Bewertung: 2.5 / 5
In Schlumpfhausen wurde die Tiefkühlpizza erfunden. Von Pizza-Schlumpf, passenderweise. Nachdem Pizza-Schlumpf, seine 98 Geschwister und Papa Schlumpf 1958 vom belgischen Comiczeichner Peyo zum Leben erweckt wurden, lebten sie über Jahrzehnte hinweg friedlich in ihrer Pilzsiedlung. Zum Glücklichsein brauchten die Schlümpfe nicht viel: Sie sangen ab und an ihr Lied, revolutionierten die Lebensmittelindustrie und waren froh, wenn der fiese Zauberer Gargamel sie in Frieden ließ. Damit ist jetzt Schluss: Im 3D-Abenteuer Die Schlümpfe schickt Regisseur Raja Gosnell auserwählte Familienmitglieder nach New York City, wo er die animierten Winzlinge auf reale Menschen treffen lässt - leider.
Wenn erwachsene Schlumpf-Liebhaber den Film genießen wollen, sollten sie unbedingt vergessen, dass die Schlümpfe sind, wer sie sind. Zwar wurden die animierten Bläulinge gut in die wirkliche Welt integriert - das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie eben einfach nicht nach New York gehören, sondern in ihr wunderhübsches Schlumpfendorf - das in 3D übrigens fantastisch aussieht. Außerdem haben die unfreiwilligen Touristen wenig mit den Schlümpfen aus den Comics oder aus der TV-Serie gemein: Sie müssen actionreiche Prüfungen bestehen, sich mit den Tücken der Menschenwelt auseinandersetzen und am laufenden Band Witze reißen.
Trailer zu Die Schlümpfe
Dass Schlumpfine, Schlaubi-Schlumpf und Papa Schlumpf eigentlich gar nicht Großstadt-tauglich sind, war den Autoren scheinbar bewusst - sie stellten den bekannten Mützenträgern drei neue Familienmitglieder zur Seite: Panicky, Crazy und McTapfer. McTapfer ist ein besonders furchtloser Schlumpf. In der Großstadt erweist er sich immer wieder als Retter in der Not - warum er dabei Kilt trägt und schottischen Akzent spricht, bleibt - wie vieles im Film - ein Geheimnis. Vor allem für die kleinen Kinobesucher, die mit den Trickfilmen kaum noch vertraut sind, ist es schade, dass wichtige Fragen nicht beantwortet werden: Warum etwa Schlumpfine ein ganz besonderes Verhältnis zu Gargamel hat, wird nicht ausreichend erklärt.
Nach New York gelangen die Schlumpfhausener durch ein magisches Tor, von dem Papa Schlumpf seine Kinder eigentlich unbedingt fernhalten wollte. Doch weil der tollpatschige Clumsy aus Versehen den bösen Gargamel (Hank Azaria) und seine gemeine Katze Azrael nach Schlumpfhausen lockt, müssen die Schlümpfe fliehen. Allerdings folgt ihnen Gargamel bis in die Großstadt: Er benötigt die Essenz der Schlümpfe, um der mächtigste Zauberer der Welt zu werden. Hank Azaria (Nachts im Museum 2) ist ein würdiger Bösewicht - er ist hässlich, fies und dabei erfrischend doof.
In der Wohnung von Marketingmanager Patrick Winslow (Neil Patrick Harris, How I Met Your Mother) verstecken sich die Schlümpfe vor ihrem gefährlichen Feind. Vor allem Schlumpfine freundet sich schnell mit der Menschenwelt an: Sie ist froh, in Patricks schwangerer Frau Grace (schrecklich naiv: Jayma Mays, Glee) eine Freundin zu finden, die ihr das blonde Haar bürstet und zu einem neuen Outfit verhilft. Patrick selbst freundet sich unterdessen mit Papa Schlumpf an und lässt sich von ihm die Angst vorm Vatersein nehmen. Im Gegenzug hilft Patrick den Schlümpfen dabei, alles für die Rückkehr nach Schlumpfhausen vorzubereiten - das magische Tor öffnet sich nur, wenn der Blaumond an der richtigen Stelle steht.
Abgesehen von der flachen, vorhersehbaren Story und den furchtbar oberflächlichen Dialogen ("Ich will nicht immer nur der Tollpatsch sein" - "Du kannst alles sein, was du willst") hat die Mischung aus Animation und Realfilm durchaus ihre charmanten Momente: Wenn die Schlümpfe beispielsweise in Schlumpfsprache das Geschehen kommentieren, ist das ausgesprochen unterhaltsam. "Bleiben wir schlumpfimistisch", sagt da ein Schlumpf zum anderen, während der ihn als "Schlumpfkopf" bezeichnet. Allerdings wird der Reiz der Schlumpfsprache überstrapaziert - irgendwann kann man selbst über Aussagen wie "Wer hat hier einen schlumpfen lassen?" nicht mehr lachen.
Das ist ein grundsätzliches Problem von Raja Gosnells (Beverly Hills Chihuahua) Werk: Ihm fehlt das Maß. Der Witz über Google und der Hinweis auf die Blue Man Group sind noch wirklich lustig, die Anspielungen auf Wikipedia, Smarties oder Guitar Hero hingegen sind zusammenhangloses Product Placement. Es ist überflüssig, dass die Schlümpfe im Wohnzimmer von Patrick Winslow mithilfe einer Spielekonsole um die Wette rocken - wo sie doch auch ganz alleine ihr Liedchen trällern können. Das tun sie nicht nur zu Beginn des Films, sondern auch am Ende und in der Mitte. So hinterlässt der Ausflug der Schlümpfe in die Menschenwelt nur zwei Dinge: Lust auf Tiefkühlpizza und einen ziemlich hartnäckigen Ohrwurm.
Die Schlümpfe bekommt 2,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Anna Julia Höhr)
