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Cloud Atlas

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Außergewöhnlich. Aber ...

Cloud Atlas Kritik

Cloud Atlas Kritik
7 Kommentare - 11.11.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).
Cloud Atlas

Bewertung: 3.5 / 5

Cloud Atlas ist eine außergewöhnliche Produktion. Das steht fest, bevor im Kinosaal überhaupt das Licht gelöscht wird: Ein Film, an dem drei namhafte Regisseure aus verschiedenen Ländern gleichberechtigt arbeiteten. Der mit einem Budget von angeblich 100 Millionen US-Dollar die teuerste deutsche Ko-Produktion aller Zeiten sein dürfte. Der aus sechs Geschichten besteht, die in komplett verschiedenen Epochen spielen. In dem eine Vielzahl hochkarätiger Schauspieler eine noch viel größere Zahl Rollen übernimmt. Ein Film, der nicht der Mode folgend in mehrere Filme aufgeteilt wurde, obwohl die zugehörige Romanvorlage von David Mitchell fast doppelt so umfangreich ist wie Tolkiens "Hobbit". Ja, das ist schon etwas Besonderes. Nur ... reicht das aus?

Bereits die Struktur, die David Mitchell für seinen Roman wählte, war gewagt: Der Autor begann mit einer Geschichte, erzählte sie etwa bis zur Hälfte und fing dann mit einer anderen an. Nur die sechste ließ er in einem Stück und löste nach deren Ende auch die anderen schön der Reihe nach auf - bis schließlich die abgeschlossen wurde, mit der er einstieg.

Trailer zu Cloud Atlas

So lernt man nach und nach kennen: Einen jungen Anwalt (im Film: Jim Sturgess), der 1849 an Bord eines Schiffes seine Ansichten über die Sklaverei überdenken muss. Einen aufstrebenden Komponisten (Ben Wishaw), den der Weg zum Ruhm 1936 in das Haus eines alternden Musikgenies führt. Eine Journalistin (Halle Berry), die 1973 auf eine Verschwörung der Energie-Industrie stößt. Einen alten Verleger (Jim Broadbent), der im Jahr 2012 die Flucht aus einem Altersheim plant. Eine geklonte Kellnerin (Doona Bae), die im Jahr 2144 ihren eigenen Willen entdeckt. Und schließlich einen Ziegenhirten (Tom Hanks), der in der postapokalyptischen Welt von 2346 seine Feigheit überwinden muss.

Tom Tykwer (Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders) und die Geschwister Lana und Andy Wachowski (Matrix) wählten in ihrer Adaption einen anderen Weg der Handlungsführung, einen nicht weniger anspruchsvollen: Sie erzählen alle sechs Episoden parallel, zersplitterten sie aber vollständig in kleine, kleinere und winzige Fragmente, die dann mit unzähligen Schnitten zu einem bunt durchmischten, genreübergreifenden Ganzen zusammengefügt wurden.

Durch die bruchstückhafte Erzählweise dauert es eine ganze Weile, bis man einen Zugang zu den einzelnen Figuren findet. Andererseits hat die Mosaiktechnik den Vorteil, dass der Zuschauer bei weitem nicht so lang im Unklaren über das Schicksal einer Figur bleibt wie zuvor der Leser - und die Regisseure dennoch nicht auf Cliffhanger verzichten müssen. Durch die Reihungen ähnlicher Sequenzen lassen sich zudem gemeinsame Motive sichtbar machen, durch Überblenden und Detailaufnahmen Berührungspunkte der räumlich, zeitlich und gestalterisch sonst eindeutig getrennten Handlungen aufdecken.

Jede der sechs Geschichten kommt früher oder später an den Punkt, an dem sie den Zuschauer gefangen nimmt. Am aufregendsten ist Cloud Atlas allerdings, wenn Tykwer und die Wachowskis die Zukunft visualisieren: Mit bunten Farben und düsteren Gedanken bilden sie die hochtechnologisierte, dystopische Zwei-Klassen-Gesellschaft des Jahres 2144 ab. Eine Zeit, in der sich ganze Häuser auf Knopfdruck gestalten lassen und Angestellte produziert statt rekrutiert werden. Knapp 200 Jahre später hingegen gleicht das, was von der Menschheit übrig geblieben ist, einer Horde Wilder, die mit primitiv wirkenden Sätzen nur über das "Clever der Alten" staunen kann.

Ausgiebig ließe sich allein schon über diese beiden Szenarien grübeln - wenn man nur die Gelegenheit hätte. Obwohl Cloud Atlas beachtliche 172 Minuten dauert, scheint das doch zu wenig Zeit, die schiere Masse an Informationen zu verarbeiten. Die sechs Einzelgeschichten werden zwar verständlich zu Ende gebracht. Doch auch nur alle Figuren zu erfassen, die die teilweise bis zur Unkenntlichkeit maskierten Schauspieler in ihnen verkörpern, scheint beim einmaligen Sehen ein Ding der Unmöglichkeit: Sämtliche Hauptdarsteller schlüpften in je fünf bis sechs Rollen; Hugh Grant, Hugo Weaving und Susan Sarandon bekamen als Nebendarsteller ähnlich viele Charaktere ab.

Wie soll man sich von diesem Suchspiel auf der Leinwand so weit losreißen, um die philosophischen Worte aus dem Off nicht nur wahrnehmen, sondern wirklich hören zu können? Um den Überlegungen zu Wiederkehr, Verbundenheit und das große Ganze die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen würden? Um bloße Phrasen in eigene Gedanken weiterzuentwickeln? Letztlich können nur die Figuren aus ihrem Handeln Lehren ziehen. Dem Zuschauer hingegen bleibt nur die Überwältigung - nicht mehr und nicht weniger.

Cloud Atlas bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Cloud Atlas Bewertung
Bewertung des Films
710

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7 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
15.11.2012 20:36 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634
Hier mal eine andere Kritk zum Film: 10/10 Punkten
http://www.youtube.com/watch?v=WOGVtSxwzFQ

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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BlackSwan : : Moviejones-Fan
13.11.2012 03:14 Uhr | Editiert am 13.11.2012 - 03:16 Uhr
0
Dabei seit: 05.02.11 | Posts: 0 | Reviews: 22 | Hüte: 57
außer, dass es der Autorin zu wirr erscheint, schnell und fragmentarisch geschnitten ist, ebenso fragmentarisch die Handlungssplitter gestaltet sind, und zudem die Zuschauerin anscheinend an Input überwältigte - und ein bisken zu den Charakteren - kam da nu nich viel rüber aus der Kritik - MJ: bin gespannt auf eure Kurzzusammenfassung! Kurz mir bei dem Film sogar lieb, da ich nicht all zu sehr gespoilert werden will - die Gefahr besteht bei der obigen Kritik trotz einer Seite Länge allerdings so gar nicht... laughing Irgendwie gestaltet, wie sie den Film wohl erlebte - wirr mit wenig Aussage im Worte-Output. ;)
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Kinofreund088 : : Heavy Coffee
12.11.2012 18:38 Uhr | Editiert am 12.11.2012 - 18:40 Uhr
0
Dabei seit: 09.06.12 | Posts: 220 | Reviews: 22 | Hüte: 0
Ich kann mit dieser Kritik echt nichts anfangen. Sorry, aber sie ist ohnehin nicht von euch, zum Glück! Denn sie ist weniger gut gelungen, als ich von MJ gewohnt bin: sehr vage und teilweise sehr unverständlich.

Mir ist klar, dass spoilern out ist, aber das ist dann doch zu unkonkret.

lg Kinofreund
Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht!
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Moviejones : : Das Original
11.11.2012 23:27 Uhr
0
Dabei seit: 15.10.08 | Posts: 2.358 | Reviews: 1.216 | Hüte: 181
Wir haben leider erst morgen die Chance, den Film zu sehen, werden unsere Meinung aber gern noch in einer Kurzzusammenfassung nachreichen.
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ComicFan88 : : Kingsman
11.11.2012 20:21 Uhr
0
Dabei seit: 28.12.11 | Posts: 2.416 | Reviews: 0 | Hüte: 23
Ich stimme meinen Vorrednern zu, die Meinung von MJ hätte mich dann noch auch noch interessiert. Bisher habe ich trotzdem vor reinzughen, hägt jedoch noch davon ab, ob jemand mitgeht.
Ein Ring, sie zu knechten...
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MarieTrin : : Mrs. Justice
11.11.2012 18:00 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46
Bei dem Film hätte mich wirklich mal die Meinung von Moviejones interessiert, schade, dass Ihr nicht die Möglichkeit hattet, reinzugehen.
Die teleschau-Kritik erscheint mir irgendwie... unpräzise für so einen großen Film. Andererseits könnte das wiederum am Film selbst liegen. Ein Kinobesuch wird das wohl nur, wenn sich irgendjemand bereitschlagen lässt, mitzugehen.

Que la loi soit avec toi!

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TardisHQ : : Moviejones-Fan
11.11.2012 17:24 Uhr
0
Dabei seit: 09.04.10 | Posts: 259 | Reviews: 1 | Hüte: 14
Klingt nach einem Film, der nicht für das Kino, sondern für zu Hause konzipiert wurde. Ein Film, der es darauf anlegt, mehrmals gesehen zu werden. Nach der Kritik halte ich 3,5 Hüte für ein wenig... nun ja, wenig.
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