Bewertung: 3 / 5
16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und neben George Washington wohl der bekannteste in der frühen US-Geschichte - lässt sich darauf das Leben von Abraham Lincoln reduzieren? Das wäre zu wenig des Guten, denn Abe, wie er liebevoll genannt wurde, war vor allem eins: Passionierter Vampirjäger! In seiner Kindheit musste Lincoln miterleben, wie seine Mutter den Tod durch Vampire erlitt, ein äußerst prägendes Ereignis, welches sich auf sein späteres Leben auswirkte. Rache ist es, was Lincoln (Benjamin Walker) in seinem Kampf gegen die fiesen Untoten antreibt und das mitten in den Wirren des Amerikanischen Bürgerkriegs. Während er die Nordstaaten und Koalition unterstützt und gegen Sklaverei ankämpft, stehen die Vampire mit den Südstaaten im Bunde - kein Wunder, bieten doch die Sklavengebiete einen nicht enden wollenden Nahrungsschatz, das wusste schon Brat Pitt in Interview mit einem Vampir. Diesem Unrecht muss also endlich ein Ende gesetzt werden und so greift Lincoln immer wieder zu seiner geliebten versilberten Axt!
Wer unsere Berichterstattung über Abraham Lincoln Vampirjäger verfolgte, weiß, dass der Film von Beginn an einen schweren Stand bei uns hatte. So sehr wir es auch begrüßten, Vampire endlich wieder in einer ihrer Gattung angemessenen blutrünstigen Darstellung zu sehen, sagte uns die Story einfach nicht zu: Staatsmann Abraham Lincoln als eiskalten Vampirkiller konnten wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, ohne uns ein Lachen verkneifen zu müssen. Dennoch wollten wir abwarten, was Regisseur Timur Bekmambetov auf die Beine stellt, auch wenn wir zuvor mit seinem Wächter der Nacht und Wächter des Tages nicht ganz warm wurden. Doch 2008 überzeugte er uns mit Wanted, als er bewies, wozu man mit einem überschaubaren Budget fähig ist, vor allem wenn die Darsteller ihre Sache gut machen.
Trailer zu Abraham Lincoln Vampirjäger
Im Grunde ist Abraham Lincoln Vampirjäger nicht weniger albern und idiotisch als Wanted, doch wo jener den Vorteil einer recht fiktiv angelegten Geschichte hatte und diese Abgedrehtheit entschuldbar war, versucht ALV reale Elemente mit schräger Fiktion zu kombinieren. Ein riskantes Experiment, das bei uns nicht ganz fruchtet.
Wo Wanted bei den Darstellern punktet, kann dies Abraham Lincoln Vampirjäger nicht. Während Mary Elisabeth Winstead als Mary Todd einen liebreizenden Job macht und wir unsere Schwäche für sie nicht verheimlichen können, ist leider Hauptakteur Benjamin Walker als Lincoln viel zu schwach auf der Brust, um uns zu begeistern. Dabei gelingt es Bekmambetov streckenweise recht gut, die Balance zu halten und er versucht, sich möglichst dicht an dem zu orientieren, was wir über Lincoln heutzutage wissen. Und jeder Vampirfan wird sich über die agilen Blutsauger freuen.
Doch das reicht nicht ganz, auch wenn die Action durchaus in der Inszenierung als auch der visuellen Qualität zu gefallen weiß. Überhaupt ist ein gewisser Bruch im Film nicht zu leugnen: Während die erste Hälfte in einigen Szenen wirklich bedrohliche Atmosphäre aufbaut, geht dies in der zweiten Hälfte in einer Effektorgie unter. Hier wird Action in Slow-Motion zelebriert, die zwar gut aussieht, aber ohne Spannung auf weiter Strecke verpufft.
Es bleibt wie es ist: Im Grunde wird nichts Neues erzählt und viel Neues gibt der Film nicht her, um darüber lang und breit zu berichten. Wer kein Problem damit hat, dass eine historische Figur in nicht minder verrückte Action mit seiner Axt um sich keilt, kann einen Blick wagen. Freunde des Popcornkinos und Actionfans kommen auf ihre Kosten, Fans der historischen Figur werden sich dagegen wohl nur an kleinen eingestreuten Details erfreuen können. Wir fanden Abraham Lincoln Vampirjäger besser als im Vorfeld erwartet, aber gänzlich packen konnte er uns dann nicht. Wer sich also zur Zielgruppe zählt, kann durchaus belohnt werden, der Rest rechnet besser mit maximal 3 von 5 Hüten.
