Bewertung: 3.5 / 5
Ridley Scott hat mit seinem SIFI Horror „Alien“ einen großen Fan meinerseits gewonnen. So schaute ich mit einiger Erwartung seinen nächsten Streich an und ob dieser mich überzeugt hat und „Blade Runner“ wahrhaftig ein Meisterwerk ist oder doch eine Enttäuschung, wird meine Kritik klären. Im Jahre 2019 ist Los Angeles eine überbevölkerte Stadt, welche vor Dreck und Werbung nur so strotzt. Natur findet man keine vor, dafür aber Raumschiffe. Technologisch also auf dem neusten Stand, aber ökologisch Rückschrittlich. Aber nicht nur die Fortbewegung des Menschen hat sich geändert, sondern noch so einiges. So haben es Wissenschaftler geschafft menschenähnliche Andoriden, genannt Replikanten, zu erschaffen, welche im Laufe ihrer Lebzeit Gefühle entwickeln. Damit diese nicht durch Zorn und andere Gefühle außer Kontrolle geraten, ist ihre Lebenszeit auf vier Jahre beschränkt. Auch ist es ihnen untersagt die Erde zu besuchen und wenn es ihnen doch gelingt auf den „blauen“ Planeten zu schaffen werden sie unter der Todesstrafe gejagt. Durchgeführt werden diese Jagden durch sogenannte Blade Runner. Rick Deckard ist einer von diesen Jägern und wird auf ein Quartett von Replikanten angesetzt, welche auf die Erde gekommen ist und nach einem längeren Leben streben. Die Jagd beginnt und wer Freund, Replikant oder Mensch ist verschwimmt im Laufe der Ermittlungen. Der Film ist eindeutig in das Noir-Genre einzusiedeln. Eine zerstörte Gesellschaft, ein dunkles Ambiente und ein Held, zerrissen von Zweifeln. Cyberpunk von feinsten wird geboten. Atmosphäre schafft der Film, doch meiner Meinung nach nur teilweise. So ist die anfängliche Jagd interessant und die Ermittlungen richtig toll in Szene gesetzt, doch der Film schweift immer wieder in die Sichtweise der Replikanten. Dies ist auf der einen Seite gut, da man mehr von ihnen und ihren langsam entwickelnden Emotionen Zeuge wird, doch für mich ist dies auch ein Schwachpunkt. Ich hätte es vorgezogen, wenn der Film nur aus Deckards Sicht erzählt wird und mehr wert auf eine Spannende Jagd gelegt hätte. Stattdessen verhaspelt sich der Film in biblischen und Renaissance Motiven. Diese bilden zwar einen guten Kontrast zu den SIFI, doch finde ich diese Mischung gewöhnungsbedürftig. Es passt irgendwie nicht ganz zusammen, wie Cowboys und Aliens (verrückter Gedanke). Der Film wirkt teilweise einfach zu überdreht und fast schon psychopathisch. Natürlich setzt sich der Film damit auseinander, ob es überhaupt moralisch richtig ist, jemanden eine begrenzte Zeit zu Leben zu gewähren und einen Androiden überhaupt zu erschaffen, der sich dann noch als Mensch fühlt. Die Umsetzung ist für mich jedoch schwer zu verdauen. Das liegt wohl daran, dass der Film einer ganz anderen Zeit entsprang und die Leute damals ansprach, mich aber konnte er nicht ganz ergreifen, auch wenn das Ende (ich beziehe mich hier auf den Final Cut) richtig gelungen war und an „Inception“ erinnerte. Es ist schade, dass die Story mich nicht ganz überzeugen konnte, denn technisch war der Film einfach nur toll und sah für sein Alter verdammt gut aus. Hätte der Film mehr Gebrach von seinen Technischen Mitteln gemacht, so hätte die Welt wohl noch faszinierender und die Handlung vielleicht greifbarer geworden. Musikalisch hingegen war ich wieder mal zwiegespalten. Auf der einen Seite überzeugten die Techno-Tracks und verliehen dem Film eine schöne düstere Zukunftsatmosphäre, auf der anderen Seite klangen die gesungenen Parts ziemlich gewöhnungsbedürftig Bei den Schauspielern hatte man mit Harrison Ford einen guten Darsteller für den versoffenen und verzweifelten Deckard gefunden. Er spielte den schlauen „Blade Runner“ richtig gut und konnte mit dem einen oder anderen lockeren Spruch kontern und mich überzeugen. Die andern Darsteller wie Rutger Hauer als Replikant oder Sean Young konnten unterhalten, blieben aber hinter Ford zurück. Überhaupt waren auch die Darsteller jetzt nicht überragend und manch Charakter wirkte einfach nur komisch auf mich. Ich finde es schwer „Blade Runner“ zu bewerten. Auf der einen Seite richtig gut, auf der anderen Seite gewöhnungsbedürftig und nicht überzeugend. Vielleicht liegt es an mir, an meinem Alter. Bin ich zu jung? Traf der Film zur seiner Zeit den Nerv der Zeit und konnte mich, den Jüngling, nicht richtig glücklich machen? Oder liegt es einfach daran, dass der Film nicht jedermanns Sache ist? Für mich war die Handlung ein zweischneidiges Schwert, genau wie die Musikuntermalung. Ein Mal gelungen, ein Mal weniger. Die Darsteller können überzeugen, ihre Charaktere nicht immer. Nur die Technik war ausgesprochen stark und konnte mit seinem tollen Neonstil Stimmung schaffen. Ich finde es schade, dass „Blade Runner“ nicht meinen Erwartungen gerecht geworden ist. Ich wünschte der Filme wäre mein Fall gewesen. Es ist eine ziemlich subjektive Kritik, aber anderes kann ich hier nicht richten. „Blade Runner“ bekommt 3,5 von 5 Hüten.
Blade Runner Bewertung