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Dune - Der Wüstenplanet

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Ambitioniert, aber…..

Dune - Der Wüstenplanet Kritik

Dune - Der Wüstenplanet Kritik
4 Kommentare - 10.12.2015 von MarieTrin
In dieser Userkritik verrät euch MarieTrin, wie gut "Dune - Der Wüstenplanet" ist.
Dune - Der Wüstenplanet

Bewertung: 2.5 / 5

Frank Herberts Roman Dune (auf Deutsch: Dune – der Wüstenplanet) gehört zu den Klassikern der Science-Fiction Literatur und zu den Filmprojekten, die immer wieder anvisiert und letztendlich doch verworfen werden. Eine TV-Miniserie (von 2000 und 2003) gehört zu den aktuelleren Verfilmungen; die Verfilmung von David Lynch aus dem Jahr 1984 ist der erste erfolgreiche Versuch, das Epos zu verfilmen.

Zu den gescheiterten Versuchen gehört unter anderem das Projekt von Alejandro Jodorowsky, der bereits in den siebziger Jahren versuchte, sich der Geschichte anzunehmen. Mit Dune- Der Wüstenplanet hat David Lynch (Regie und Drehbuch) hat jedoch seine eigene Version geschaffen. Diese wurde allerdings aufgrund der enormen Länge von 3,5 Stunden auf etwas mehr als 2 Stunden (137 Minuten) gekürzt. Diese Kritik bezieht sich auf die gekürzte Version.

Doch worum geht es in Dune überhaupt?

Der junge Paul Atreides zieht mit seiner Familie, die über den Planeten Caladan herrscht, auf den Wüstenplaneten Arrakis. Dieser Planet hat eine überragende wirtschaftliche Bedeutung in dem galaktischen Imperium unter dem Imperator Shaddam dem IV., denn nur auf diesem Planeten wird das „Spice“ produziert. Das Spice ermöglicht insbesondere die Raumfahrt, wirkt bewusstseinserweiternd und hat außerdem eine lebensverlängernde Wirkung. Damit lassen sich zwei der wesentlichen Spieler im Machtgefüges des Imperiums erklären: die Gilde, welche das Monopol auf die interstellare Raumfahrt hat und die Bene Gesserit, ein Frauenorden, welche sich unter anderem auf den bewusstseinserweiternden Effekt des Spice, z.B. Zukunftsvisionen, konzentriert. Neben diesen Größen gibt es die Häuser, die über einzelne oder mehrere Planeten herrschen.

Die Familie Atreides hat nun vom Imperator den Auftrag erhalten, den Planeten Arrakis von einem anderem Haus, den Harkonnen, zu übernehmen. Die Häuser der Harkonnen und der Atreides sind schon seit Jahrzenten verfeindet, weswegen diese Übernahme nicht so einfach verläuft wie geplant. In der Tat steckt ein perfider Plan hinter der Übernahme: eine Falle der Harkonnen, dessen Baron das Haus Atreides vernichten will. Mithilfe eines Verräters und der heimlichen Hilfe des Imperators wird das Haus Atreides gestürzt. Paul und seine Mutter Lady Jessica, die Konkubine des Herzogs Leto Atreides und eine Bene Gesserit, überleben den Anschlag und flüchten in die Wüste, um dort Zuflucht bei dem Wüstenvolk, den Fremen, zu suchen. Das löst eine weitere Kette an Ereignissen aus, denn die Fremen haben eine Prophezeiung über einen Außenweltler und seine Mutter, einer Bene Gesserit: der Außenwelter wird die Fremen aus der Unterdrückung in die Freiheit führen.

Die Schwierigkeiten

Schon nach dieser „kurzen“ Einleitung, die bei weitem nicht alle Handlungsebenen umfasst, wird deutlich, dass Frank Heberts Dune sehr vielschichtig ist. Es ist ein Geflecht von machtpolitischen Intrigen, gewürzt mit dem Spice und dessen Bedeutung, das von religiösen Ideen getoppt wird –mit dem Hintergrund einer sehr durchdachten, jahrtausendlangen Vorgeschichte. Dazu kommt, dass keine Figur eindimensional gezeichnet ist und stets verschiedene Gründe für ihr Handeln hat. Die Aufgabe, vor der nun jeder Drehbuchautor und Regisseur steht, ist es, diese packende Geschichte (von 562 Seiten), in einen auch für Nichtbuchleser verständlichen 2-Stundenfilm zu verpacken.

Wie setzt Regisseur David Lynch den Roman um?

Um die Zuschauer in die Geschichte einzuführen, nutzt Lynch ein Voice-over, der Prinzessin Irulan (Virginia Madsen), der Tochter des Padisha-Imperators (José Ferrer). Auch später dient sie als wiederkehrende Erzählerin.

Die politische Ebene der Intrigen wird gleich zu Beginn des Films durch einen unangekündigten Besuch der Gilde beim Imperator angedeutet. Die großen wichtigen Parteien werden eingeführt, genauso wie die fremdartigen Gildennavigatoren, die jegliche menschliche Erscheinung hinter sich gelassen haben. Lynch lässt bei der Gestaltung des Palasts des Imperators und der dortigen Gesellschaft seiner Phantasie freien Lauf und präsentiert überzeugend den Überfluss des Palasts. Ebenso lobenswert ist die Darstellung der ehrwürdigen Mutter Gaius Helen Mohiam (Siân Philips), einer hochrangigen Vertreterin der Bene Gesserit. Diese erfährt über ihre Kräfte den Inhalt der geheimen Unterhaltung zwischen dem Gildennavigator und dem Imperator. Die Gilde sieht nämlich in dem jungen Paul Atreides eine Gefahr und möchte, dass er getötet wird.

Danach wird das Haus Atreides auf dem Planeten Caladan präsentiert. Lynch nimmt sich sehr viel Zeit für die Einführung der verschiedenen Personen um den jungen Paul und greift regelmäßig auf Voice-over zurück, um die Gedanken der einzelnen Personen deutlich zu machen. Das ist gerade am Anfang nützlich um die Hintergründe und das Handeln der Vielzahl von Personen zu verstehen, doch leider belässt Lynch es nicht dabei; die überschwängliche Nutzung der Voice-over nimmt der Verfilmung später die Spannung und verfehlt ihre nützliche Wirkung insbesondere bzgl. der Motivation der Figuren.

Genauso irritierend wie die Verwendung der Voice-Over ist zunächst auch der Kontrast zwischen Technik und der oft altertümlich wirkenden (sehr fantasievollen und detailreichen) Gestaltung. So entwickelt das Haus Atreides eine neuartige technische Wunderwaffe, während die Burg Caladan wie eine mittelalterliche Burg aussieht. Aber der Kontrast passt in das Szenenbild und zu dem Gesamtstil von Lynch, der eine dunkle und dreckige Zukunftsversion zeichnet, als auch zu den technischen Möglichkeiten der achtziger Jahre. Mir persönlich sagt dieser Kontrast nicht zu, aber ich gebe zu, dass dieser Kontrast einen gewissen Charme hat. Genauso wie die langen Kameraeinstellungen (Kamera: Freddie Francis), die heute schon fast ungewohnt sind, aber sich auch in die Version von Lynch einfügen. Im Gegensatz zu der Filmmusik, die meiner Meinung nach oft mehr zur Lächerlichkeit als Ernsthaftigkeit führt.

Die Schauspieler sind dagegen alle sehr gut gecastet, insbesondere Jürgen Prochnow als Herzog Leto wird den Vorgaben des Buches mehr als gerecht. Hauptdarsteller Kyle MacLachlan zeigt sehr gut die junge und intelligente Seite von Paul, aber als Muad’Dib, dem Erlöser der Fremen, wirkt sein Schauspiel häufig hölzern. Andererseits bekommt MacLachlan auch nicht die Möglichkeit, mehr von dieser Seite zu zeigen, denn gerade der Verlauf der Geschichte ab der Zeit bei den Fremen wurde radikal gekürzt. Während Lynch sich bis zum Angriff der Harkonnen auf Arrakis viel Zeit nimmt, werden nach diesem Angriff die Szenen schnell zusammengeschnitten und das große Finale wird in einer großen Anzahl aufeinander folgender Actionszenen abgehandelt. Dieser Fauxpas ist ohne Zweifel auf die oben erwähnte Kürzung der Laufzeit zurückzuführen. Das ändert aber nichts daran, dass jeder Zuschauer verwirrt ob des Tempos und des Zusammenhangs zwischen den Szenen und jeder Romanleser entgeistert von der Aneinanderreihung an Szenen sein muss. Es werden wesentliche Szenen gestrichen, während dagegen eine Szene erhalten bleibt, in welcher das Haustier der Atreides (ein Mops) während der Attacke durch die Harkonnen durch die Festung streift. Zu allem Übel wird dann auch noch gezeigt, wie sich der beste Kämpfer der Atreides, Gurney Halleck (Patrick Stewart), mit dem Hund auf dem Arm (!) den Truppen der Harkonnen entgegen stellt. Neben der Tatsache, dass dieser Mops mitnichten im Buch auftritt, sind diese Szenen geradezu lächerlich. Ich weiß nicht, wer für den Schnitt damals verantwortlich war, aber eine gute Arbeit wurde hier sicherlich nicht abgeliefert!

Davon abgesehen schafft es Lynch in der verbleibenden Zeit nicht, die Figuren dem Zuschauer nahe zu bringen. Das Leben und Überleben von Paul oder Lady Jessica (Francesca Annis) ist zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Frage und der Tod einer der beiden würde nicht einmal zu einer Krokodilsträne führen. Das liegt nicht an der fehlenden Darstellung der Harkonnen als Gegner der Atreides. Gerade Baron Harkonnen (Kenneth McMillan) bildet mit seiner ekelerregenden Hautkrankheit und seiner abscheulichen Einstellung gegenüber anderen Menschen ein Höhepunkt des Films. Sein Neffe Feyd-Rautha Harkonnen (Sting) bringt die wahnsinnige Seite der Harkonnen zum Vorschein. Dem Haus Harkonnen möchte man daher unter keinen Umständen den Sieg wünschen. Lynch zeichnet die Harkonnen zwar bösartiger als im Buch, aber das ist wegen der fehlenden Zeit wiederum verständlich, da nicht alle Hintergründe erklärt werden können.

Ein letzter Abschnitt zur konkreten Umsetzung des Romans (für Kenner + Spoiler)

Eines meiner größten Probleme hinsichtlich der Umsetzung des Buchs ist die einseitige Motivation Pauls, Arrakis zurück zu erobern und den Imperator zu stürzen. Die Rache für den Tod an seinem Vater und der Sieg über die verfeindeten Harkonnen spielen eine wesentliche Rolle für seine Handlungen, doch das ist bei weitem nicht Pauls einziges Motiv. Paul möchte auch den „heiligen Krieg“ der Fremen, der Millionen töten wird, verhindern, indem er dem Pfad seiner Visionen folgt. Lynch stellt Paul nur als den Messias dar, den sich die Fremen wünschen. Pauls zwiegespaltenen Gefühle gegenüber seiner Rolle als Messias und seine Wandlung werden nicht deutlich. Dazu kommt die wirklich falsche Szene, in welcher Paul sich den herzoglichen Ring direkt nach dem Tod seines Vaters an den Finger steckt. Im Buch versteckt Paul den Ring, bis er die Position seines Vaters annimmt, um die Fremen als gerechter Herzog von Arrakis UND als Messias in den Kampf zu führen.

Fazit

Die Verfilmung von Lynch ist ohne Zweifel ambitioniert: der ruhige und ausführliche Anfang und die vielen umgesetzten Details (die Kostüme, das Szenenbild, die Wahl der Schauspieler) sind neben der ursprünglich vorgesehenen (episch langen) Laufzeit Beweis für die großen Ambitionen von Lynch. Doch die gelungene Einführung in die Science-Fiction Welt von Frank Herbert kann letztendlich nicht den negativen Eindruck durch die schrecklichen Schnitte, die fehlende emotionale Bindung an die Protagonisten und einige Details bzgl. der konkreten Buch-Film-Umsetzung ausgleichen. Daher reicht es für mich nur von 5 von 10 Hüten.

Dune - Der Wüstenplanet Bewertung
Bewertung des Films
510

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4 Kommentare
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MarieTrin : : Mrs. Justice
20.12.2015 00:38 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

@Rursus

Vielen, vielen lieben Dank für den Hinweis! Das war noch gerade in der Zeit, in der ich die Kritik editieren kann! Meine Güte, das ist mir richtig peinlich, dass sich trotz mehrfachen Lesens ein solcher Fehler (neben dem bereits erwähnten und korrigierten Namensfehler beim Autor) eingeschlichen hat!

Und natürlich vielen Dank, dass du dich durch diesen Brocken durchgekämpft hast und Danke für die Rückmeldung :-)

Que la loi soit avec toi!

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Rursus : : Moviejones-Fan
19.12.2015 20:26 Uhr | Editiert am 19.12.2015 - 20:27 Uhr
0
Dabei seit: 02.03.13 | Posts: 61 | Reviews: 0 | Hüte: 1

Schöne Kritik zu einem (trotz seiner vielen Fehler) meiner Liebslingsfilme.

Hinweis zu Zitat: "Die Familie Arrakis hat nun vom Imperator den Auftrag erhalten, den Planeten Arrakis von einem anderem Haus, den Harkonnen, zu übernehmen."

Die Familie Atreides hat den Auftrag erhalten - Nicht die Familie Arrakis smile

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MarieTrin : : Mrs. Justice
11.12.2015 13:10 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46

@MD02GEIST

He, warum muss mir das immer passieren ?! Natürlich FRANK Herbert ^^ Zu meiner Verteidigung: im letzten Absatz habe ich Frank geschrieben. Das passiert nun mal bei solchen Brocken, da kann man tausendmal drüber lesen, aber irgendwo ist dann doch noch ein Fehler (selbst,wenn Dune auf dem Schreibtisch neben dem Laptop liegt), den man immer wieder überliest (vor allem bei eigenen Texten).

Zunächst einmal vielen Dank, dass du dich durch die Kritik gekämpft hast !! Ich wollte bei dem älteren Film einmal die Chance ergreifen, um von meinem üblichen Kritikstil etwas abzuweichen.

Wie erwähnt, im Lichte der Zeit passt vieles wieder. Aber meinen Geschmack hat Lynch weder vor ein paar Jahren bei der letzten Sichtung noch vor 2 Wochen getroffen...

Auf jeden Fall dankeschön fürs Lesen und den Kommentar :-) Freut mich immer, wenn ich eine Rückmeldung bekomme!

Que la loi soit avec toi!

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MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
11.12.2015 12:39 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.550 | Reviews: 28 | Hüte: 215

@ Marie

Karl Herbert - wer ist das? Meintest du nicht Frank Herbert?

Ich freue mich, dass du deine Eindrücke in einer Kritik niederschreiben konntest. Alle deine Argumente kann ich verstehen.

Beinahe fast alles was dir nicht gefiel wie die Burg auf Caladan das fand ich passend. Wo ich dir vollkommen zustimme sind die Szenen mit den Mops, die wirkten doch ein bisschen befremdlich, aber der Film als ganzes wirkte dennoch gut für seine Zeit.

Darüber hinaus empfand ich es nicht so, dass die Protagonisten-Figuren zu weit vom Zuschauer entfernt waren. Vielleicht sollte ich den Film mal wieder sehen, denn es ist ziemlilch lange her seit meiner letzten Sichtung!

Dies wollte ich erstmal äußern und vielleicht komme dann auf diese Kritik zurück.

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
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