Bewertung: 4 / 5
Jason Voorhees: Eine undefinierbare Horrorgestalt, die in den Wäldern um den Crystal Lake wandelt und sich auf der Suche nach Erlösung und Rache für die Morde an ihm und seiner Mutter durch Scharen von Menschen mordet, die seinem See zu nahe kommen oder das Pech haben, ihm auf der Rückkehr dorthin über den Weg zu laufen. Ist Jason nun ein Mensch oder ein unsterbliches, untotes Wesen? Man weiß es nicht so genau. Wahlweise mit Sack über dem Kopf oder Hockeymaske strahlt er eine ungemeine Präsenz aus, in den besten Filmen wird ihm zudem eine Gruppe von sympathischen Teenagern entgegengestellt.
Mit "The Final Chapter" läuft die "Freitag der 13."-Reihe zu Hochtouren auf. Von der rohen Terroratmosphäre den ersten beiden Teile ist hier zwar nichts mehr zu spüren, allerdings macht keiner der Vorgänger so viel Spaß und fällt so selbstironisch und in den Morden so kreativ aus wie Teil 4! Trotz des mangelnden Horrors zeichnen sich die Morde durch eine realistische und brutale Darstellung aus und dürften dem Zuschauer des Öfteren ein Zusammenzucken entlocken. Harry Manfredinis Soundtrack ist so spannend wie nie zuvor, diesmal hält er sich sogar angenehm mit seinen Psycho-Anleihen zurück.
Die folgenden Abschnitte enthalten Spoiler.
Einer der ersten Morde im Film verdient sich direkt den Titel der wahrscheinlich schwarzhumorigsten Szene in der gesamten Reihe. Da sitzt eine Teenagerin am Straßenrand und möchte per Anhalter weiterreisen. Sie holt eine Banane aus ihrer Tasche und während sie anfängt zu essen, wird sie hinterrücks von Jason erstochen. Als Folge dessen läuft die zerkaute Banane Sperma-artig und vermischt mit Blut aus ihrem Mund heraus. Geschmacklos und zugleich genial, ich musste laut auflachen.
Die Jungfrau Sarah wird wie üblich als prädestiniertes Final Girl etabliert, möchte nicht nackt baden und hält nicht viel von unzüchtigen Spielereien. Nachdem sie von einem Porno sexuell erregt wird, verführt sie jedoch den Blickfang Doug und springt mit ihm zum Knutschen nackt unter die Dusche. Als Doug nicht in ihrem Schlafzimmer zum Sex erscheint, wird die dementsprechend immer noch jungfräuliche Sarah überraschend von Jason niedergestreckt. Im Gegensatz zu anderen Slashern zeichnete sich "Freitag der 13." noch nie dadurch aus, Jungfräulichkeit oder Keuschheit als Heldeneigenschaften anzusehen.
Einen weiteren Spieß dreht "The Final Chapter" durch seinen Umgang mit der Intro- und Extrovertiertheit zweiter Teenager um. Der sozial unbeholfene Jimmy (Crispin "George McFly" Glover!) wird vom Macker und Spaßvogel Ted wegen seiner vergeblichen Annäherungsversuche beim weiblichen Geschlecht gehänselt, kommt aufgrund seiner Freundlichkeit und Zuvorkommenheit schließlich aber doch noch zum Schuss. Im Gegensatz dazu verprellt Ted seine erhoffte Bettgefährtin, muss sich mit den Pornos begnügen und erhält seine Strafe, indem er von Jason durch die Filmleinwand hindurch erstochen wird.
Aus den vorherigen Filmen dürfte bekannt sein, dass die Final Girls gegen Ende in einem Boot auf den See flüchteten, um vor Jason sicher zu sein. Diese sichere Zuflucht gewährt "The Final Chapter" den Teenagern nicht, so lässt sich Samantha in einem Schlauchboot auf dem See treiben, nur um von Jason aufgespießt zu werden, der unter Wasser lauerte. Samanthas Freund Paul erleidet einen ähnlichen Tod, nachdem er zu ihr auf den See hinausschwamm.
Abseits all der Teenager trumpft "The Final Chapter" mit Corey Feldman ("Die Goonies", "Standy by Me") als zwölfjähriger Tommy auf. Ein Junge im Übergang von der Kindheit zur Pubertät, aus der sich eine für das Slasher-Genre untypische und bereichernde Dualität ergibt. In einer Szene beobachtet er gespannt aus seinem Zimmerfenster, wie sich Samantha im Nachbarhaus entkleidet und mit ihrem Freund Paul Sex hat. Er freut sich und hüpft ob dieses Anblicks entzückt in seinem Bett herum, was schließlich seine Mutter aus den Plan ruft. Obwohl in solchen Momenten die Hormone mit Tommy durchgehen, verkörpert er im Kontrast dazu zugleich noch die Reinheit und Unschuld der Kindheit, Letztendlich obliegt es ihm und nicht dem Final Girl, Jason zu besiegen, wodurch auch er seine Unschuld verliert und von dem Bösen korrumpiert wird.
"Freitag der 13.", für mich momentan die einzig wahre Slasher-Reihe. Qualitativ schwanken die Filme der Reihe zwar etwas und es scheint sich der Trend zu bestätigen, dass die Filme mit gerader Nummer besser ausfallen als jene mit ungerader Nummer, aber mit Ausnahme von "A New Beginning" hat mir bisher jeder Teil gefallen. Mal schauen, was die restlichen 6-7 Filme noch so zu bieten haben.