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Eine offene Rechnung

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Das Monster in Weiß

Eine Offene Rechnung Kritik

Eine Offene Rechnung Kritik
3 Kommentare - 18.09.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Die Liste des Simon Wiesenthal Centers wird Jahr für Jahr überarbeitet: Zehn Namen stehen darauf, die der am meisten gesuchten Nazi-Verbrechern. Unzähligen gelang es, nach Ende des Zweiten Weltkriegs abzutauchen, eine andere Identität anzunehmen und unbehelligt weiterzuleben - manchen bis heute. Diese traurige Wahrheit verlieh dem israelischen Thriller HaHov (2007), der bei ARTE 2010 als Der Preis der Vergeltung lief, ein zusätzliches Maß an Glaubwürdigkeit. John Madden (Shakespeare in Love) legte den preisgekrönten Film unter dem Titel Eine Offene Rechnung (2010) für den amerikanischen Markt neu auf.

Wie so oft wird die Veröffentlichung eines Buches zum Anlass genommen, einen langen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Das Werk von Journalistin Sarah (Romi Aboulafia) beschreibt, wie ihre Eltern, die ehemaligen Mossad-Agenten Rachel (Helen Mirren) und Stefan (Tom Wilkinson), sowie deren Kollege David (Ciarán Hinds) zu Helden wurden.

Das Trio, im Rückblick gespielt von Jessica Chastain, Marton Csokas und Sam Worthington, wurde 1965 vom israelischen Geheimdienst nach Ostberlin geschickt, um den untergetauchten KZ-Arzt Dieter Vogel (Jesper Christensen) zu fassen. Der Mann, der in Birkenau grausame Experimente an Häftlingen vornahm, führt nun unter falschem Namen eine Frauenarztpraxis - die gleiche Laufbahn, die übrigens auch Aribert Heim, der "Schlächter von Mauthausen", in Baden-Baden einschlug.

Schon während Rachel als neue Patientin getarnt die Zielperson auskundschaftet, entwickelt sich eine unheimliche Dynamik zwischen den beiden Figuren. Bond-Bösewicht Jesper Christensen spielt seine Rolle, in der im israelischen Original Edgar Selge glänzte, mit unbehaglicher Autorität. Der Gedanke an Anthony Hopkins' Hannibal Lector liegt nicht fern. Jessica Chastain hingegen verleiht ihrer Rachel etwas Zerbrechliches, was sie in dem Moment, in dem sie Vogel überwältigt, umso mutiger, um so stärker erscheinen lässt.

Mit der heimlichen Festnahme wandelt sich die Agentengeschichte zum Psychothriller. Denn auch gefesselt und geknebelt bleibt der Gefangene gefährlich. Es entgeht ihm nicht, wie sehr die Situation seine Bewacher anstrengt: mit ihm auf engstem Raum in einer kleinen Wohnung zu hausen und auf weitere Anweisungen zu warten, ständig in Angst, enttarnt zu werden. Regisseur John Madden macht diese Anspannung für das Publikum hervorragend greifbar. Dass sowohl Stefan als auch David ein Auge auf Rachel geworfen haben, erleichtert die Sache nicht: Vogel spielt die Drei gegeneinander aus, bis sie einen folgenschweren Fehler begehen.

Die Aufgabe, diesen Fehler wieder auszubügeln, fällt Jahrzehnte später, kurz nach eingangs erwähnter Buchpräsentation, der pensionierten Rachel zu. So schön es auch ist, Helen Mirren als verbitterte Ex-Agentin in Aktion zu sehen: Es wäre wohl besser gewesen, wenn es John Madden abweichend von der Vorlage bei einer offenen Rechnung belassen hätte. Obwohl die Darsteller der älteren Generation ihre Spielweise sehr gut auf die der jüngeren abstimmte, mutet das, was sich in der Gegenwart abspielt, wie ein anderer Film an.

Für sich genommen würden diese beiden Filme gut, wahrscheinlich sogar sehr gut funktionieren. Doch um den Rückblick herum erzählt wirken die Szenen mit Mirren und Co. wie ein unschönes Anhängsel: Sie ziehen den Thriller in die Länge, zerstören die zuvor so beeindruckend aufgebaute Atmosphäre und nötigen dem Film ein Ende auf, dass jegliche Glaubwürdigkeit vergessen macht.

Eine Offene Rechnung bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Eine Offene Rechnung Bewertung
Bewertung des Films
510

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