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Der große Crash - Margin Call

Kritik Details Trailer News
Das unfassbare Scheitern

Der Große Crash - Margin Call Kritik

Der Große Crash - Margin Call Kritik
1 Kommentar - 23.09.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Die Börse ist kein Ort, an dem man den Anfängen wehrt. Zögerliche Menschen, das kann man sich denken, sind dort am falschen Arbeitsplatz. Und Bedenkenträger müssen erst recht auf der Stelle umdrehen. Nur manche warnten vor immer dreisterem realitätsfernen Jonglieren mit Geldmassen. Gehört wurden sie nicht, bis sie zuschlug. Die Finanzkrise. Wenn man es genau betrachtet, müssten die, die an der Quelle saßen, eher von ihr gewusst haben. Genau damit beschäftigt sich der US-Finanzthriller Der Große Crash - Margin Call (2010).

Gedreht wurde der brisante Film in absoluter Starbesetzung, hinter der Kamera stand ein Debütant mit kleinem Budget: J.C. Chandor übernahm die Verantwortung und durfte im Gegenzug mit Kevin Spacey, Demi Moore, Jeremy Irons und vielen anderen hochkarätigen Schauspielern arbeiten.

Dabei entstand ein nüchterner Krimi. Die Motive sind immer gleich, dennoch ist der Film vom ersten Augenblick an besonders beklemmend. Er beginnt mit der Entlassung des Risiko-Analysten einer Investmentfirma (Stanley Tucci). Doch bevor sich die Tür schließt, übergibt er einen USB-Stick mit seiner Arbeit an seinen Zögling und Bewunderer Peter (Zachary Quinto). Der schaut sich die Daten an und stellt fest, dass sich die Firma am Abgrund befindet.

Der Film spielt in nur einer Nacht. Der Nacht, in der klar wird, dass der Bankrott nicht mehr abzuwenden ist. Nach und nach kommen immer höhere Tiere in die Bank. Es folgen mehr und mehr Gespräche, hier und da wird einer rausgebeten. Jetzt geht es darum, die eigene Haut zu retten, Maßnahmen zu ergreifen.

Der Große Crash - Margin Call ist ein Lehrstück, blickt ins Innere der Börsenwelt. Da sitzen Menschen, beziehungsweise Makler, die auch Menschen sind. Chandlor inszeniert präzise und geduldig eine Studie über Scheitern und Größenwahn. Im Grunde wird zwei Stunden lang ununterbrochen geredet. Optisch ist das wenig reizvoll, ein Meeting jagt das nächste. Auch vom Zuschauer wird Konzentration gefordert.

Selten unterbricht Musik das zähe Verhandeln, die Suche nach einem Ausweg. Die Frage, was nun, wird ans Publikum weitergeschoben, denn es gibt keine Lösung mehr. Zumindest keine moralisch vertretbare, wenn man Firmenchef ist.

Der Begriff des Schreibtischtäters wird hier auf neue Weise bebildert. Alle Rollen sind perfekt besetzt. Zachary Quinto, als verantwortungsbewusster Melder ganz unten in der Firmenhierarchie, ist augenscheinlich mitgenommen. Der junge Spock aus dem Star Trek 2-Remake verkörpert den erschrockenen Sympathieträger mit Distanz und Überzeugung. Und ist erstaunlicherweise Mit-Produzent des Thrillers.

Kevin Spacey spielt den Langzeit-Börsianer Sam Rogers natürlich blind, Jeremy Irons kann als skrupelloser Chef auch die plattesten Phrasen überzeugend artikulieren. Paul Bettany läuft schulterklopfend, entschlossen seinen Hosenbund nach oben ziehend und stets Kaugummi kauend durch die Szenerie. Jede seiner Bewegungen zeigt, dass jede Souveränität nur vorgetäuscht ist.

Nach dieser Nacht wird alles anders. Am Morgen wird alles zusammenbrechen. In den Stunden zuvor wurden Entscheidungen getroffen. Auch wenn dieser Film eine interessante Einführung in das Innenleben der Wall Street ist, würden manche Menschen vielleicht gerne eine Fortsetzung nach dem Scheitern sehen. Wo sitzen diese Menschen nun, was tun sie heute, drei Jahre nach dem Zusammenbruch? Haben sie wirklichen Schaden davongetragen? In diesem Fall würde man gerne hören: Fortsetzung folgt, und zwar eine ehrliche.

Der Große Crash - Margin Call bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

Der Große Crash - Margin Call Bewertung
Bewertung des Films
710

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