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Bel Ami

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Ruckartiger Tanz in die Herzen

Bel Ami Kritik

Bel Ami Kritik
0 Kommentare - 30.04.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Es ist nicht der übelste Job für Robert Pattinson. Die Aufgabe lautet: Verführe Uma Thurman, Christina Ricci und Kristin Scott Thomas. Ein Klacks für den Angehimmelten aus dem Endlos-Vampirdrama Twilight: Wer könnte besser geeignet sein, um einen mittellosen Verführer zu spielen, der sich gesellschaftliches Ansehen erobert, indem er sich in die Herzen der Damen stiehlt? Er ist ihr schöner Freund, der Bel Ami, der dem Roman von Guy de Maupassant entsprungen ist und 1890 in Paris sein Unwesen zu treiben beginnt.

Das Leben des Georges Duroy (Pattinson) beginnt gar trist. Orientierungslos und bescheiden tastet er sich durch Paris, ergreift dankbar die Hand eines alten Bekannten, der ihm zur Einladung in sein Haus auch den Anzug mitschickt. Die Kamera benimmt sich wie ein Pattinson-Groupie, erliegt dem Charme des Unwiderstehlichen schon, als der noch gar nicht mit seinen Vorzügen hausieren geht. Er sieht eben fantastisch aus mit dem von Charles Forestier (Philip Glenister) geliehenen Zylinder. Und Pattinson verlässt sich nicht alleine auf den Ruf, der ihm vorauseilt. Dank des langen Blicks der Kamera spürt man seine Freude am anderen Ich: an einem, das Erfolg hat. Und die Idee, über die Ehefrauen der Reichen und Schönen zu diesem Ich zu werden, ist ja nicht mal seine eigene.

Forestiers Gattin Madeleine (Uma Thurman) steckt ihm, dass er sich eine Menge Kriecherei erspart, wenn er die Herzen der Frauen erobert statt die Hirne der Männer. Eine Frau, deren Intelligenz und Anmut man sofort erliegen muss. Doch an Madeleine kommt Georges nicht heran, noch nicht. Dafür greift die Schöne dem jungen Mann gehörig unter die Arme: Zum einen sorgt sie dafür, dass er als Schreiber in einer Zeitung Fuß fasst. Die Memoiren über seine Erlebnisse im Krieg verfasst allerdings sie.

Neben ihrem beeindruckenden Wissen über Politik hat die Dame auch ein gutes Gespür für die Vermittlung von Partnern. Denn Clotilde (Christina Ricci) und der Beau passen wirklich gut zusammen. Die liebenswerte, natürlich verheiratete junge Frau mietet für sich und ihren Liebhaber ein geheimes Liebesnest. Doch der ist auf den Geschmack gekommen, will höher, schneller, weiter. Und es geht so einfach: Ist doch die ältere Madame Rousset (Kristin Scott Thomas) nicht nur von ihm hingerissen, sondern auch sehr einflussreich ...

Über lange Strecken tanzt Bel Ami Walzer mit seinen Hauptpersonen, auf leichte und unterhaltsame Weise. Doch natürlich muss diese schöne, falsche Welt des Georges Duroy einstürzen: Die Männer holen zum Gegenschlag aus, um den Blender zu stoppen - oder dreht hier jemand an unsichtbaren Schrauben und hat einen ganz anderen Plan?

Skrupel jedenfalls verabschieden sich schnell aus dem allgemeingültigen Gesellschaftsporträt. Man sieht sich überfordert, wem man in diesem würdelosen Spiel noch Sympathien schenken soll. Die Regisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod, eigentlich vom Theater, ziehen ihre Kreise enger, der Tanz der Hauptfiguren wird immer schneller und brutaler. Dieses hektische Abklatschen, das Auftürmen neuer Gemeinheiten überdeckt Nuancen, erstickt selbst Dialoge im Keim. So wird aus dem anfangs recht eleganten Walzer ein unbeholfener Strip - aber zumindest in teuren Dessous.

Bel Ami bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

Bel Ami Bewertung
Bewertung des Films
710

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