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Der Butler

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Ein Schwarzer im Weißen Haus

Der Butler Kritik

Der Butler Kritik
10 Kommentare - 27.09.2013 von Moviejones
Wir haben uns "Der Butler" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Der Butler

Bewertung: 3 / 5

Südstaaten, in den 1920ern. Der schwarze Junge Cecil Gaines (Michael Rainley Jr.) erlebt auf einer Baumwollplantage, wie sein Vater erschossen wird, nur weil der es wagte, dem weißen Farmer Thomas Westfall (Alex Pettyfer) entgegenzutreten. Der hatte seine Frau (Mariah Carey) vergewaltigt. So dramatisch der Umstand, so angenehm, im Vergleich mit der harten Pflückerei, die Folge: Cecil wird von Westfalls Mutter (Vanessa Redgrave) ab jetzt im Haus eingesetzt, um dort das Bedienen zu lernen. Das macht er so überzeugend, dass er Anfang der 50er Jahre über einen Abstecher in einem renommierten Hotel ins Weiße Haus wechselt. Ganze fünf US-Präsidenten erlebt Cecil (jetzt: Forest Whitaker), der stets zuvorkommend und devot genug ist, um als beständiges Interieur die wechselnden Bewohner zu überdauern. Deutlich turbulenter dagegen sein Privatleben, mit einer vereinsamten, alkoholkranken Ehefrau (Oprah Winfrey) und seinem Sohn Louis (David Oyelowo), der so gar nichts von Vaters Attitüde eines Domestiken hat und sich im Laufe der Geschichte als Black-Panther-Mitglied und später als engagierter Politiker versucht.

Der Butler basiert auf der Biographie von Eugene Allen, die zuvor schon aufgegriffen wurde und nun von Regisseur Lee Daniels (Precious - Das Leben ist kostbar) verfilmt wurde. Auch wir kommen nicht umhin, den vielzitierten Vergleich mit Forrest Gump zu bemühen, der vor knapp 20 Jahren einen turbulenten Durchmarsch durch die neuere amerikanische Geschichte erlaubte und stets das richtige Maß an Sentimentalität sowie Humor fand und durchweg großartig inszeniert war. Diesen Vergleich muss sich Lee Daniels gefallen lassen, denn an seinem schwarzen Protagonisten Cecil Gaines werden die Jahrzehnte abgearbeitet, im privaten wie auch beruflichen Bereich. Doch wo der eine Film die Menschen wahrhaftig berührte, bleibt Der Butler überraschend unnahbar, trotz großartiger Darsteller und einer Handlung, die bestürzender nicht sein könnte.

Trailer zu Der Butler

Es ist wie es ist, man kommt als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts nicht umhin, sich während des ganzen Films zu fragen, wie um alles in der Welt Weiße einen derartigen Hass auf schwarze "Untermenschen" entwickeln können. Menschen, die wie du und ich agieren, sprechen, denken, fühlen, unter ihnen leben. Regisseur Lee Daniels legt natürlich den Finger in die Wunde, die in den USA (und nicht nur dort) immer noch schwelt, und erhebt selbstredend den Zeigefinger, um die Absurdität des Rassenhasses zu verdeutlichen. Wir erleben mehr oder weniger bekannte Momente, wie die Konfrontation, nachdem die ersten schwarzen Bürger studieren wollen, oder die hasserfüllte Attacke des Ku-Klux-Clans auf den "Freedom Rider"-Bus. Immer mittendrin Cecils Sohn Louis, der sich weigert, die unterwürfige Position in einem Land, das er liebt, zu akzeptieren und damit auf direkte Konfrontation mit seinem Vater zusteuert, der stets still ist und dient. Kein Wunder, dass es im Laufe des Films zum Zerwürfnis kommt, das in direktem Kontrast zu Cecils jahrzehntelangem, nahezu undramatischen Engagement im Weißen Haus steht.

Der Butler ist ohne Frage detailreich und liebevoll inszeniert, dafür sorgen schon die durchweg großartige Besetzung, die bis in viele Nebenrollen überzeugt. Allen voran macht Oscar-Preisträger Forest Whitaker als Hauptdarsteller eine gute Figur, an seiner Seite Talk-Queen Oprah Winfrey als liebende Ehefrau. Was von Der Butler besonders in Erinnerung bleiben wird, ist dabei die Besetzung der US-Präsidenten, die einerseits skurril, aber auch verdammt überzeugt anmutet: Robin Williams (Good Will Hunting) als Dwight D. Eisenhower, James Marsden (Hop - Osterhase oder Superstar?) als John F. Kennedy, John Cusack (High Fidelity) als Richard Nixon, Liev Schreiber (X-Men Origins - Wolverine) als Lyndon B. Johnson und Alan Rickman (Harry Potter) als Ronald Reagan. Vergessen wir nicht Jane Fonda (Das Schwiegermonster), die als Nancy Reagan Cecil gegenübertritt und ihn für einen Moment die nahezu gleiche Augenhöhe erleben lässt.

Dennoch mangelt es der Verfilmung an Momenten, die die Jahrzehnte des aktiven Rassenhasses, Cecils Privatleben und dessen Anstellung im Weißen Haus wirklich zu einem überraschenden und wahrhaft ergreifenden Werk machen. Zeitweise wirkt Der Butler wie eine Abarbeitung an den Fakten, der zwar das nach und nach erstarkte Selbstbewusstsein der Schwarzen visualisiert, aber eigentlich aufs falsche Pferd setzt: Nicht der devote Cecil hätte im Mittelpunkt stehen sollen, sondern sein Sohn Louis, der sich seit Teenagerzeiten gegen die vorherrschende Mentalität stellte. Der Butler wäre um einiges dramatischer geworden, wenn die Memoiren um einen Butler im Weißen Haus die Haupthandlung unterstützt hätten. Stattdessen nehmen sie die Dramatik heraus, die mit dieser historischen Epoche nun einmal einhergeht.

Spätestens als Obamas Wahl im Jahr 2008 mit einem nunmehr aufgeklärten Cecil thematisiert wird, gleitet Der Butler aus heutiger Sicht leider sogar ins Lächerliche. Obama war nie der Heilsbringer, den Millionen in ihm sahen, er war sicherlich ein Symbol für die schwarze Bevölkerung, doch wie alle seine Vorgänger den Machtstrukturen untergeordnet und in vielerlei Hinsicht unfähig, einen wirklichen Wandel zu forcieren - im Inland wie im Ausland. Das machen wir ihm nicht zum Vorwurf, doch mit heutigem Wissen über PRISM und das Selbstverständnis der NSA, das der US-Präsident aktiv verteidigt, entzieht sich Der Butler der Realität. Es ist eins, die Wahl aus damaliger Sicht als hoffnungsbringende Zäsur zu inszenieren - es ist etwas anderes, ins Kitschige abzudriften und im Jahr 2013, einige Jahre nach Regierungsantritt, alles mit typisch amerikanischem Zuviel-an-Pathos zu unterlegen. Man möchte lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

Ohne Frage ist Der Butler ein Film, der für einen Kinobesuch empfohlen werden kann. Beim Schauen wundert man sich, dass die Schwarzen überhaupt Geld erhielten, so wie ihnen auf Schritt und Tritt ihre Zweitklassigkeit vorgeworfen wurde, die sie direkt hinein in tiefste Sklavenhalterzeiten katapultierte. Es ist abscheulich zu sehen, wie heftig der Rassenhass Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA grassierte, der auch heute noch schwelt. In diesem Punkt Hut ab vor Daniels, der dieses traurige Kapitel erneut zum Thema macht. Andererseits verhinderte so manche dramaturgische Entscheidung einen wahrhaft guten Film, der wirklich haften bleibt und damit Chancen vergibt.

Der Butler Bewertung
Bewertung des Films
610

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