Bewertung: 2.5 / 5
Kinogänger das Fürchten zu lehren, ist sein Metier: Mit den Paranormal Activity-Filmen schuf Oren Peli eine äußerst erfolgreiche Horrorfilmreihe, deren vierter Teil am 8. Oktober in den Kinos startet. Auch mit seinem aktuellen Projekt Chernobyl Diaries, bei dem er als Drehbuchautor und Produzent agierte und die Regie Bradley Parker überließ, will der US-Amerikaner sein Publikum gezielt schocken. Ab und an gelingt das auch - allerdings ist der Stoff trotz eines realen Hintergrunds nicht sonderlich originell.
Parker schickt eine Gruppe abenteuerlustiger junger Amerikaner auf einen Extremausflug in die Geisterstadt Pripyat in der Ukraine. Nur wenige Kilometer vom havarierten Atomkraftwerk Tschernobyl gelegen, wurde Pripyat kurz nach dem GAU evakuiert und dient nun - das ist wirklich so - als Ausflugsziel für Risikofreudige.
Trailer zu Chernobyl Diaries
Zusammen mit Guide Uri (Dimitri Diatchenko) erkunden Amanda (Devin Kelley), Paul (Jonathan Sadowski), Zoe (Ingrid Bolsø Berdal), Natalie (Olivia Taylor Dudley), Chris (Jesse McCartney) und Michael (Nathan Phillips) verlassene Wohnungen und verwaiste Regierungsgebäude. Die Stadt mutet durchaus unheimlich an, da sich überall versprengte Überreste des Lebens ihrer ehemaligen Bewohner finden: Hier ein Kinderspielzeug, dort ein Familienfoto, da ein Sofakissen. Der Eindruck, dass Pripyat nie richtig verlassen wurde, drängt sich unweigerlich auf - und verursacht ein ungutes Gefühl.
Bestätigung erfährt dieses Gefühl, als die Gruppe die Stadt verlassen will: Uris klappriger Kleinbus wurde sabotiert und bewegt sich nicht mehr vom Fleck. Als die Nacht einbricht, macht sich Panik breit. Was nun passiert, ist schlicht zu vorhersehbar: Die Ersten müssen unter Attacken von nicht klar zu identifizierenden Aggressoren ihr Leben oder zumindest viel Blut lassen.
Die Geschichte wurde insgesamt nicht sonderlich kreativ umgesetzt. Nach dem ersten Angriff fügt sich die Gruppendynamik erwartungsgemäß dem bewährten Muster des Horrorgenres und bringt hysterische, vernünftige und mutige Protagonisten hervor. Letztere nehmen das Heft in die Hand und machen sich auf, einen Weg aus der Misere zu finden - natürlich nicht, ohne auf ein düsteres Geheimnis zu stoßen.
Parkers Gruselthriller ist eine Mischung aus The Hills have Eyes - Hügel der blutigen Augen (2006) und Urban Explorer (2011). Während der erstgenannte Film ebenfalls die Konsequenzen von Radioaktivität und deren erschreckende Auswirkungen auf den Menschen thematisiert, spielt zweitgenannter mit dem Gedanken, wer oder was sich alles in längst verlassenen Gebäuden herumtreiben könnte.
Um all das auch schön gruselig zu verquicken, setzte Regisseur Bradley Parker auf unruhige Kameraführung und möglichst wenig Licht - das Grauen deutet er optisch nur an. Allerdings werden die wackligen Bilder mit der Zeit recht anstrengend, und die Andeutungen sind oft zu plump, als dass sie ein dauerhaftes Schaudern hervorrufen könnten. Chernobyl Diaries ist nette Unterhaltung, die ihre guten Momente hat. Um ein wirklicher Schocker zu sein, mangelt es dem Film jedoch an pfiffigen Ideen.
Chernobyl Diaries bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Christina Freko)