Bewertung: 4 / 5
Es ist Silvester, das Hochhaus wirklich hoch und Ex-Frühstücksfernsehen-Moderator Martin Sharp (Pierce Brosnan) will springen - doch er steht mit dieser Idee nicht allein und so trudeln nach und nach Hausfrau und Mutter Maureen (Toni Collette), die freakige Politikertochter Jess (Imogen Poots) und Pizzaboy und Ex-Bandleader JJ (Aaron Paul) auf dem Hochhaus ein, jeder mit seinen eigenen Gründen, warum er oder sie seinem Leben ein Ende setzen will. Doch in versammelter Mannschaft scheitert es für dieses Mal und sie schließen einen Pakt: Bis zum Valentinstag müssen alle durchhalten. Was niemand von ihnen an diesem Tag ahnt - ihre Bande werden in den kommenden sechs Wochen enger miteinander verbunden sein als gedacht, so dass sich die Frage stellt: Wer wird am Valentinstag noch springen wollen und wer nicht?
Pascal Chaumeil (Der Auftragslover) gelingt mit A Long Way Down, der Kinoadaption des gleichnamigen Nick Hornby-Bestsellers, eine unterhaltsame morbide, schwarze Komödie, die vor allem durch die gelungen gewählte Besetzung wirklich Spaß macht. Ex-Bond-Star Brosnan (James Bond - GoldenEye) überzeugt hier einmal in einer Comedy-Rolle, die ihm wie auf den Leib geschnitten wurde, Toni Collette (Ganz weit hinten) passt ihre "graue Maus"-Rolle mit goldenem Herzen ebenfalls maßgeschneidert, besonders witzig ist für uns jedoch, Breaking Bads Aaron Paul und Shooting-Star Imogen Poots (Jane Eyre) nach unserem kürzlichen Kinoerlebnis dieses Darsteller-Paares in Need for Speed erneut gemeinsam vor der Kamera zu sehen.
Trailer zu A Long Way Down
Vor allem Imogen Poots freakig-spritzige Rolle macht Freude, ihre Natürlichkeit lässt selbst die überzeichnetesten Figuren authentisch und charmant wirken, sie wird man sicher noch öfter auf der Leinwand sehen. Aber auch allen anderen gelingt es, dass man ihre skurrilen, liebenswerten Figuren ins Herz schließt. Aaron Pauls Figur erinnert auch hier wieder ab und an an Jesse Pinkman, aber wie schon in Need for Speed setzt Paul seine neuen Filmrollen im Spiel auch gut genug voneinander ab, um Jesse dabei vergessen zu können.
Die Inszenierung ist flott, hat jedoch auch genug emotional traurige und ergreifende Momente zu bieten, dass man A Long Way Down nicht als überzogene Komödie, sondern eher als gute Dramedy wahrnimmt. Der Szenenhumor ist gelungen und wartet mit einigen wirklich coolen Ideen auf, schon der Einstieg in den Film ist ziemlich lustig und skurril. Allerdings müssen wir sagen, dass der deutsche Film Suicide Club von Olaf Saumer, der ebenfalls auf Nick Hornbys Roman beruht, bezüglich morbidem Humor und Tragik noch etwas mehr unter die Haut geht, sich noch eine Spur ernster nimmt und mit noch aberwitzigeren Szenen aufwartet. Doch schon wegen Poots ständig markig-schräge Sprüche klopfender Jess wollen wir Chaumeils gelungene Verfilmung nicht missen.
Beide Selbstmörder-Clubs können prima nebeneinander bestehen bleiben. In der Variante von Saumer verkürzt sich die Selbstmord-Aufschubzeit auf den Abend und die Gruppe erhöht sich auf fünf Mitglieder, das heißt, die Gruppe verbringt konzentriert einen Tag miteinander, und das tatsächlich größtenteils auf dem Hochhausdach. In A Long Way Down sind es sechs Wochen, was dem Film und den Figuren mehr Raum gibt und mehr Möglichkeiten, ihre Charaktere auch an anderen Orten auszuspielen. Ziemlich cool ist auch Joe Cole (Now Is Good - Jeder Moment zählt) in der Nebenrolle des Pillen futternden und dadurch recht abgespaced verwirrten Ex-Freundes von Jess. Sam Neill (Jurassic Park) als Vater von Jess hätten wir auf den ersten Blick fast nicht erkannt, seine Rolle fällt klein aus, macht aber ebenfalls Freude.
Insgesamt können wir A Long Way Down als kurzweilige schwarze Komödie mit ausreichend Tiefgang nur empfehlen und sind bisher mehr als zufrieden mit Pauls Leinwanddebüts.