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Big Game - Die Jagd beginnt!

Kritik Details Trailer News
Spaßiger Actionfilm mit ernsthafter Botschaft

Big Game Kritik

Big Game Kritik
1 Kommentar - 22.02.2016 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "Big Game - Die Jagd beginnt!" ist.
Big Game

Bewertung: 4 / 5

Nachdem mich Regisseur Jalmari Helander mit seiner erfrischend anderen Weihnachtsgeschichte "Rare Exports" überzeugen konnte, war ich gespannt auf seinen neuen Film "Big Game", einen Ausflug ins Action-/Abenteuergenre. Als Hommage an die Genrebeiträge aus den 80er/90er Jahren angelegt, sind die Thematik (US-Präsidentenentführung) und Handlung zwar altbekannt, Helander vermag es aber trotzdem, einen überraschend anderen und äußerst unterhaltsamen Film aus dem Stoff zu zaubern.

Erstens liegt das an der klaren Überzeichnung der Geschichte und Charaktere sowie dem daraus resultierenden Humor. Der 13jährige, finnische Junge Oskari (Onni Tommila) muss den Traditionen folgen und eine Nacht im Wald verbringen, um als Mann in seinem Dorf aufgenommen zu werden. Nach beeindruckenden Luftaufnahmen der Berglandschaft Bayerns folgt das erste Aufnahmeritual und eine Ansprache des "Dorfältesten". Diese Szenen unterlegt Helander mit einem dermaßen vor Pathos triefenden Soundtrack, dass einem Hören und Sehen vergehen. Nichtsdestotrotz verliert er dabei nie den Witz, ich fand es einfach nur großartig und witzig, wie Trivialitäten hier hemmungslos überstilisiert werden. Parallel zu diesem Handlungsstrang ist US-Präsident William Moore (Samuel L. Jackson) unterwegs zum G8-Gipfel in Helsinki, allerdings hat er ein Problem: Terroristen wollen ihm ans Leder und holen die Air Force One mit einem Raketenwerfer vom Himmel, er selbst wird in einer Rettungskapsel in die Weiten der finnischen Natur geschossen. Im Wald trifft er, oh Wunder, auf den Jungen Oskari und nach anfänglichen Schwierigkeiten tun sie sich zusammen, um gegen die Terroristen anzukämpfen. An dieser Stelle triumphiert "Big Game", denn die Chemie zwischen Onni Tommila und Samuel L. Jackson stimmt sofort und es macht einfach Spaß, ihren humorvollen Wortgefechten und ihren verrückten Aktionen beizuwohnen. Im Pentagon herrscht Panik ob des terroristischen Angriffs und es wird ein Krisenstab rund um den Vizepräsident (Victor Garber) und den früheren CIA-Agenten Herbert (Jim Broadbent) einberufen. Jim Broadbent haut hier quasi einen geilen Spruch nach dem nächsten raus - wunderbar, dieser Typ! Es gibt keine Partei, die hier nicht durch den Kakao gezogen wird. Seien es die finnischen Hinterwäldler, der US-amerikanische Machtapparat und oder die Terroristen, jeder bekommt auf seine Weise sein Fett weg.

Trailer zu Big Game

Damit wären wir dann auch beim zweiten Punkt: Trotz des auf den ersten Blick unsinnig erscheinenden Actionsspaßes steckt hinter "Big Game" eine ernsthafte Botschaft. Helander nutzt diesen Action-/Abenteuerfilm, um sich mit Themen wie dem Verhältnis und der Verschiebung von Macht sowie dem gegenseitigen Respekt verschiedener Länder und Kulturen auseinanderzusetzen. Die Darstellung von Samuel L. Jackson gehört mit zu dem Besten, was bisher an US-Präsidenten in Filmen gezeigt wurde. Das liegt primär nicht mal an seinem sympathischen Spiel, sondern an der Ehrlichkeit des Drehbuchs. Jackson ist kein Präsident, der große, patriotische Reden schwingt oder zum Actionhelden mutiert, wie man es aus so vielen Filmen kennt. Nein, vielmehr ist er das, was ein Präsident in so einer Situation tatsächlich sein würde. Ein Mensch, der Hilfe benötigt und konsequent auf die Fresse bekommt. In dem einen Moment die mächtigste Person der Menschheit, welche die größte militärische Streitkraft befehligt, und im nächsten Moment ein Typ, der hilflos durch den Wald irrt und Würstchen über einem Feuer brutzelt. In einem der stärksten Dialoge des Films legt Jackson das Schein und Sein von Macht offen. Es kommt oft nicht darauf an, wie mächtig man ist, sondern wie mächtig man sich präsentiert. Bewusste Ablenkungsmanöver, eine harte Schale für einen weichen Kern. Helander geht sogar noch einen Schritt weiter und setzt den Jungen Oskari als Charakter in Szene, der zwar nach und nach mit dem Präsidenten harmoniert, sich zu Beginn aber ordentlich an ihm reibt und eine klare Position vertritt. Der Wald ist sein Territorium, dort kennt er sich von beiden am besten aus, er ist der Mächtige und verweist den Präsidenten dementsprechend auf seine Plätze. Vom Schein der Macht, dargestellt durch den Personalausweis des Präsidenten, lässt er sich nicht beeindrucken. Gleichbedeutend können Oskari und der Präsident als Symbole für zwei verschiedene Völker bzw. Kulturen betrachtet werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten begegnen sie sich mit gegenseitigem Respekt, erkennen die Stärken und Schwächen des Gegenübers in der jeweiligen Situation an und entwickeln darauf basierend einen gemeinsamen Lösungsweg.

Eigentlich hatte ich im Fall von "Big Game" nur mit einem unterhaltsamen und spaßigen Actionfilm gerechnet, nie hätte ich erwartet, dass es vor allen anderen Dingen ausgerechnet die (Tiefe der) Handlung sein wird, die mich am meisten beeindruckt. In gewisser Weise erinnerte mich der Film damit durchaus an "Iron Sky". "Big Game" rückt nun in den erweiterten Kreis meiner Lieblingsfilme, ein kleiner Geheimtipp des vergangenen Kinojahres. Nach "Rare Exports" hatte Jalmari Helander meine Neugier, jetzt hat er meine Aufmerksamkeit!

Big Game Bewertung
Bewertung des Films
810

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1 Kommentar
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
22.02.2016 03:43 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.395 | Reviews: 180 | Hüte: 635

"Big Game" ist ein Film, dem erstens viel zu wenig Beachtung geschenkt, und der, falls doch, viel zu sehr auf seinen B-Movie Actioncharme reduziert wird.

Empfehlung meinerseits!

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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