Bewertung: 4 / 5
Wer mich kennt der weiss, dass ich mich im Bereich Anime eher selten aufhalte. Es gibt nur wenige Filme der japanischen Zeichenkunst, die mir zusagen. Allerdings kommt es immerwieder vor, dass ich von dem ein oder anderen Anime richtig überrascht werde. Vor allem die älteren Animes schaffen es in letzter Zeit mein Interesse zu gewinnen. So wurde ich von dem kürzlich aufgekommenem Hype um Ghost In The Shell, wegen der neuen Verfilmung, auf das Anime von 1995 aufmerksam. Sowohl Anime, als auch Neuverfilmung konnten mich überzeugen. Auch wenn die Hollywoodversion bei vielen nicht ankam, blieb der 2017er Streifen bis jetzt (Star Wars hier noch nicht miteingerechnet) der beste Film in diesem Jahr.
Nun habe ich mir, inspiriert von dem Trailer der Neuverfilmung für 2018, das Anime Battle Angel Alita-Galli von 1993 angesehen. Der Film ist überraschender Weise in voller Länge auf Youtube zu sehen. Die Qualität ist eher bescheiden, aber dennoch, wer den Film sehen möchte, kann sich auf Youtube den Film zu Gemüte führen. So kam es, dass ich eigentlich nur nach Informationen nach dem Film suchte und ihn dann letztlich gleich komplett zu sehen bekam.
Worum geht es bei Battle Angel Alita-Galli:
Die Geschichte spielt in einer futuristischen Zukunft, in der die Welt in zwei Gesellschaften geteilt ist. Unten fristen die Menschen, zusammen mit Cyborgs, ein eher unschönes Leben. Zum Anderen schwebt, an Stahlseilen befestigt, die Stadt Zalem, in der jeder leben möchte. Im Prinzip versucht jeder genug Geld zusammen zu bekommen, um irgendwie nach Zalem gehen zu dürfen. Da es keine Polizei gibt, werden Verbrecher von Kopfgeldjägern, genannt Hunter Warrior, gejagt. Als eines Tages der Cyborg-Mechaniker Ido, der ebenfalls ein Kopfgeldjäger ist, die Überreste eines Cyborgs findet, nimmt er sie mit und baut sie wieder zusammen. Sie lebt fortan bei Ido, weiss aber zu Beginn nichts von seiner Tätigkeit als Kopfgeldjäger. Als er eines Tages bei einem Kampf zu unterliegen droht, kommt plötzlich Alita (so nun der Name des weiblichen Cyborgs) hinzu und zur Überraschung aller, kämpft sie Ido auf beeindrukende Weise frei. Sie beschließt ebenfalls Kopfgeldjäger zu werden und zieht damit die Aufmerksamkeit derer auf sich, die in ihr eine Chance sehen, endlich nach Zalem gelangen zu können. Als sich Alita noch in den Mechaniker Jugo, der ebenfalls nach Zalem möchte, verliebt, erkennen andere schnell, dass sie nun ein Druckmittel haben. Denn es gibt unbarmherzige Gladiatorenkämpfe, mit denen man sehr viel Geld verdienen kann. Alita wird zum begehrten Objekt und das Drama nimmt seinen Lauf.
Zur Kritik:
Es gibt viele Gründe, warum mir Animes nicht gefallen. Die übergroßen Augen der Figuren, die seltsam überzogenen Körper, die unrealistischen Größenverhältnisse der einzelnen Charaktere und die überlangen Slomo-Szenen, wenn miteinander gekämpft wird. Das muss man mögen...oder eben auch nicht ;-)
All das ist bei Battle Angel Alita-Galli ebenfallls vorhanden. Dennoch hat es dieser Beitrag zur japanischen Zeichenkunst geschafft mich zu begeistern. Denn es ist die Story, die mich am Schirm gehalten hat. Schon von Beginn an will man wissen, was es mit dem fast zerstörten Roboterkörper auf sich hat. Man fühlt mit und ist bis zum Ende des Films voll in der Thematik drin. Überhaupt sind alle Beweggründe der einzelnen Figuren sehr gut nachzuvollziehen. Selbst die vermeindlich Bösen sind nicht einfach böse, weil es eben im Drehbuch steht, sondern handeln aus Gründen, die man verstehen kann. Es ist oft mein Problem, dass mir Charaktere, gerade im Zeichentricksektor, einfach zu eindimensional dargestellt werden. Bei Battle Angel Alita-Galli hatte ich keinesfalls dieses Problem.
Die Geschichte um die geheimnisvolle Cyborgdame Alita bleibt bis zum Ende des Films spannend. So werden auch nicht alle Geheimnisse um Alita aufgedeckt. Wo kommt sie her? Wieso kann sie so gut kämpfen? Was hat es mit Zalem auf sich? Wer sich Antworten auf diese Fragen erhofft, wird zumindest in diesem Film, enttäuscht werden. Ich fand das aber nicht weiter tragisch, denn der Film ist trotzdem in sich geschlossen. Er erzählt eine absolut runde Geschichte. Trotz der offenen Fragen bleibt man nicht mit dem Gefühl zurück, dass man sich irgendwie veräppelt vorkommt, weil man mal wieder im Regen stehen gelassen wurde. Denn das geht mir, gerade bei Animes, schon des Öfteren so.
Es muss anscheinend so sein, dass mir der Zeichentrickstil der älteren Animes mehr zusagt, denn es sind immer wieder die Filme der Neunziger, die den Weg auf meinen Schirm und letzlich auch mein Herz finden. Und wenn wir schon beim Herz sind, auch hier gibt es was zu sehen, denn Battle Angel Alita-Galli ist auch eine romantische, wenn auch tragische, Geschichte. Doch was wäre die Romantik ohne die Tragik.
Mein Fazit:
Einmal mehr wird mein Interesse an Animes durch Battel Angel Alita-Galli geweckt. Da ich alles andere als ein Kenner der Materie bin, kann ich den Film auch und vor allem an Leute empfehlen, die sich eher weniger an Animes herantrauen. Gerade vor dem Hintergund der neuen Verfilmung ist dieser Film sehr interessant. Aber auch ohne sich für die Version aus Hollywood zu interessieren, kann ich Battle Angel Alita-Galli nur empfehlen. Von mir gibt es gute vier Hüte oder eben acht von zehn Punkten und eine klare Weiterempfehlung für diesen japanischen Klassiker.