Bewertung: 4.5 / 5
Ein neuer Lehrer kommt in das kleine Dorf Haapsalu im russisch besetzen Estland. Endel (Märt Avandi) soll hier Sportunterricht erteilen und zudem einen freiwilligen Sportclub für die Schüler der Dorfschule gründen. Die Kinder wirken armselig und auch ein wenig traurig. Viele von ihnen haben ihre Väter im 2. Weltkrieg und unter Stalins Besatzung durch Deportation verloren. Es ist das Jahr 1952 und auch Endel ist auf der Flucht vor dem Sowjetregime. Als Marta (Liisa Koppel), eine seiner Schülerinnen, ihn in einer Freistunde beim Fechten entdeckt, hat sie solgeich eine Idee. Warum gründet er nicht einen Fechtclub? Sicher würden sich dafür viele ihrer Mitschüler interessieren. Endel ist zunächst skeptisch. Doch beim ersten Vorsprechtermin erscheinen alle Schüler in der Turnhalle. Es fehlt allerdings nicht nur an der passenden Ausrüstung, sondern auch am Zuspruch des Schuldirektors (Hendrik Toompere). Dieser lehnt die Sportart ab, da sie in seinen Augen nur ein Überbleibsel aus feudalen Zeiten ist. Doch auf der eigens von ihm einberufenen Elternversammlung stimmen am Ende alle für den geplanten Fechtclub und der Direktor muss sich geschlagen geben. Diese Niederlage kann der sozialistisch gesinnte Schulleiter nicht einfach wegstecken. Während der Lehrer bei seinen Schützlingen immer beliebter wird, beginnt der Direktor, Nachforschungen über ihn anzustellten. Ein grosses Fechtturnier ist in Leningrad ausgeschrieben und die besten des Fechtclubs wollen dort antreten. Endel steht vor einer grossen Entscheidung, denn er weiss, dass ihn dort seine Vergangenheit einholen könnte, zumal der Schulleiter ihm schon gefährlich auf der Spur ist. Er entscheidet sich dann doch für seine Schüler und begleitet sie zum Turnier. Je besser sie sich im Wettkampf schlagen, desto enger zieht sich der Strick um Endels Hals zusammen. Geheimpolizisten tauchen auf, lassen ihn nicht mehr aus den Augen und der Schuldirektor ist schon mit ihnen im Gespräch. Die Fechttruppe erreicht das Finale, tritt in der letzten Runde gegen die turniererprobte Moskauer Mannschaft an udn Endel wird klar, dass er das Turnier nicht mehr mit seinen Schülern zusammen verlassen wird. Als seine Mannschaft schliesslich den Sieg davonträgt, wird Endel umringt von Polizisten abgeführt. So tragisch die Geschichte scheint, so eindrucksvoll erzählt sie von dem Mut, zu seinen Entscheidungen zu stehen. Stalins Herrschaft währte nicht ewig und fand ihr Ende 1955. Um Jahre gealtert und sehr mitgenommen kehrt Endel eines Tagen zurück in das kleine Dorf. Das Drehbuch basiert auf der Lebensgeschichte des estnischen Fechters Endel Nelis (1925-1993). Der aus Finnland stammende Regisseur Klaus Härö hat daraus einen spannenden Film gemacht, der ohne viel Aufhebens und ohne eine überdimensional teure Ausstattung auskommt. Die ruhige Kameraführung von Tuomo Hutri untermalt mit stillen Landschaftsbildern die Einsamkeit und Abgeschiedenheit des einstigen Spitzensportlers. Märt Avandi verleiht ihm eine stoische Gelassenheit, mit der er seine prekäre Lebenssituation erträgt. Auf dem Filmfest München wurde die finnisch-deutsche-estnische Koproduktion in diesem Sommer erstmals gezeigt. Eine Nominierung für den Oscar als bester ausländischer Film gilt als sicher.