Bewertung: 4.5 / 5
Einleitung Ssskkkrreeeoogghh! Seit dieses Gebrüll am 03. November 1954 in die Ohren von Menschen gelang, wurde ein Wesen von solcher Größe und Majestät erschaffen, wie es kein zweites in der japanischen und internationalen Filmwelt gibt – die Rede ist von Godzilla! Godzilla wurde schnell zu einem Erfolg in seinem Heimatland Japan und ging in Filmserie mit 28 japanischen Filmen und – bisher 2 amerikanischen Versionen. Das mystische Wesen, in dem sich nicht nur ein mutierter Dinosaurier, sondern auch mythologische Inhalte, und mit jedem Film andere in Metaphern gekleidete Botschaften aufwartete, wurde auch im Westen schnell zum Kult. Nun hat Gareth Edwards Big G (Godzillas Spitzname bei uns Fans, kurze Anmerkung) neues Leben eingehaucht und das Ergebnis ist sehr angenehm und positiv. Hintergrund Wie schon angemerkt Godzilla stammt ja ursprünglich aus Japan und Japan hat im Vergleich eine eigene Kultur, Geschichte, Soziologie, Traditionen, Weltanschauungen. Japan ist eine Inselgruppe und die Menschen, die dort leben beziehungsweise lebten, waren quasi isoliert, was ihnen mit Hilfe ausländischer Einflüsse etwas Einzigartiges zu erschaffen. Godzilla, als metaphernlastiges Kaiju (japanisch für „seltsames Wesen“), wandelte sich im Laufe der Zeit von Sinnbild der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki zum menschenfreundlichen Helden, wieder absolute Bedrohung der Menschheit und später vorwiegend zum meistens dem sprichwörtlichen Einsamen Wolf, der quasi inaktiv die Menschheit vor anderen Bedrohungen seiner Kaiju-Artgenossen schützte. 1995 im Film GODZILLA VS. DESTROYAH (dt. Titel Godzilla vs. Destoroyah) von Takao Okawara endete noch 22 japanischen Filmen eine Ära und Godzilla starb im erwähnten Film. Doch aus der Vergangenheit gesprochen liefen seit seinem 40. Jubiläum im Jahre 1994 die Verhandlungen über ein amerikanisches Remake. Als Toho seine Rechte verkaufte, wussten sie damals nicht was auf die Welt und auf mich zukommen sollte. 1997 dann Roland Emmerich und Dean Devlin produzierten einen Monsterfilm, der zwar den Titel „GODZILLA“ trug, aber es nicht wahr. Zu vieles war verändert, bzw. einfach weggelassen worden und auch trotz eines sehr guten wirtschaftlichen Erfolges, war die Kritik von vielen, wie auch meiner sehr vernichtend. Toho lies die Rechte auslaufen und startete im Jahre 1999 seine dritte und bislang letzte Godzilla-Filmserie, die 2004 pünktlich zum 50. Jubiläum zwar ihr Ende fand, aber immerhin war Godzilla wieder das was er war. Dennoch sollte dies nicht darüber hinweg täuschen, dass die dritte Filmserie nicht extrem wirtschaftlich erfolgreich war, aber dennoch von mir genauso geschätzt wird, wie die vorherigen zwei. Dennoch erhielt Godzilla endlich einen Stern auf dem legendären Hollywood Walk of Fame. Ende 2010 dann verstärkten sich die Gerüchte, dass erneut ein US-Remake entstehen sollte. Es herrschte starke Skepsis bei mir und ich wollte mein Trauma nicht noch einmal erleben, aber als häppchenweise Bilder und Trailer, sowie eine Viral-Marketingkampagne gestartet wurde, schwand meine Skepsis erst spät und die Vorfreude mutierte zu wahrer Begeisterung! Edwards‘ GODZILLA stellt nicht nur eine neue Kontinuität her, sondern kann auch für sich alleine stehen und ist ein wunderbares Seherlebnis. Edwards hat nicht die Fehler gemacht, die Emmerich produzierte. Edwards hat dies erkannt und machte Yoshimitsu Banno, dem Regisseur von GODZILLA VS. HEDORAH (1971, dt. Titel: Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster) einen beinahe perfekten Film. Das Original von 1954 ist für mich unübertrefflich, bedingt durch seinen ernsthaften und historisch bedeutsamen Charakter. Edwards‘ Film ist eine sinnvolle und wunderbare Ergänzung zum Genre des Kaiju Eiga, des japanischen Monsterfilms. Die Story Edwards‘ Story ist sehr schlüssig aufgebaut und weist keine Logiklücken auf. Alles ist sehr ernst, düster und spannend gehalten. Bis zum Auftauchen von Godzilla und seinen beiden Gegnern den MUTOs gibt Edwards Zeit sich mit den menschlichen Charakteren anzufreunden und mit ihnen die Erlebnisse mit zu erleben. Die Hauptcharaktere kommen sehr gut und lebensecht rüber. Dieses Urteil fälle ich meist nur selten, weil im meiner Erfahrung im Westen kaum noch Schauspieler gibt, die wirklich in eine Rolle schlüpfen können und sie verkörpern als wären sie „real“. Da Edwards‘ GODZILLA eine alternative Welt darstellt, sprich mit eigenen Ereignissen und Relationen, gibt es hier die Möglichkeit einfach Geschehnisse zu schaffen, die wir nicht kennen und dies macht sehr gute Unterhaltung aus. Eine Mischung aus „Realität“ und „Fiktion“. Das Cast, welches bei Edwards‘ Epos mitspielen darf harmoniert wunderbar miteinander und bedarf keine weiteren Worte. Was ebenfalls sehr gut auffällt, ist das Konzept zwischen Jäger (Godzilla) und Beutetier (MUTOs) und diese Relation wird deutlich gezeigt. Es ist ein Konflikt um die Balance und die Existenz. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich auch wenn Godzilla und oder die MUTOs nicht zu sehen waren, ihre Präsenz dennoch spürbar war. Genau das macht für mich auch einen richtigen Monsterfilm aus. Die Bedrohung muss auch wenn sie nicht von unseren Augen erkennbar ist, spürbar sein. Dies erinnert nicht zu Unrecht an Steven Spielbergs DER WEISSE HAI (1974) oder Ridley Scotts ALIEN (1979) und für mich ist dies eine absolute Stärke, die mir keiner ausreden kann. Die Kaiju-Charaktere Godzilla und die MUTOs brauchen zwar eine gewisse Zeit bis sie aufeinander treffen und sich gegenseitig bekämpfen, aber wenn sie es tun, ist es gewaltig! Die MUTOs haben mehr Screentime, aber das macht überhaupt nichts. Im Gegenteil es hilft, diese Kaiju-Antagonisten besser zu „verachten“. Dennoch wenn Godzilla erscheint, bleibt kein Stein auf dem anderen und es kommt zu dem spektakulärsten Kaiju-Kampf seit GODZILLA VS. DESTROYAH von 1995. Sehr gute Choreographie! Godzillas Design und Charakterzüge fügen sich ohne Probleme in die japanischen ein und bildet neben dem Original, dem Design von 2001 aus dem Film GODZILLA, MOTHRA, KING GHIDORAH – GIANT MONSTERS ALL-OUT ATTACK das wohl imposanteste visuelle Design überhaupt. Er ist bullig, extrem muskulös, seine Schuppenhaut zeigt teilweise Narben aus anderen Kämpfen, seine Knochenplatten sind imposant – was konnte ich mir mehr wünschen? Endlich ein US-Godzilla, der eigentlich ein japanischer ist! Godzilla ist hier nicht böse oder gutartig, nein, er ist eine neutrale Naturgewalt, aber dennoch fieberte ich mit ihm mit. Ich feuerte ihn richtig an und litt mit ihm. Godzilla ist in diesem Film lebendig wie nie, aber auch realistisch wie nie. Es gibt für mich herzzerreisende Szenen, bspw. als ein Wolkenkratzer auf ihn stützt und am Ende als Big G zwar seine Gegner besiegt hatte, aber dann vor Erschöpfung das Bewusstsein verliert und zusammenbricht. Im Vergleich zu anderen Filmen setzt er seinen Thermonuklearen Feueratem hier nur seltener ein, aber wenn, dann richtig kolossal! Es gefällt mir auch, dass Godzilla hier seine Muskeln spielen lassen konnte. Die Szenen, wo der König von der US Navy eskortiert wurde, das hat was. Genau es wie für einen Alpha Predator und Herrscher ziemt. Die MUTOs sind eine Neuschöpfung und erinnern an Godzillas Gegner Orga aus GODZILLA 2000 MILLENNIUM (1999), Clover aus CLOVERFIELD (2007) und die Gyaos aus der 1990er Gamera-Trilogie. Godzillas Gegner sind wirklich stark und sind meiner Meinung mit Destroyah zu vergleichen. Selten hatte Godzilla solche Gegner, die ihn wirklich forderten. Aber auch das Design und die Natur der MUTOs finde ich wirklich interessant. Das Männchen ist kleiner und flugfähig, das Weibchen doppelt so groß und nicht-flugfähig. Aber auch das Werbeverhalten von beiden ist interessant. Dies ist besonders in einer Szene zu sehen, wo er ihr als Geschenk eine USAF ICBM überreicht. Ich möchte hier noch etwas erwähnen, was anderen Fans auch schon auffiel, aber mich ebenfalls nicht weiter stört. Sieht man den Film, wird man schnell merken, dass in den Trailern Szenen gibt, die im fertigen Film nicht vorhanden, oder als alternative Einstellung zu betrachten sind. Das störte mich überraschender Weise überhaupt nicht. Wären sie dagewesen, wäre es gut gewesen, aber ihre Abwesenheit war jetzt nicht wirklich ein Verlust. Sollten einige dieser Szenen, vor allem was Godzilla betrifft in einer Extended Version beinhaltet sein, würde ich wahrscheinlich eben erwähntes urteilen. Die Menschen Ja, ich erwähnte schon die Harmonie zwischen den Schauspielern. Dies findet spiegelt sich in ihren Rollen wider. Diese sind alle großartig gespielt und bilden eine Art von zweiten Ich ihrerseits, wenn ich das so sagen kann. Die SFX Die Special Effects in diesem Film sind zwar nicht japanischer Natur, sprich keine Suitmotion und Modellstädte und auch wenn ich als Fan des Originals natürlich dies vermisse, wusste ich, dass dies für einen amerikanischen Film unmöglich ist. Dennoch gelang es Edwards Godzilla und die MUTOs so darzustellen, als wären es traditionelle Anzüge, bzw. riesige technisch aufwändige Marionetten. Allgemein waren die Effekte sehr ansehnlich, aber es nicht jetzt so, als müsste man sagen „das gab es ja noch nie!“. Aber dies macht den Film nicht kaputt. Der Soundtrack Der Soundtrack von Alexander Desplat ist wirklich eine Wucht. Er ist kein Akira Ifukube, aber er schafft es mit Bässen und Hörnen, Streichinstrumenten, einfach die oben erwähne düstere, ernste und einfach spannende Atmosphäre zu erschaffen. Es ist zwar richtig, dass seine Musikstyle noch nicht so einprägsam ist, wie beispielsweise der von Ifukube, aber das ist vorläufig nicht entscheidend. Die Musik passt und darauf kommt es an. Negatives Ja, es gibt auch etwas zu bemängeln. Dies betrifft nicht den Film selbst, sondern die Vorstellung. Ich bin stark kurzsichtig und mir wurde zwar niemals von 3D schlecht, aber 3D war für diesen wunderbaren Film eine absolute Verschwendung. Ich weiß nicht, was hier einem entgegenkommen sollte. Die Werbung bevor der Film startete? Das fand ich hier bei Gareth Edwards‘ Film nicht wirklich wichtig. Der Film bekommt daher von mir, nur weil ich selber keine 4,9 Hüte vergeben, kann 4,5 statt 5. Persönlich 4,9, weil es keine rein japanische Produktion ist, aber ansonsten ein Meisterwerk, das ausschließlich auf der großen Leinwand am besten rüberkommt und für mich nicht schnell genug auf DVD und BluRay erscheinen kann! Domo arigato gozaimashita Edwards‘-sama!
Godzilla Bewertung