Bewertung: 3.5 / 5
Am 24. Februar 2010 ereignete sich im Meerespark SeaWorld in Orlando ein furchtbares Unglück. Die erfahrene Orca-Trainerin Dawn Brancheau führte gerade ihre Show vor, als der Walbulle Tilikum sie auf einmal unter Wasser zog. Brancheau ertrank. Seit diesem Zeitpunkt ist es Trainern in SeaWorld nicht mehr erlaubt, mit den Walen direkt zu interagieren.
Die Filmemacherin Gabriela Cowperthwaite setzt diesen tödlichen Vorfall an den Anfang ihres aufrüttelnden Dokumentarfilms Blackfish. Sie lässt ehemalige Trainer des Parks zu Wort kommen, die von ihren Anfängen in SeaWorld erzählen und die teilweise unwürdigen Lebensbedingungen der Meerestiere beschreiben. In viel zu kleinen Bassins werden die Wale gehalten, die Folge sind physische und psychische Leidenszustände und ein aggressives Verhalten der Tiere gegenüber den Trainern. Denn Brancheaus "Unfall" war kein Einzelfall.
Trailer zu Blackfish
Cowperthwaite bedient sich vieler Originalaufnahmen und konterkariert sie mit Werbematerial von SeaWorld, um auf Widersprüche zwischen äußerer Fassade und tatsächlicher Realität aufmerksam zu machen. Bei den Gesprächen zeigt sich die Liebe aller ehemaligen Trainer zu den Tieren. Was sie fordern, sind bessere Unterbringungen und Bedingungen für diese majestätischen Wesen. Der Film, für den SeaWorld eine Zusammenarbeit verweigerte, transportiert eine deutliche Botschaft mit drastischen Bildern, die unter die Haut gehen und den Betrachter nicht kalt lassen. Blackfish hinterfragt ein System, unter dem schutzlose Lebenswesen leiden. Und zeigt gleichzeitig deren Schönheit in der freien Natur, wo sie nun einmal hingehören.
Unter dem verwendeten Archivmaterial sind erschütternde und empörende Bilder davon, wie profitorientiert und grausam die Menschen diese Tiere behandeln, und es gelingt den Filmemachern, Tilikum nicht als einen "Killerwal" sondern als eine geschundene und sowohl seelisch wie auch körperlich tief verletzte Kreatur darzustellen. Aber auch die Trainer sind Opfer. Einige Kollegen der getöteten Dawn Bracheau erzählen vor der Kamera, wie naiv sie damals ihrer Arbeit nachgingen. Heute fühlen sie sich von SeaWorld getäuscht und engagieren sich für eine Naturschutzkampagne gegen die Praktiken des Unternehmens.
Man spürt bei Blackfish die Dringlichkeit, mit der die Filmemacher diese Geschichte erzählen wollen. Dabei dienen die stilistischen Mittel immer der möglichst klaren und einfachen Vermittlung der Botschaft. So ist der Film eher konventionell gedreht und geschnitten. Neben dem ausführlich vorgestellten Archivmaterial bestehen die eigenen Aufnahmen der Filmemacher zu großen Teilen aus den sogenannten "Talking Heads" der Zeitzeugen, Betroffenen und Experten. Aber dieses Material ist so geschickt montiert und bearbeitet, dass die komplexe Geschichte immer sehr verständlich und eindrücklich erzählt wird.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung