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Die Vermessung der Welt

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Detlev erklärt die Welt

Die Vermessung der Welt Kritik

Die Vermessung der Welt Kritik
1 Kommentar - 19.10.2012 von Moviejones
Wir haben uns "Die Vermessung der Welt" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Die Vermessung der Welt

Bewertung: 3.5 / 5

Alexander von Humboldt, geboren 1769, und Carl Friedrich Gauß, geboren 1777, verband seit früher Kindheit eine Sache - die Neugier. Dabei waren beide grundverschieden: Humboldt als Spross eines hochangesehen Offiziers trieb es nach draußen in die Natur, in die Welt, der finanziell abgesichert war. Demgegenüber der wenige Jahre jüngere Gauß, einer armen Familie entstammend, der als Protegé auf das Wohlwollen des Adels angewiesen war, um sich der Mathematik widmen zu können. Wissenschaft konnte für beide nicht unterschiedlicher sein, denn wo der eine Weltreisen unternahm, um Erkenntnisse zu sammeln, verbrachte der andere einsame Stunden, Tage, Wochen mit dem Stift in der Hand am Tisch, um komplexe Sachverhalte zu ergründen. Doch gerade weil ihnen so viel Neugier innewohnte, artete ihre wissenschaftliche Arbeit teils in Wahn aus, so dass man sich als Zuschauer zwangsläufig fragt, wie ein normales Leben unter einfacheren Menschen überhaupt funktioniert haben mag. In Die Vermessung der Welt erleben wir den Lebensweg der beiden Ausnahmetalente, deren Kontrast wunderbar ausgearbeitet wurde, beginnend bei ihrer Kindheit um dem erwachenden Interesse an der Wissenschaft. 1828 treffen beide im Rahmen einer Tagung in Berlin aufeinander und entdecken trotz unterschiedlicher Ansichten eins im hohen Alter wieder: Ihre Neugier.

2005 veröffentlichte der damals 30-jährige Daniel Kehlmann einen Roman, der sich beeindruckende 37 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste hielt. Mit "Die Vermessung der Welt" gelang es ihm, historische Fakten über zwei grundverschiedene Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts äußerst unterhaltsam aufzubereiten, auch wenn bestimmte Details und Abfolgen nicht ganz den Tatsachen entsprachen. Detlev Buck übersetzte das Drehbuch, ebenfalls von Kehlmann stammend, in ein recht stimmiges Abenteuer, das sich wohltuend frisch in die deutsche Kinolandschaft einfügt. Abenteuer, Weltoffenheit und 3D-Technik, gleich drei Dinge, die Die Vermessung der Welt auszeichnen und den Mief vertreiben, den man üblicherweise bei bestimmten inländischen Produktionen verspürt (ohne den gesamten deutschen Film in Misskredit bringen zu wollen).

Trailer zu Die Vermessung der Welt

Detlev Buck (Sonnenallee, Rubbeldiekatz) faszinierten wie Claus Boje, Produzent und Partner an dem Projekt, der Roman, die Figuren und auch der Humor. Es ist tatsächlich das bisher ehrgeizigste Projekt der beiden und es ist dem Film anzumerken, dass man auf ganz anderer Ebene mitschwimmen will. Dazu gehört auch der Einsatz von 3D, das speziell so manche Naturaufnahme greifbar und viel beeindruckender macht. An vielen Stellen spürt man als Zuschauer, dass 3D wirklich ein Mehrwert ist, dennoch gibt es in mancher Nahaufnahme, die schnelle Bewegungen erfordert, recht verwaschene Momente, die das Erlebnis etwas trüben. Dabei gelang es den Filmschaffenden jedoch, die damaligen Lebensumstände äußerst realistisch einzufangen, besonders was das einfache Leben in den engen Gassen und auf den Höfen betrifft. Alles wirkt sehr greifbar, plastisch und nach der Szene beim Zahnbrecher denkt man mit Wonne an die Spritze beim nächsten Zahnarztbesuch.

Auf der anderen Seite ist die Besetzung gut gewählt, allen voran Albrecht Alexander Schuch (Westwind) als Alexander von Humboldt und Florian David Fitz (Vincent will Meer) als Carl Friedrich Gauß. An ihrer Seite Katharina Thalbach, Sunnyi Melles, Karl Markovics, David Kross und auch Buck lässt es sich nicht nehmen, wieder einen kurzen Cameo zu bringen. Die Vermessung der Welt setzt dabei auch bewusst auf humorige Untertöne, doch gerade die Performance von Max Giermann, der sonst in "Switch Reloaded" populäre Zeitgenossen beeindruckend persifliert, wirkt wie ein Fremdkörper, dessen Rolle als Militäroffizier zu albern ausgelegt ist. Insgesamt erscheint der Film etwas humoriger als das Buch, doch für uns persönlich schimmert in dieser Hinsicht "zu sehr der Buck durch".

Beide Hauptfiguren werden mehr oder weniger mit leicht übertriebenen Gesten charakterisiert, was man vor allem Schuchs Humboldt den ganzen Film über anmerkt. Demgegenüber zieht Fitz, der Gauß über weite Strecken verhalten und ernst präsentiert, den kundigen Mathematiker im hohen Alter mit einem leichten Ausschlag ins Lächerliche. Diese Tendenzen mögen vielen Zuschauern gerade gefallen, hier waren wir etwas zwiegespalten, dennoch bleibt festzuhalten, dass Die Vermessung der Welt die Würde der Hauptfiguren wahrt. Das Verknüpfen der Lebensstationen der beiden Protagonisten ist dabei das große Manko des Films. Durch die häufigen Sprünge endet jede Phase recht abrupt und dies verhindert, dass man als Zuschauer wirklich eintauchen kann ins spannende Leben beider Männer. Man bleibt distanzierter und durch Buck gewollt amüsierter Beobachter, auch wenn es sowohl Kehlmann mit seinem Buch als auch Buck mit seinem Film schafft, Hochachtung vor den Leistungen dieser Männer zu schüren und manchmal sogar sein eigenes kleines Sein zu hinterfragen.

Millionen Menschen auf der Welt verspüren mehr oder weniger den Drang, etwas bewegen zu wollen, etwas Großes im Leben zu tun, doch nur den wenigstens ist es vergönnt - und in letzter Instanz auch, bekannt zu werden. So trocken man die Erkenntnisse der beiden Größen einst im Bio- und Matheunterricht empfunden haben mag, so faszinierend ist es doch mitzuerleben, wie überzeugt sie von ihrem Tun waren. Jeder trug auf seine ganz eigene Art zur Aufklärung bei und dahingehend ist es gerade heutzutage, im 21. Jahrhundert, erschreckend, die Rückschritte mitansehen zu müssen, wenn Tendenzen in Richtung Kreationismus aufleben oder religiöse Hardliner die Augen vor wissenschaftlichen Erkenntnissen verschließen. Jeder von uns, der sich etwas für wissenschaftliche Forschung begeistern kann, verspürt beim Schauen von Die Vermessung der Welt dieses Staunen, das einst Mathematiker Gauß und Wissenschaftler Humboldt innegewohnt hat - ob es sich nun um komplexe Zahlenreihen handelt oder den Moment, im Angesicht einer fremden Welt eine neue Art zu entdecken. Gauß, der stille Tüftler im kleinen Kämmerlein, Humboldt derjenige, der stets nach draußen strebte und dennoch als Preuße tief in seiner Zeit verwurzelt war. Wir vergeben 3,5 von 5 Hüten für Infotainment auf hohem Niveau.

Die Vermessung der Welt Bewertung
Bewertung des Films
710

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