Bewertung: 5 / 5
Vorab,wie immer die Warnung vor Spoilern. Wer den Film noch nicht gesehen hat, liest auf eigene Gefahr weiter.
Da ich diesmal alleine im Kino war, beginne ich nicht mit der Meinung meines Co-Autors. Vielmehr möchte ich kurz auf den Weg eingehen, der mich zu diesem Film ins Kino geleitet hat.
Trailer zu Ghost in the Shell
Eigentlich hab ich keine wirkliche Ahnung von Mangas und Animes. So war mir Ghost In The Shell bis vor Kurzem auch lediglich als tolles Musikvideo einer Band, längst vergangener Tage bekannt. Zwar hatte ich schon oft von Ghost In The Shell gehört, doch wirklich interessiert hat es mich nie. Als ich vor einigen Monaten dann über die Gespräche hier auf Moviejones auf die Verfilmung aufmerksam wurde, begann ich dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ich besorgte mir also den Film Ghost In The Shell von 1995 und war recht beeindruckt davon. Es folgte die Serie "Stand Alone Complex", die ich zwar nicht ganz so gut wie den Film fand, aber dennoch gut. Nach Sichtung der ersten Trailer, erkannte ich nun einges aus Film und Serie wieder. Mein Interesse wurde intensiviert. Der Entschluss, diesen Film unbedingt im Kino sehen zu wollen, war gefasst.
Zur Story:
Ghost In The Shell spielt in einer Zukunft, in der Menschen mit Hilfe technischer Verbesserungen so gut wie jede Fähigkeit verbessern können. Seien es Röntgenaugen oder auch nur eine neue Leber, mit der man jede Party durchrocken kann, ohne an die Folgen des nächsten Tages denken zu müssen (by the way: So eine will ich auch^^). Die Hauptfigur, Major, ist eine Weiterentwicklung dieser Möglichkeiten. Ihr Körper (Shell) ist komplett künstlich. Lediglich ihr Gehirn, ihre Persönlichkeit (Ghost), sind noch organisch. Zu Beginn wird ihr erklärt, dass sie einen Unfall gehabt haben soll und man sie nur so hätte retten können. Da sie fast unbegrenzte Fähigkeiten hat, wird sie einer Sondereinheit der Polizei zugeteilt, der sogenannten Section 9. Ein Jahr später beginnt nun eine Reihe von Morden, die von Section 9 untersucht werden. Major stößt dabei auf Informationen, die ihre Welt auf den Kopf stellen. Sie beginnt an der Story, die man ihr zu dem Verlust ihres Körpers aufgetischt hat, zu zweifeln. Mehr und mehr stellt sich heraus, dass die Firma, die sie quasi erschaffen hat, wesentlich eigennutzigere Ziele verfolgt, als es den Anschein hatte. Die Suche nach der Wahrheit und somit ihrer wahren Identität, beginnt.
Zur kritik:
Es ist ja nun oft so, dass gerade die Hardcorefans von Verfilmungen ihrer Lieblingsspiele, Comics, Bücher, Animes oder sonstigem Ausgangsmaterial am Meisten zu bemängeln haben. Ich habe sehr großes Verständnis dafür, dass Personengruppen, die mit Herzblut bei der Sache sind, gerne ihre persönlichen Punkte genauso sehen wollen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Umso höher die Erwartungen, desto größer die Gefahr der Enttäuschung. Mir selbst ist es ja nun auch schon oft so ergangen. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich bis vor kurzem noch kein richtiger Fan von Ghost in The Shell war, aber gerade bei dieser Verfilmung, finde ich, dass die Kritik der mangelnden Originalgetreue nicht angebracht ist. Ja, die Story unterscheidet sich etwas von der des Anime, aber wenn man das mal in Vergleich mit anderen Verfilmungen setzt, so finde ich, dass der künstlerische Freiraum, den man sich als Filmemacher nimmt, immer dann in Ordnung geht, wenn der Geist des Originals deutlich zu spüren ist. Zum Beispiel bei Harry Potter ging es mir damals so, dass die storyteschnischen Unterschiede der Verfilmungen zu den Buchvorlagen absolut in Ordnung waren, weil man der Stimmung im Buch treu geblieben ist. Bei Ghost In The Shell ging es mir absolut genauso.
Selten habe ich eine Verfilmung gesehen, bei der auf mich alles so stimmig gewirkt hatte, wie hier. Viele Kritikpunkte die ich im Vorraus gelesen hatte, kann ich nach Sichtung des Films kein bisschen nachvollziehen. Angefangen bei der Kritik an der Besetzung, denn alle Beteiligten Schauspieler im Film, allen voran Scarlett Johansson, machen ihre Arbeit wirklich fantastisch, bis hin zur Kritik an der angeblich dünnen Story, kann ich nichts davon bestätigen. Der Film hatte mich von der ersten, bis zur letzten Sekunde gepackt und nicht wieder losgelassen. Die Bildgewalt ist überragend. Zum 3D kann ich nichts sagen, da ich mir das (wie ich es empfinde) unscharfe Rumgeeiere und die total bescheuerte Brille erspart hatte. Stattdessen hatte ich mich für die ultrascharfe 2D Variante entschieden und es auch nicht bereut.
Der Sound des Films ist genauso Mitreissend, wie alles andere. Die seltsame Diskussion des "whitewashing" kann ich nicht nachvollziehen. Klar, ist das Anime asiatischer Herkunft, doch ehrlich gesagt sehen die Hauptfiguren des Originals für mich schon nicht asiatisch aus, warum sollten sie es dann in der Verfilmung? Meiner Meinung nach sehen die Figuren absolut so aus, wie ich sie mir in "real life" vorgestellt hatte. Abgesehen davon, ist die asiatische Herkunft des Originals während des gesamten Films deutlich zu spüren.
Mein Fazit:
Für mich stimmt bei der Verfilmung von Ghost In The Shell einfach alles. Die Schauspieler, der Sound, die Story. Alle Details, die ich mir im Vorhinein für die Verfilmung gewünscht hatte, bekam ich geboten und noch einiges mehr. Um ehrlich zu sein, gefällt mir die Story die man im Film geboten bekommt sogar besser, als die des Originals. Da Ghost In The Shell offensichtlich keinen finanziellen Erfolg brachte, wird es wohl keine Fortsetzungen geben, was ich in diesem Fall nicht einmal schlecht finde, denn der Film kann sehr gut für sich alleine so stehen bleiben. Vielleicht wird Ghost In The Shell in zwanzig Jahren einmal ebenso ein Klassiker sein, wie heute Blade Runner, der ja auch kein wirklicher Erfolg an den Kassen war und man wird ihn irgendwann als das Meisterwerk sehen, als das ich ihn sehe. Von meiner Seite gibt es eine klare und uneingeschränte Empfehlung für den Film.