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Gladiator

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„Ich werde immer Rom dienen“

Gladiator Kritik

Gladiator Kritik
2 Kommentare - 15.10.2013 von MarieTrin
In dieser Userkritik verrät euch MarieTrin, wie gut "Gladiator" ist.

Bewertung: 5 / 5

„Ende des Jahres 180 n. Chr. näherte sich der 12-jährige Feldzug des Mark Aurel gegen die Barbarenstämme in Germanien dem Ende zu. Nur noch eine einzige, letzte Hochburg steht einem römischen Sieg und der Aussicht auf Frieden im ganzen Reich im Weg.“ Caesar Markus Aurelius (Richard Harris) schaut von einem Hügel, umgeben von seiner Leibgarde, auf das römische Heer, welches von dem Militärtribun Maximus Decimus Meridius (Russel Crowe) angeführt wird. Als Maximus durch die Reihen der Soldaten schreitet, wird er respektvoll als Tribun begrüßt. Vor der Schlacht gibt er die letzten Anweisungen und stimmt sich selbst auf den Kampf ein, indem er sich Erde zwischen den Fingern zerreibt. Eine symbolische Geste, die noch öfters zu sehen sein wird. Dann läuft die Kriegsmaschinerie an und über die Germanen bricht die Hölle herein. Dies wird durch die Kamerafahrt mit einem Blick über das ganze Geschehen perfekt eingefangen. Die Bogenschützen, die Katapulte, die vorrückenden Soldaten und die Kavallerie sind mit einer Uhrwerk gleichen Präzision abgestimmt. Es prallen zwei Heere aufeinander mit dem einzigen Ziel, sich gegenseitig abzuschlachten. Die Wackelkamera wird nur kurz zur Betonung des Chaos eingesetzt, wenn die Reihen von Freund und Feind sich vermischen und als die Schlacht sich ihrem Höhepunkt nähert. Als endlich der Ruf „Roma victa“ erschallt, zeigt Harris, als Aurelius, die Erlösung von einer schweren Last durch ein erleichtertes Durchatmen. Währenddessen befinden sich Lucilla (Connie Nielsen) und Commodus (Joaquin Phoenix) auf den Weg zu Aurelius, ihrem Vater. Während die unterkühlt wirkende Lucilla nach der langen Reise von einem heißen Bad träumt, hat der machthungrige Commodus schon vor Augen, wie er von seinem Vater zum Nachfolger ernannt wird. Das Erste, was er als neuer Kaiser tun werde, sei die Veranstaltung einer langen Reihe von Spielen zu Ehren seines Vaters. Diese Aussage legt den Grundstein für seine kommenden Handlungen und wirkt wie eine dunkle Vorahnung. Schon nach den ersten wenigen Minuten, seit seiner Einführung, wurde ein klares Bild von Commodus gezeichnet: nicht kriegsgewandt, mit dem Willen unbedingt Kaiser zu werden und die Macht auszukosten, die in Form der Spiele im Kolosseum greifbar wird. Inmitten unter den Soldaten und neben Maximus wirkt er unbeholfen, wie ein vernachlässigtes Kind. Joaquin Phoenix spielt den vernachlässigten Sohn mit einer Hingabe, dass man ihm die Laster und die Durchtriebenheit ansieht und spürt. Man zweifelt daran, den Mann jemals ehrlich lachen zu sehen. Das einzige Mal, wo er ehrlich zu lachen scheint, ist bei den blutigen Kämpfen der Gladiatoren im Kolosseum, wenn die übermächtigen Gegner die gering Bewaffneten überwältigen und töten. Er will Rom als Alleinherrscher wieder zu Glanz und Gloria zurückbringen. Dabei verfängt er sich immer mehr in einem Strudel um Anerkennung und Liebe, ohne zu wissen, wie er jemals wahre Anerkennung und Freundschaft erlangen kann. Damit stellt er den absoluten Gegensatz zu Maximus dar, der in seiner charismatischen Art die Mengen zu gewinnen weiß. Ein Kriegsheld, der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich zu seiner geliebten Familie in Spanien zurückzukehren. Dieser Wunsch wird sich jedoch nicht erfüllen, denn Commodus bringt in einem Akt der Verzweiflung und Machtgier seinen eigenen Vater um, als er erfährt, dass Aurelius seine Macht auf Maximus übertragen will. Der alternde und sterbende Caesar bedauerte nämlich die vielen Kriege in seinem Leben und fragte sich, was die Welt über ihn denken wird. Als endgültigen Schritt zum Frieden nach den Kriegsjahren, wollte er Rom dem Volk zurück geben: es soll wieder ein Republik werden und Maximus soll diesen Übergang überwachen. Am Totenbett des Kaisers setzt Maximus mit der Weigerung Commodus als neuen Caesar Folge zu leisten, eine folgenschwere Entwicklung in Gang. Es ist die Paraderolle von Russel Crowe, der im weiteren Verlauf eine ganze Bandbreite an Emotionen darstellt: ein sarkastisches Lächeln an der richtigen Stelle, ein Durchatmen bevor er den Helm abnimmt und die berühmten Worte „ Ich bin Maximus Decimus Meridius. Tribun der spanischen Legionen. Feldherr der Truppen des Nordens. Vater eines ermordeten Sohnes, Ehemann einer ermordeten Frau und ich werde mich dafür rächen. Wenn nicht in diesem, dann im nächsten Leben“ im Kolosseum spricht. Die Rolle des charismatischen und mit dem Schicksal ringenden Maximus, ist Crowe wie auf den Leib geschneidert. Lucilla bleibt dem Zuschauer lange Zeit undurchsichtig und versteckt ihre wahren Gefühle hinter einem Schleier von Lügen. Durch Gespräche erfährt man von einer früheren Beziehung mit Maximus. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, in welchen dem Zuschauer jede Information präsentiert wird, muss der Zuschauer sich die Informationen selbst zusammensetzen. Auch Connie Nielsens Leistung muss gelobt werden. Lucillas Verzweiflung und ihre Angst vor ihrem Bruder werden im Verlauf immer deutlicher. Zum einen muss sie die immer deutlich werdenderen lüsternen Annäherungsversuche von Commodus ertragen und vorsichtig abwehren und zum anderen muss sie ihren Sohn Lucillus, den Thronfolger, vor Commodus Launen beschützen. Auch die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt. Der ehemalige Gladiator Proximus und nun selbst Ausrichter von Spielen und Ausbilder von Gladiatoren, wird von Oliver Reed gespielt. Dabei musste seine Rolle aufgrund des frühzeitigen Todes des Schauspielers umgeschrieben werden und restliche Szenen durch Körperdoubles und digitale Gesichtsbearbeitung ersetzt werden. Eine durchweg gelungene Lösung, weil der Übergang zwischen den Szenen kein Unterschied zu merken ist. Proximos grimmige Art bringt ihm bei den Zuschauern anfangs keine Sympathie ein. Doch auch dieser Charakter entwickelt sich im weiteren Verlauf. Es ist eben keine eindimensionale Charakterzeichnung. Außerdem muss noch die Leistung von Derek Jacobi hervorgehoben werden, dem es trotz der trotz wenigen Szenen gelingt, den Vorsitzenden des Senates Gracchus gleichzeitig sarkastisch und wachsam darzustellen. Das antike Rom wurde mit einigen Verschönerungen digital nachkonstruiert. So wird es teilweise imposanter in Szene gesetzt als es wohl den tatsächlichen Umständen entsprach. Dies ist auch ein Bestandteil des oft angeführten Kritikpunktes der historischen Genauigkeit. Neben den Ungereimtheiten bezügliche des Nachbaus des Kolosseums, würden die Waffen, Rüstungen als auch die Kostüme aus verschiedenen Zeitaltern stammen. Tatsächlich entspricht die Geschichte auch nicht den historischen Geschehnissen, denn Aurelius ist in Wahrheit eines natürlichen Todes gestorben, den Vatermord hat es nie gegeben. Auch kehrte Rom bis zur Zweiteilung des römischen Reiches und dessen Zerstörung immer ein Kaisertum und kehrte nie zur ursprünglichen Republik zurück. Aber bei diesen Kritikpunkten wird oft vergessen, dass „Gladiator“ keine Dokumentation, sondern ein Spielfilm ist, der bewegen möchte. Er hat den Anspruch nah an der Wahrheit zu sein, aber niemals nur die Wahrheit wiederzugeben. Obgleich die digitale Rekonstruktion Roms und die Schlachten einen nicht unerheblichen Teil an Effekten aufbieten, stehen sie nicht allein im Vordergrund. Zum einen sind die Effekte nicht so tonangebend wie in manch anderen Filmen der heutigen Zeit, sondern fügen sich ins Gesamtbild ein. Zum anderen verblassen die Effekte angesichts des beeindruckenden Schauspieles der Hauptdarsteller, insbesondere angesichts Russel Crowes Darstellung. Er spielt nicht nur den Feldherren, der zum Sklaven und dann zum Gladiator, der sich gegen den Kaiser auflehnte, wurde. Er ist der Gladiator. Wer kann nicht am Ende des Films mit Maximus mitfühlen? Spätestens in der Endszene, untermalt von dem atmosphärischen „Now we are free“, komponiert von Hans Zimmer und Lisa Gerrard, ist jeder hin und her gerissen zwischen Freude und Trauer. Dabei sei erwähnt, dass auch die Filmmusik, insbesondere die vokalen Stücke, nach der Nominierung auch mit einem Oscar hätten belohnt werden können. Es ist ein Blockbuster mit Herz; ausgefeilt in Kameraführung, Drehbuch, Filmmusik und Effekten. Ein Oscar prämierter Film, der die Bezeichnung Meisterwerk tragen darf; nein, muss. [b]Erweiterte Fassung:[/b] Die erweiterte Fassung (kein Director’s cut, für Ridley Scott ist die Kinofassung perfekt) ist auch zu empfehlen, denn der Film wird um einige interessante Szenen erweitert und man bekommt etwas mehr Hintergrundinformationen (z.B.,dass Commodus die Getreidereserven Roms verkauft, um die Spiele zu bezahlen).

Gladiator Bewertung
Bewertung des Films
1010

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2 Kommentare
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MarieTrin : : Mrs. Justice
19.10.2013 18:21 Uhr | Editiert am 20.10.2013 - 02:10 Uhr
0
Dabei seit: 11.09.11 | Posts: 1.907 | Reviews: 27 | Hüte: 46
@Han

Wirklich vieeelen Dank für das Lob! Ich habe schon befürchtet, dass dieser Brocken an Kritik schlecht rüberkommt. Aber ich finde, dass der Film das einfach verdient hat. Und die Beziehungen der Charaktere, als auch die Chemie zwischen den Hauptdarstellern, stellen für mich einen wesentlichen Aspekt des Films dar.
Die Extended ist wirklich nicht schlecht. Man kann schon nachvollziehen, warum einige der Szenen es nicht in den Film geschafft haben. Sie geben dem Zuschauer, der einfach noch einen Tick mehr Hintergrundwissen haben möchte, ein paar interessante Erklärungen :-)

Que la loi soit avec toi!

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Han : : Space Cowboy
19.10.2013 15:40 Uhr
0
Dabei seit: 14.04.13 | Posts: 1.977 | Reviews: 8 | Hüte: 102
Mal wieder ne klasse Kritik von Dir, Marie! Besonders schön finde ich, wie detailiert Du die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander analysiert hast.

Gladiator zählt auch in meinen Augen zu Scotts größten Leistungen und auch allgemein auf jedenfall zu den filmischen Meisterwerken! Muss man einfach gesehen haben! Ich war zum Glück (für mich) im Kino, denn dort war Gladiator natürlich ne Wucht! Die Extened hab ich noch gar nicht geschaut, da die aber auf meiner Blu Ray mitdrauf ist, werd ich das mal nachholen.

"In der Geschichte passiert alles zweimal. Das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce." - J.J. Abrams

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