschenden Tiefe und der ersten Hälfte des Filmes, in der der Werdegang des Bruce Wayne zum Symbol „Batman“ gezeigt wird, und auch auf den ein oder anderem coolen „one-liner“ und Witz muss man trotz des düsterem Untertons nicht verzichten. [b]Bewertung: 9/10 Punkten[/b]
Batman Begins Bewertung