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Contagion

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Krank, kränker, Contagion

Contagion Kritik

Contagion Kritik
6 Kommentare - 13.10.2011 von Moviejones
Wir haben uns "Contagion" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.

Bewertung: 4 / 5

Eine junge Frau (Gwyneth Paltrow) allein an einem Flughafen. Sie fühlt sich krank und bricht im Kreise ihrer Familie nach der Rückkehr zusammen. Ein Model, das leblos in seinem Bett gefunden wird, ein Mann, der fiebrig über einen Fischmarkt wankt. Überall der Kontakt zu anderen Menschen, der Griff nach der nächsten Haltestange im Bus, ein Nieser in der Öffentlichkeit, ein Händedruck. Als erste Fälle einer unbekannten Infektion publik werden, forschen Dr. Ellis Cheever (Lawrence Fishburne), Dr. Ally Hextall (Dr. Ally Hextall) sowie Dr. Erin Mears (Kate Winslet) fieberhaft an einem Gegenmittel. Während Dr. Hextall im Labor nach einem Serum sucht, begibt sich Dr. Mears im Außendienst in große Gefahr, die nach passenden Turnhallen für die Betreuung hunderter, gar tausender Kranker fahndet und sich gegen Bürohengste behaupten muss. An anderer Stelle versucht die engagierte junge Dr. Leonora Orantes (Marion Cotillard) von der WHO den Ausbruch des Krankheitserregers zurückzuverfolgen. Speziell Dr. Cheever ist daran gelegen, eine weitreichende Panik zu vermeiden, der einen schier aussichtslosen Kampf gegen den Blogger Alan Krumwiede (Jude Law) führt. Jener erfuhr schon früh von den ersten Fällen und will die Öffentlichkeit aufklären. Doch als gerade Cheever im Angesicht der Sorge um seine Lieben den wohl größten - wenn auch verständlichen - Fehler begeht, bricht in kürzester Zeit Panik auf den Straßen aus. Hamsterkäufe, Plünderungen, Anarchie, Chaos...das soziale Gefüge der Menschen untereinander wankt und ist noch ansteckender als das Virus selbst...

Mit Contagion ist es Regisseur Steven Soderbergh, der für Traffic - Macht des Kartells einen Oscar bekam, gelungen, auf nüchterne, äußerst schonungslose Weise über eine Pandemie zu berichten. Kleine, alltägliche Rituale werden zu einer tödlichen Gefahr für die gesamte Menschheit, denn ein unbekannter Virusherd bricht aus und bahnt sich seinen Weg von Kontinent zu Kontinent. Das Erschreckende an Soderberghs Film sind beileibe nicht pestähnliche, quälende Wunden oder sterbende Menschen am Wegesrand, soviel Zivilisation muss sein, viel beängstigender ist der Realismusgehalt, der dem Film zugrunde liegt: Wie schnell kann so etwas tatsächlich passieren und wie wenig sind wir im Ernstfall gewappnet. Denn wie Contagion zeigt, es gibt keinen Schutz. Unheimlich, wie sehr dann das Glück eine Rolle spielt, wenn Losverfahren entscheiden sollen, wer ein Serum erhält, wenn ein Kuss entscheidet, ob man infiziert wird, wenn das Recht des Stärkeren von einem Tag auf den anderen vorherrscht und Solidarität ein rares Gut wird.

Trailer zu Contagion

Contagion ist dramatisch, aber weit davon entfernt, emotional zu kippen. Das ist die Stärke des Films, kann aber auch als Schwäche ausgelegt werden. Wo andere Filme minutenlang auf das Schicksal einzelner Protagonisten eingehen, sind deren Erlebnisse in Contagion mitunter nur ein Augenzwinkern. Freilich geht es nahe, wenn jemand (überraschend) stirbt, aber der Film schafft es, ohne große Gefühlsduselei zu bestehen und von Anfang bis Ende ein klares Bild zu zeichnen. An dieser Stelle bietet sich ein Vergleich mit dem thematisch ähnlichen Outbreak - Lautlose Killer an, der ebenfalls durch einen Virenausbruch für Aufmerksamkeit sorgte. Genau wie Soderbergh konnte auch Wolfgang Petersen mit Dustin Hoffman, Kevin Spacey und Morgan Freeman erstklassige Schauspieler gewinnen. Doch wo Petersen den Ausbruch auf persönlicher Ebene in einer Kleinstadt begrenzte, die Action in den Vordergrund stellte und mit einer Art Deus Ex Machina das Ende hollywoodtypisch inszenierte, geht man bei Contagion einen anderen Weg. Soderbergh versucht, eine Pandemie in der heutigen Zeit glaubwürdig darzustellen, sachlich und wissenschaftlich. Wie versucht wird, die Ursache für den Ausbruch zu ermitteln und die Auswirkungen auf die Gesellschaft zu zeigen. Ein Serum ist kein Wundermittel, welches in wenigen Tagen plötzlich der ganzen Welt zur Verfügung steht. Forschung braucht Zeit und während Wissenschaftler fieberhaft nach einem Heilmittel suchen und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, grassiert draußen der Tod. Durch die vielen Handlungsorte und Figuren im Fokus, bleibt deutlich weniger Zeit für die Dramen im Kleinen. Zwar wird beispielhaft an Matt Damons großem Verlust gezeigt, was in kürzester Zeit auf einen Menschen einbrechen kann, doch gründet sich das Grauen vielmehr in der Tatsache, dass das realistische Szenario wirklich so eintreten könnte.

Besonders die Leistung der Darsteller ist hervorzuheben, die keine überdrehten Charaktere spielen, sondern normale Menschen, ungeschminkt, in ihre Arbeit vertieft. Speziell die sehr unaufgeregte, linear denkende Dr. Mears, gespielt von Kate Winslet, und Blogger Krumwiede, dargestellt von Jude Law, sind uns im Gedächtnis geblieben. Man kann nicht sagen, dass die anderen Rollen dahinplätschern, aber es gibt nur ein Nebeneinander, niemand stiehlt einem anderen mehr Leinwandzeit und so greifen alle Rollen wie kleine Zahnrädchen ineinander. Keiner ist mehr Opfer als der andere, denn wie Contagion beweist, kann es schnell auch jene erwischen, die als Wissenschaftler mit der Materie bewandert sind. Leider blieb Marion Cotillard etwas blass, was jedoch nicht an der Schauspielerin lag, sondern ihrer Rolle, die plötzlich aus ihrem üblichen Job herausgerissen und erst einige Zeit später wieder aufgegriffen wird. Dieser Handlungsstrang hat kurzeitig etwas von einem Actionthriller und soll doch aber schlussendlich nur zeigen, dass auch die Menschen "am Ende der Nahrungskette" alles Erdenkliche versuchen um sich zu retten. Gute Idee, aber unserer Meinung nach dünn umgesetzt. Gwyneth Paltrow und Matt Damon sind mit die ersten Personen, die von der Krankheit mit voller Wucht getroffen werden; Paltrow hat eine Szene, die vielen Zuschauern noch lange im Kopf bleiben wird und Damon spielt einen Familienvater, der verzweifelt versucht, seine Tochter zu schützen und gleichzeitig Verlust und Betrug verarbeiten muss. Auch hier kann man sich darüber streiten, ob er in manchen Situationen nicht zu unterkühlt reagiert oder ob gerade dieses Verhalten in solchen Extremsituationen nachvollziehbar ist. Soderbergh, der mit dem Schauspieler zuletzt an Der Informant! gearbeitet hat, nimmt keine Rücksicht auf Figuren und lässt kein Pärchen in den Sonnenuntergang wandern, weil es eben verliebter ist als andere. Mit 106 Minuten ist der Film für unseren Geschmack jedoch wenige Minuten zu kurz und hier hadern wir doch ein wenig mit dem Regisseur, der mit einigen ausgearbeiteten weiteren Szenen so mancher Figur noch mehr Tiefe und dem Film mehr Emotionalität hätte verleihen können. Contagion ist mitnichten kurz davor, als bloße Dokumentation durchzugehen, aber dieser Umstand, viele Figuren zu integrieren, ihr Leben anzureißen und dann mitunter zu schnell über die Schicksale Einzelner hinwegzugehen, reduziert die Betroffenheit und nimmt dem Film schlussendlich Macht.

Dennoch schafft es Contagion, den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln und punktet nicht zuletzt durch die minimalistische, aber umso wirkungsvollere Musikuntermalung. Man ertappt sich oft bei dem Gedanken, hoffentlich passiert so etwas nie - und ob man selbst genug Glück und Durchsetzungsvermögen hätte, wenn es bei der Essensausgabe oder der Verteilung der Heilmittel ums Ganze geht. So unaufgeregt Contagion vom Ausbruch einer Pandemie erzählt, so stetig klingt der Film nach, der schlussendlich doch nur zeigt, wie schnell wir unsere oft als hektisch und egoistisch gescholtene Realität vermissen würden, wenn unsere Zivilisation am Abgrund stünde. Unrealistisch? Das Leben ist kurz und kann mit einem Augenschlag vorbei sein. Wir vergeben 4 von 5 Hüten.

(DV)

Contagion Bewertung
Bewertung des Films
810

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