Bewertung: 3.5 / 5
Auch die Schwaben bleiben von der Globalisierung nicht verschont. Das Familienunternehmen Bogenschütz & Söhne ist typisch für diese Region: Ein alteingesessener Familienbetrieb, in dem hochwertige Maschinen hergestellt werden. Das Alleinstellungsmerkmal ist also ausgefeilte Ingenieurskunst, aber die verliert schnell an Wert, wenn die Chinesen Patentrechte ignorieren und die Maschinen schlicht nachbauen. Entsprechend selbstbewusst ist auch das Auftreten der Vertreter einer chinesischen Firma, die am liebsten die ganze Firma aufkaufen würden. Dass sie das Schwabenländle liebevoll die südliche Provinz nennen und damit eine Gemeinsamkeit herstellen, ändert an den Kräfteverhältnissen nichts. Diese Verhältnisse hat Hannes Stöhr kenntnisreich und deshalb glaubwürdig gezeichnet, und auch die Fabrikantenfamilie wirkt so, als wäre sie nach realen Vorbildern geformt. Der 90-jährige Patriarch pocht ständig auf seinem Vetorecht und kritisiert jede Entscheidung seines Sohnes, der den drohenden Bankrott der Firma vor allen geheim hält, weil auch er, im Grunde ganz ähnlich wie sein Vater, sich als ein Firmenleiter im traditionellen Sinne versteht. Die Töchter und ein zweiter Sohn leben gut vom in der Firma erwirtschafteten Geld, und die Belegschaft wird gemäß der alten Unternehmenstugenden gut bezahlt und behandelt.
Atmosphärisch genau trifft Global Player - Wo wir sind isch vorne dieses Milieu, auch wenn eine temporeichere und auch ausgefallenere Erzählform wünschenswert gewesen wäre. Die Verwendung von Archivaufnahmen aus den Kriegs- und Nachkriegszeiten, die immer dann einmontiert sind, wenn es um die Vergangenheit des Seniorchefs geht, ist ein Stilbruch, der von der Geschichte ablenkt. Gelungen sind dagegen diverse Dialoge (Sie Luftpump) oder die Schlusspointe mit den schwäbelnden Facharbeitern, bei deren Erklärungen die patente Übersetzerin endlich einmal hilflos wirkt. Sie ist neben dem von Walter Schultheiß als sehr unterhaltsamem Nörgler gespielten Seniorchef, für einige der schönsten Lacher in dieser Komödie verantwortlich.
Trailer zu Global Player - Wo wir sind isch vorne
Es mag manchmal zwar ein wenig umständlich wirken, wenn Rede und Gegenrede bei den Verhandlungen Wort für Wort übersetzt werden, aber dabei ist das Minenspiel der Chinesen zum Teil sehr verräterisch (und dadurch komisch). Es ist zu begrüßen, dass der ökonomische Strukturwandel hier in der Form einer unterhaltsamen Komödie behandelt wird, aber ob Global Player - Wo wir sind isch vorne so gut ist, dass etwa die Chinesen ihn kopieren würden, werden wir sehen.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung