Bewertung: 3.5 / 5
Migrations-, also Einwandererfilme gibt es inzwischen nicht wenige, und sie zählen sogar zum Besten, was das Kino zu bieten hat. Meist widmen sie sich den Konflikten einer zweiten Generation, den Konflikten zwischen Kindern und Eltern - ein Culture Clash, der nicht selten in die Katastrophe führt. Anders der Erstlingsspielfilm von Johannes Naber, eine Koproduktion mit SWR und ARTE, der bereits zahlreiche Preise gewann. Auf der Verleihseite von Der Albaner (2010) wimmelt es nur so von Lorbeerkränzen, darunter der Max-Ophüls-Preis für den besten deutschen Nachwuchsfilm. Naber lässt Armut und Wohlstand im neuen Europa aufeinanderprallen. Einer aus dem ärmsten Land, Albanien, kommt in das reichste, Deutschland, um sich und die Geliebte zu retten.
Es ist ein Thema, wie es das seit jeher in Volksstücken gegeben hat: Die Braut ist verkauft, der Vater hat sie aus Not an einen Reichen vergeben. Doch anders als etwa im Heimatfilm früherer Provenienz hilft die Liebe nicht, Grenzen zu überwinden. Es geht bis zum Schluss um jene 10.000 Euro, die der Preis für die Braut Etleva (Xhejlane Terbunja) sind.
Arben (Nik Xhelilaj), der Albaner, tut alles, um diesen Preis bezahlen zu können. Er geht nicht mehr nur noch über die Grenze nach Griechenland, an der arbeitssuchende Albaner wie Tiere behandelt werden. Er macht sich nach Deutschland auf, auf eine lange, gefährliche Reise. Erst wird er noch für drei Euro die Stunde Toiletten putzen, später sich bei einem Schrotthändler verdingen. Ausgerechnet von einem Obdachlosen (Ivan Shvedoff), dem er im Film rührend hilft, bekommt er den Tipp, unter die Schlepper für russische Emigranten zu gehen. Ein neues Drama nimmt seinen Lauf: Arben muss einen der polnischen Schlepper töten.
Der Film kommt in großen Bildern, in wunderbaren (Albanien) und schrecklichen Landschaftstotalen (Deutschland) daher. Die Originalmusik vermittelt in ihrer Ruhe so etwas wie eine schöne Utopie. Besinnt euch darauf, dass nicht nur das Geld im Leben zählt: Das dürfte die Botschaft des Films nach allen Seiten sein.
So ist nicht verwunderlich, dass die Dialoge hier häufig ein wenig zu pathetisch und papieren wirken. Für den Erstling wäre es sicher besser gewesen, ganz nahe an seinen Figuren dran zu bleiben als am großen Drama zu feilen. Trotzdem wird man die albanischen Hauptdarsteller so schnell nicht vergessen. Nicht zu Unrecht wird Nik Xhelilaj, dem präsenten Titel-Albaner, eine große Karriere vorausgesagt.
Der Albaner bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Wilfried Geldner)