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American Beauty

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Look closer!

American Beauty Kritik

American Beauty Kritik
2 Kommentare - 02.04.2014 von MarieTrin
In dieser Userkritik verrät euch MarieTrin, wie gut "American Beauty" ist.

Bewertung: 5 / 5

Mit seinem Regiedebut räumte Sam Mendes im Jahr 2000 fünf Oscars ab, unter anderem den Oscar für den besten Film und für die beste Regie. Dabei handele es sich, laut manchen, doch nur um die Geschichte eines Mittvierzigers in einer Midlife Crisis, der sich in eine Schulkameradin seiner Tochter verliebt. Ein eindimensionale und oberflächliche Handlung, nicht wahr? Diesen Eindruck kann wohl jeder haben, der nicht genauer hinschaut und sich nicht auf den Film einlässt. Mit dieser Kritik möchte ich dem entgegen wirken, getreu der Devise des Films: Schauen Sie genauer hin! (Look closer!) Einem Jahr vor seinem Tod, führt Lester Burnham (Kevin Spacey) ein ereignisloses Leben ohne Emotionen. Seine Frau Carolyn (Annette Bening) und seine Tochter im Teenageralter, Jane (Thora Birch), verachten ihn und in seinem langjährigen Job droht ihm die Kündigung. Aus dem Off beschreibt Lester seinen Alltag und sieht die kurze Zeit mit sich alleine unter der Dusche als Höhepunkt des Tages an. Auch seine Frau und Jane haben ihre Probleme. Carolyn ist als selbständige Immoblienmaklerin nicht erfolgreich und Jane ist mit sich selbst unzufrieden und spart für eine Brustvergrößerung. Doch nach außen hin, scheint die Familie den perfekten amerikanischen Traum zu leben. In einer typischen amerikanischen Vorstadtsiedlung, geschickt zu Anfang durch eine Aufnahme in der Vogelperspektive präsentiert, leben die Burnhams in einem Einfamilienhaus mit dem typischen weißen Lattenzaun. Familienfotos an der Wand und in der Küche sollen eine glückliche Familie zeigen. Das allabendliche Dinner ist perfekt in Szene gesetzt, wenn die Familie in gleichmäßigen Abständen um den langen mit Rosen dekorierten Tisch sitzt. Im Hintergrund läuft ruhige Musik und die Szenerie ist durch Kerzen in warmen Tönen beleuchtet. Die Bildgestaltung ähnelt fast einem Gemälde, was auch auf die Theatererfahrung des Regisseurs zurückzuführen ist. Doch das Bild der perfekten Familie wird zerstört, wenn Lester ungeschickt versucht, seine Tochter nach ihrem Tag zu fragen und er seine möglicherweise bevorstehende Kündigung lustig darzustellen versucht. Der Abstand zwischen den Personen am Tisch steht damit sinnbildlich für die emotionale Distanz zwischen ihnen. Die Problematik der dysfunktionalen Familie wird nicht nur durch die Burnhams dargestellt und verdeutlicht. Auch bei den neuen Nachbarn ist längst nicht alles so friedlich wie es scheint. Jane wird insbesondere auf den gleichaltrigen Ricky (Wes Bentley) aufmerksam, der das Haus der Burnhams unablässig mit seiner Kamera filmt. Doch, was anfangs wie typischer Voyeurismus aussieht, entpuppt sich im Verlauf als eine Verdeutlichung der Lebenseinstellung von Ricky. Im Gegensatz zu seinem Vater, dem Militär Frank Fitts (Chris Cooper), kümmert er sich nicht um Regeln und Vorschriften und geht seinen eigenen Weg. Dabei gelingt es ihm seinen schwulenfeindlichen Vater oft geschickt zu täuschen und ihm den braven und disziplinierten Sohn vorzuspielen. Mit seiner Filmkamera möchte Ricky das Leben und dessen Schönheit einfangen. Gleichzeitig bieten seine Aufnahmen, die durch eine Körnung und stärkere schwarz-weiß Kontraste gekennzeichnet sind, dem Zuschauer die Möglichkeit mit seinen Augen zu sehen. So wird an der sich am Fenster räkelnden und sich selbst darstellenden Angela Hayes (Mena Suvari), der Schulfreundin von Jane, vorbeigezoomt auf die versteckte Spiegelung von Janes Lächeln. Denn, obwohl Jane sich über die Rickys Aufnahmen beschwert, ist sie fasziniert von ihm und zugleich geschmeichelt über die Aufmerksamkeit, die ihr zuteilwird, denn zu ihren Eltern hat sie keine enge Beziehung. Ihre Eltern bemühen sich zwar, Interesse an ihrem Leben zu zeigen, indem sie sich Janes Cheerleaderauftritt anschauen, aber die emotionale Distanz bleibt bestehen. Bei diesem Auftritt, sieht Lester auch zum ersten Mal Angela. Überwältigt von ihrer Schönheit, versinkt er in einer Traumvorstellung, in welcher Angela nur noch für ihn tanzt. Die anderen Mädchen verschwinden, die anderen Zuschauer verschwinden und die Scheinwerfer sind nur noch auf Angela gerichtet. Die Traumvorstellung erreicht ihren Höhepunkt, als Angela ihre Jacke öffnet, was mit einer Zeitlupe und unruhigen Schnitten betont wird. Angelas nackte Brüste werden von einem Schwall von herausströmenden Rosenblättern verdeckt. Anschließend erwacht Lester aus seinem Tagtraum und symbolisch aus dem emotionalen Koma, in welchem er sich vorher befand. Angetrieben von der Vorstellung Angela gefallen zu können, fängt er an zu trainieren und bricht bei der Arbeit und in seinem Leben mit der bisherigen Monotonie. Er findet zu dem zurück, was er sich einst von seinem Leben erhofft hat. Dabei spielt er nicht mehr seine vorgegebene Rolle und reißt damit die Fassade des perfekten Familienlebens ein. Seinem Streben nach der klassischen Schönheit entgegengesetzt, ist Rickys Einstellung von Schönheit. Untermalt von einem der schönsten Stücke („Plactic Bag“) des beeindruckenden Scores von Thomas Newman führt dies zu einer der bewegendsten Szenen im Film und regt den Zuschauer zum Nachdenken an. Auch der Filmtitel ist einer klassischen Schönheit gewidmet: einer roten Rosensorte namens „American Beauty“. Die Rosen, die nicht nur überall im Haus der Familie Burnham vorkommen, stehen zum einen für den Perfektionismus, den Carolyn an Tag legt und der sie innerlich hart werden lässt. Zum anderen stellen sie Schönheit im klassischen Sinne dar, an der Sam Mendes auch seine Kritik übt. Seinem Einfluss ist es, neben dem hervorragenden Schauspiel der Darsteller, zu verdanken, dass der Film zu einem kritischen Porträt des American Dream und des damit oft verbundenen Materialismus, als auch der Oberflächlichkeit von Schönheit wird. Denn ursprünglich sollte der Film vielmehr die Frage behandeln, wer den Tod von Lester Burnham zu verschulden hat. So sollte der Film mit einer Gerichtsverhandlung starten, in welcher ein Video von Ricky und Jane gezeigt wird. In diesem Video fragt Jane, ob Ricky ihren Vater umbringen könnte. Mendes erhielt das Video, strich aber die Gerichtsverhandlung und nahm weitere tiefgreifende Veränderungen in der Filmstruktur vor. Dadurch wurde der Film vielmehr zu einer Gesellschaftskritik und Charakterstudie. Jeder Charakter im Film verstellt sich zunächst in einer Weise, die den Vorstellungen anderer gerecht wird. Jane will dem klassischen Schönheitsideal entsprechen und Angela tut alles, um ihre Karriere als Model voranzutreiben. Als Lester Burnham mit diesen Vorstellungen bricht, bringt er eine Reihe von Ereignissen ins Rollen, die er nicht kontrollieren kann. Die Entwicklung des Charakters von Lester Burnham wird im Wesentlichen durch Kevin Spacey getragen und ohne ihn würde der Film dem Zuschauer Lester nicht so nahe bringen. Ein grundsätzlich eher unsympathischer Charakter wird durch ihn greifbar gemacht. Nicht zuletzt muss die beeindruckende Kameraarbeit von Conrad L. Hall erwähnt werden. Wenn die brodelnden Emotionen an die Oberfläche brechen, z. B. als Carolyn es nicht schafft, ein Haus zu verkaufen, hält er die Kamera in einer langen Nahaufnahme auf ihre Verzweiflung. Seine intelligente Kameraführung unterstützt die Zeichnung der Charaktere und den Storyverlauf. American Beauty stellt von daher mitnichten einen eindimensionalen Film dar. Dieser erste Eindruck täuscht, genauso wie das Bild der perfekten Familie, des perfekten Lebens. Denn wer genauer hinsieht, bekommt einen kritischen Film, der zum einen durch seinen offenen Umgang mit Sex provoziert, als auch eine Einheit von Kamera, Musik, Effekten, Schaupiel und Handlung bietet, wie sie nicht häufig erreicht wird. Eine klare Empfehlung für den Gewinner der meisten Oscars im Jahr 2000!

American Beauty Bewertung
Bewertung des Films
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