Anzeige
Anzeige
Anzeige

Im Herzen der See

Kritik Details Trailer News
Geschichte trifft Hollywood

Im Herzen der See Kritik

Im Herzen der See Kritik
5 Kommentare - 05.12.2015 von Trekker
In dieser Userkritik verrät euch Trekker, wie gut "Im Herzen der See" ist.
Im Herzen der See

Bewertung: 4 / 5

Im Jahre 1840 trifft der junge und noch recht unbekannte Schriftsteller Herman Melville (Ben Whishaw) auf den alten Seemann Thomas Nickerson (gewohnt souverän wie immer Brendan Gleeson), den letzten Überlebenden des gesunkenen Walfängers Essex. Melville erhofft sich Inspiration für seinen neuen Roman und bittet Nickerson, seine persönliche Geschichte zu erzählen. Zuerst sträubt sich dieser, doch er beginnt zu erzählen... der aufstrebende Seemann Owen Chase (Chris Hemsworth) trifft auf der Essex auf den jungen und unerfahrenen Kapitän Pollard (Benjamin Walker), der seinen Rang nur seinem berühmten Namen zu verdanken hat. In dieser Gemengelage und getrieben von dem Wunsch, ihre Laderäume mit Walöl zu füllen, trifft die Besatzung der Essex auf eine schier unüberwindbare Gewalt...

Der Film versucht, mehrere Elemente miteinander zu verknüpfen. Auf der einen Seite haben wir die historischen Ereignisse, wie es zum Untergang des Walfängers Essex kam, anderseits will der Film eine abendfüllende Unterhaltung bieten. Für den Zuschauer gestaltet es sich zunehmend positiv, dass der Film beinahe ohne Längen auskommt, Langeweile entsteht in der Laufzeit von gut zwei Stunden erst gar nicht, die Geschichte kommt zackig auf den Punkt und bietet vor allem Thor-Darsteller Chris Hemsworth genügend Spielraum, sich zu entfalten. Dieser hat sichtlich Spaß an seinen Freiheiten und spielt den ehrgeizigen wie energischen Ersten Maat der Essex mit viel Herzblut und Leidenschaft, solche Darbietungen darf er ruhig häufiger zeigen, dann kann er zu einem ganz Großen seiner Zunft werden, Daumen eindeutig nach oben!

Trailer zu Im Herzen der See

So kurzweilig und unterhaltsam die Geschichte auch erzählt wird, so schafft es Hollywood doch nicht, die historischen Vorgaben auf den nächsten Level zu heben. Vieles wird von dem Tempo des Films einfach verschluckt, massentauglich verpackt, manche Konflikte nur angeschnitten oder gleich auf dem Abstellgleis des Bahnhofs, der sich "Es ist Freitag Abend, wir haben keine Lust mehr nachzudenken und haben unser Gehirn an der Kasse abgegeben" nennt, liegen gelassen. Schade drum, Hollywood würde, nicht nur bei diesem Projekt, ein wenig mehr Tiefgang und Anregung zum Selberdenken- und Reflektieren gut zu Gesicht stehen. Gerade, weil es sich hier um ein, gerade heutzutage, sehr sensibles Thema wie das Ausbeuten der Natur handelt.

Der Moviejones-User Geist kann einem hier, was die historische Genauigkeit angeht, besser weiterhelfen. Ich habe nachträglich auf Wikipedia etwas recherchiert.

Andererseits, und hier möchte ich, er möge es mir verzeihen, Hanjockel und seinem Kommentar in der Moviejones-Kritik etwas widersprechen. Hier werden keine Walfänger/Seeleute und ihr blutiges Handwerk glorifiziert, es ist nicht das Anliegen des Films, hier Position zu beziehen. Vielmehr sollte sich jeder Zuschauer ein eigenes Urteil bilden, für mich war es einfach die freie Darstellung/Interpretation der Arbeit einfacher Männer, die sich freuen, ihrem Auftrag nachgekommen zu sein, der ihren Lohn und damit ihr Überleben sichert. Etwas drastischere Bilder wie das Ausnehmen eines kompletten Wals führen einen automatisch auf den richtigen Gedankenweg, diese Darstellung gelingt ganz ohne falschen Pathos.

Überhaupt hat mir der Film auch gezeigt, dass, wenn es hart auf hart kommt, die Natur eigentlich immer gewinnt. Auch der Wal wird hier nicht als hirnlos mordende Maschine dargestellt. Eher wie ein verletztes Wesen, dass nur seinen Lebensraum gegen Eindringlinge, die dort eigentlich nichts zu suchen haben, verteidigt, auch, wenn diese Erkenntnis von den Machern zu kurz angeschnitten wurde.

Heute muss man schon zwangsläufig einige Worte über die Optik und die Effekte verlieren, scheinen diese auch in einem solchen Film immer wichtiger zu werden. Die 3D-Technik wird meines Erachtens immer besser, das hat Der Marsianer schon angedeutet und wird hier konsequent weitergeführt. Die Stadt Nantucket erlebt durch den sehr guten Einsatz von 3D eine ungeheure Tiefe, der Hafen wirkt zum Greifen nahe! Der Pottwal wirkt absolut lebendig, der Zuschauer folgt der Lanze quasi in den Leib dieser majestätischen Tiere. Wenn die Kamera um die sich in voller Fahrt befindende Essex kreist, ist man als Zuschauer mittendrin.

Eine Glanzleistung hat hier auch die Maske vollbracht, wenn die letzten Überlebenden der Essex in Seenot in ihren Rettungsbooten wochenlang dahinsiechen. Die Schauspieler wirken tatsächlich so, als hätten sie nichts zu Essen und auch keinen Schlaf bekommen. Einmal mehr geht mein Lob an die gesamten Darsteller, auch hier ist man als Zuschauer mittendrin, genauso muss es sich auch anfühlen!

Überhaupt ist der Film auch in den Nebenrollen sehr gut besetzt (GoT-Fans freuen sich über gleich zwei Wiedersehen!), der Film gleicht damit die oben erwähnte Schwäche aus historischer Genauigkeit und Erzähltempo wieder aus. Hervorheben möchte ich vor allem Tom Holland, erwähnten Brendan Gleeson und auch Cilian Murphy (bekannt aus der Dark Knight-Trilogie), die durch ihr überzeugendes Spiel dem Film die Tiefe verleihen, die ihm teilweise in der Handlung abgeht.

Alles in allem ist Im Herzen der See ein doch gelungener Film geworden, der sehr gut unterhält, zwar definitiv seine Schwächen hat, diese aber auf der anderen Seite auszugleichen weiß, deswegen bekommt er von mir auch eine etwas bessere Bewertung, die hat er sich auch verdient!

Im Herzen der See Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

Civil War Kritik

Civil War Kritik

Poster Bild
Kritik vom 18.04.2024 von ProfessorX - 1 Kommentar
Die Vereinigten Staaten sind im Bürgerkrieg. Während ein Präsident (Nick Offerman) bereits in seine dritte Amtszeit geht, führt er einen Krieg gegen Texas und Kalifornien und schockiert das Volk mit bestialischen Luftangriffen. Doch es gelingt ihm nicht, die Staaten in die Knie z...
Kritik lesen »

THX 1138 Kritik

THX 1138 Kritik

Poster Bild
Kritik vom 18.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
In einer alternativen Welt haben Bürger jedwede Form von Individualismus und Rechten verloren. Sie sind nur noch nummerierte Drohnen, die von einem staatlichen Drogenprogramm unter Kontrolle gehalten werden. Unter ihnen ist auch der Fabrikarbeiter THX 1138 (Robert Duvall). Sein Leben änder...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
5 Kommentare
MJ-Pat
Avatar
luhp92 : : BOTman Begins
02.05.2016 13:16 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.379 | Reviews: 180 | Hüte: 634

Es sind insgesamt sogar vier Schauspieler aus Game of Thrones smile

Michelle Fairley (Catelyn Stark) - Mrs. Nickerson
Donald Sumpter (Maester Luwin) - Paul Macy, Schiffseigentümer
Jamie Sives (Jory Cassel) - Isaac Cole, Matrose
Joseph Mawle (Benjen Stark) - Benjamin Lawrence, Fangboot-Steuermann

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

Avatar
Trekker : : Moviejones-Fan
05.12.2015 12:45 Uhr
0
Dabei seit: 19.12.14 | Posts: 925 | Reviews: 13 | Hüte: 57

@Geist

Nicht falsch verstehen, der Stempel "Videothekenfilm" sollte nur aussagen, dass ich eigentlich nicht bereit gewesen wäre, für den Film Geld auszugeben und ich getrost bis zum nächsten Frühjahr hätte warten können, den zu sehen. Hätte er mir dann auch noch gefallen, hätte ich ihn mir auch gekauft, was ich jetzt umso lieber tun werde. smile

Ähnlich verhält es sich mit Bridge of Spies, den ich mir auch erstmal lieber ausleihen werde, bevor ich entscheide, ob ich ihn mir zulege.

Ein Dank geht an meine Begleitung, dass ich ihn gesehen habe. smile

Und vielen Dank für den Hut!

Avatar
MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
05.12.2015 12:29 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.553 | Reviews: 29 | Hüte: 218

Wie versprochen der Hut wurde gereicht. Natürlich hast du deine Wahrnehmung, aber wie ich schon sagte dank deines Schreibstils kam der Film ein bisschen besser rüber als bei moviejones.

Aber wenn du das Wort "Videothekenfilm" benutzt, dann schließe ich daraus das der Film für eine einmalige Sichtung gut ist, aber zum Immer-wieder-ansehen doch eher schwächelt.

Ich hoffe ich irre mich!

Darüber hinaus wenn es dir etwas besonders gut gefällt oder auch nicht, dann brauchst du nicht für deine Sichtweise zu rechtfertigen, denn daraus entsteht doch auch gerade gesunde Konversation.

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
Avatar
Trekker : : Moviejones-Fan
05.12.2015 12:17 Uhr
1
Dabei seit: 19.12.14 | Posts: 925 | Reviews: 13 | Hüte: 57

Moin! smile

Vielen Dank für Dein Lob, damit habe ich gar nicht gerechnet.

Ich weiß zwar nicht, ob andere den Film auch so wahrnehmen wie ich, aber ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und habe mit den meisten Charakteren mitgefiebert (Benjamin Walker empfand ich hier als einen Schwachpunkt unter den Hauptdarstellern).

Ich bin aber froh, den Film gesehen zu haben, der bei mir schon den Stempel "Videothekenfilm" bekommen hat. ;)

Avatar
MD02GEIST : : Godzilla Fan #1
05.12.2015 05:01 Uhr
0
Dabei seit: 01.01.13 | Posts: 2.553 | Reviews: 29 | Hüte: 218

@ Trekker

Super, das du schon eine Kritik verfasst hast. Ich kann leider - zum Zeitpunkt dieses Beitrages - ihn noch nicht sehen, weil ich gerade noch erkrankt bin. Und dieser Krankheit verhindert, dass ich ins Kino komme. Ich würde nicht nur andere anstecken, sondern der Heilungsprozess wäre gefährdert. Darüber hinaus wird der Film in einer der Nachbarstädte gezeigt und nicht im heimischen Kino. Nur mal so nebenbei.

Zur Kritik. Du vermittelst ein beinahe fast anderes Bild als die Kritik von Moviejones. Die Kritikpunkte gleichen sich, aber dennoch kommt dir der Film als Unterhaltungsfilm besser rüber.

Gute Wortwahl, sehr flüssig geschrieben, alles nachvollziehbar und ohne zu viel zu verraten. Komischerweise ist die Länge deiner Kritik auch absolut genial. Warum komisch? Ich bevorzuge epische Texte wie bspw. MOBY DICK einer ist, aber hier ist dir wirklich ein kleines Meisterwerk gelungen. Episch und kurz zugleich!

Du kennst das doch das Dilemma "In der Kürze liegt die Würze" und das zu wenig und du riskiert ein unvollständiges Bild zu präsentieren was bei den meisten Leuten eher Unverständnis auslöst. Und mit Unverständnis kommt Negativität. Eine Teufelsspirale.

Wenn du hierauf antworten solltest, kriegst du einen Hut für deine Kritik.

Monsters are born too tall, too strong, too heavy—that is their tragedy - Ishiro Honda
Forum Neues Thema
AnzeigeY