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Hugo Cabret

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Ein Lobgesang auf das Kino

Hugo Cabret Kritik

Hugo Cabret Kritik
0 Kommentare - 04.09.2012 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "Hugo Cabret" ist.
Hugo Cabret

Bewertung: 5 / 5

Martin Scorsese ist ein Regisseur, der normalerweise eher auf rauem Pflaster unterwegs ist, aber mit seinem neusten Streich "Hugo Cabret" hat er einen der schönsten, herzlichsten Filme in letzter Zeit gemacht. Diesmal ist die Story sicherlich eher auf ein junges Publikum zugeschnitten und außerdem ist es Scorseses erste Erforschung von 3D. Ich habe den Film allerdings in 2D gesehen und kann sagen, dass es auch ohne die dritte Dimension einfach fabelhaft anzusehen war. Es ist nicht nur ein Paradebeispiel moderner Filmkunst, sondern auch eine Widmung an das Kino selbst und eine kurze aber inspirierende Lektion in Filmgeschichte. Der Film beginnt mit einem Tracking Shot über die wundervoll designte Stadtlandschaft von Paris, hinein in einen belebten Bahnhof, durch die beschäftigte Menschenmenge hindurch, bis hin zu einem Close Up der Augen des Protagonisten, versteckt hinter einer riesigen Uhr im Innern. Es ist Hugo und der Bahnhof ist sein Zuhause. Dort in den Katakomben des großen Gebäudekomplexes lebt der Waisenjunge. Nach dem Tod seines Vaters wurde er von seinem Onkel großgezogen, der ihm beibrachte die Uhren der Bahnstation zu warten, auch wenn er dabei meist betrunken war. Jetzt kümmert sich Hugo alleine darum und repariert nebenbei noch andere Dinge. Er sagt, die ganze Welt sei wie eine große Maschine - eine Ansicht, die auch schon in der ersten Einstellung deutlich wird, als Paris wie eine Blaupause eines komplexen Uhrwerks erscheint - und er ist derjenige, der die kleinen Dinge repariert, die das große Ganze am Laufen halten. Was er aber bislang nicht in den Griff bekommt, ist seine eigene Situation und sein Familienleben. Er hält sich hauptsächlich durch Diebstähle in den Geschäften ringsum über Wasser, während er verzweifelt versucht eine alte Aufziehpuppe in Menschengestalt wieder in Gang zu bekommen, die ihm vielleicht weiterhelfen könnte. Eines Tages wird er von einem alten Ladenbesitzer (Ben Kingsley) erwischt. Durch den Konflikt mit dem rätselhaften und merkwürdig verbitterten Mann kommt er in Kontakt mit dessen Tochter Isabelle, die ungefähr im selben Alter ist. Die beiden verlieben sich natürlich, aber die Romanze tritt glücklicherweise nicht in den Vordergrund der Story. Aber doch ist sie vielleicht der Schlüssel zum Rätsel. Die Story ist wirklich fesselnd, obwohl der dramaturgische Bogen im Grunde gar nicht so spektakulär und eher offensichtlich ist. Was mir sehr gefiel, war, dass Hugos persönliche Suche sehr eng mit dem Rätsel um die Identität des alten Mannes verbunden ist und dieser nicht als Nebenfigur untergeht, sondern für die Story ebenso wichtig ist, wie Hugo selbst. Das ältere Publikum dürfte sich für seine Geschichte sogar mehr interessieren. Es gibt jedoch einen Subplot im Film, der sich um einen schrägen und kleinlichen Inspektor dreht, der sehr ambitioniert aber unbeholfen das Bahnhofsgelände überwacht und für Ordnung sorgt. Dazu gehört das Aufstöbern von elternlosen Kindern und ihre Übergabe ans Waisenhaus. Begleitet wird er stets von seinem Hund und beide bilden natürlich den lustigen Part und sind für die etwas temporeicheren Sequenzen verantwortlich. Es ist ein sehr simpler, aber passender Handlungsstrang, der auch aufgrund der Leistung von Sascha Baron Cohen als unterhaltsamer Wachmann so gut funktioniert. Aber neben den spannenden Verfolgungsjagden und einigen Slapstick-Einlagen werden auch ihm ein paar ruhige Momente eingeräumt. Heraus sticht aber vor allem Asa Butterfield als der charmante Junge Hugo. Sein einnehmender Auftritt war sehr beeindruckend. Er ist ein wahres Naturtalent mit toller Ausstrahlung. Im Vergleich kommt sein Gegenüber Chloë Grace Moretz, die Isabelle spielt, eher etwas flach rüber und war sicher nicht ganz in der selben Liga, auch wenn die beiden von ihrer Erscheinung her sehr gut zusammenpassen. Das nette Paar motiviert die Kinder unter den Zuschauern zweifellos sich mit ihnen zu identifizieren und an ihrer Suche direkt teilzunehmen. Abgesehen vom Humor und den Emotionen, die toll vermittelt werden, gibt es im Film jedoch für jeden noch mehr zu finden, das Hugo letztlich zu einem so großartigen Filmerlebnis macht. Wir folgen dem Film zurück in der Zeit. Es war das Jahr 1895 in dem das Kino erfunden wurde. Einer der ersten und berühmtesten Filme, die öffentlich vorgeführt wurden, war "Larrivée dun train à La Ciotat" von den Brüdern Lumière in Paris. Es ist kein Zufall das "Hugo" in einem Bahnhof in Paris spielt - wenn auch in den 1930er Jahren. Der junge Hugo ist fasziniert vom Kino. Natürlich teilt er diese Leidenschaft mit seiner neuen Freundin - und mit den Zuschauern. Der Film gibt nicht nur einen kurzen Einblick, sondern zeigt komplette Szenen aus Klassikern dieser Periode. Das Filmemachen wird selbst zu einem Hauptthema der Handlung. Gerade für Kinder ist es eine solch wundervolle Möglichkeit eine kleine Geschichtsstunde in diese kurzweilige, rührende Story zu integrieren. Es ist eine wichtige Lektion, die nicht nur unzählige Referenzen enthält und von den Filmen von Lumière, Meliès, Porter und weiteren berichtet, sondern auch über damalige Produktionsverhältnisse aufklärt. So wird zum Beispiel auch erzählt, dass die Filme dieser Zeit (bis etwa 1910) tatsächlich handkoloriert wurden und nicht - wie viele Leute heute denken - einfach nur schwarz und weiß waren. Es ist eine lohnende Erfahrung für jung und alt, die Ursprünge dieser Kunstform kennenzulernen und alle Filmfreaks werden ohnehin längst vor Nostalgie dahinschmelzen. Demnach müsste die größte Freude wohl Martin Scorsese selbst gehabt haben, während er mit diesem Stoff arbeiten durfte, da er sicherlich zu den ausgewiesensten Filmfans des Planeten gehört. Manchmal scheint es, als sei der Film direkt den Träumen und Kindheitserinnerungen des Regisseurs entsprungen. Oftmals liest man, dass dies der persönlichste Film seiner Karriere sei. Wie Hugo wuchs er mit Filmen auf und war von Anfang an begeistert von ihnen. Wegen seines Asthmas konnte er nur wenig draußen sein und verbrachte so viel Zeit im Kinosessel. Wenn jeder seinen kleinen Platz in der großen Maschine der Welt hat - wie Hugo in einer Szene suggeriert - dann war es kein Zufall, dass Scorsese zu einem der größten Regisseure unserer Zeit wurde. Mit "Hugo" hat er ein kleines Juwel geschaffen, das seine Leidenschaft und Ehrfurcht für das Kino überdeutlich ausdrückt. Wir leben jetzt im digitalen Zeitalter. Scorsese zeigt, dass man auch mit der heutigen Technik etwas wahrhaftiges und großartiges kreieren kann. Aber gleichzeitig erinnert er uns an die Pioniere des Handwerks. Es liegt an den Regisseuren kommender Generationen dieses Vermächtnis, das die Menschen rund um den Globus seit 1895 fasziniert, in Ehren zu halten und voranzutreiben. In "Hugo" zollt ein modernen Meister der Kunst einer frühen Ikone in der Geschichte des Mediums seinen Tribut und zelebriert die gesamte Stummfilmära, die von etwa 1895 bis 1927 andauerte. Es is eine mitreißende Reise in die Vergangenheit, als das Filmemachen als Magie betrachtet wurde. Und wisst ihr was? Das ist es noch immer. http://eliasandthemovies.blogspot.de/ Larrivée dun train à La Ciotat: [i]http://www.youtube.com/watch?v=vEH5UgVB92I[/i] La voyage dans la lune: [i]http://www.youtube.com/watch?v=Mh2KY8sWNns[/i] The great train robbery: [i]http://www.youtube.com/watch?v=8oTdPklBE0Y[/i]

Hugo Cabret Bewertung
Bewertung des Films
1010

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