Bewertung: 3 / 5
Deutschtürkin Hatice Coscun (Idil Üner) versucht, allen gerecht zu werden: Vater Ismail (Adnan Maral), der unbedingt die ältere Hatice traditionell vor der jüngeren Tochter Fatma (Sesede Terzyan) unter die Haube bekommen will, wie auch insgesamt ihrem anatolischen Erbe und ihrer Familie in Salzgitter. Andererseits lehnt sie die strenge Tradition ab und verzichtet lieber auf Kopftuch und einen langen Rock. Und will auf gar keinen Fall einen Türken heiraten! Wie also einen Deutschen finden, der auch Papa Ismail zusagt? Und das flott, denn neue Umstände setzen ihr eine Frist, ihren Traumhans möglichst bald zu finden...
Buket Alakus' (Eine Andere Liga) Kinoadaption der gleichnamigen Romanvorlage von Hatice Akyün, die ihre eigenen Erlebnisse als Deutschtürkin im Roman schildert, macht einerseits Spaß aufgrund der ironisch aufs Korn genommenen Klischees, hat aber andererseits in den Dialogen Probleme, ein pointiertes Tempo zu halten. Zudem kann sich der Film manchmal nicht entscheiden, ob er nun Comedy oder Drama sein will. Die Balance zwischen beidem ist nicht wirklich rund und sowohl manch lustige wie auch manch traurige oder ernste Szene wirkt zu aufgesetzt.
Trailer zu Einmal Hans mit scharfer Soße
Witzig ist die Idee des anatolischen Dorfes, wir verraten mal nicht, was damit gemeint ist, doch in mancher Wiederholung dieses Elements wirkt es nicht immer so lustig wie angedacht. Die sich wiederholenden Ampelszenen mit Hatice und ihrem Vater im Auto machen dagegen immer Spaß, insgesamt wirken die lustigen Szenen noch eher überzeugend als die ernsten Töne. Die Darsteller machen im physischen Spiel ihre Sache gut, daran liegt es nicht, es sind eher die manchmal zähen Dialoge oder gewollt dramatischen oder gewollt lustigen Inszenierungen, die das Ganze im Verlauf immer wieder durchhängen lassen.
Hauptdarstellerin Idil Üner (Im Juli.) hat als Hatice ordentlich Charisma, sie wirkt noch am natürlichsten von allen. Auch Adnan Maral (Türkisch für Anfänger - Der Film) verkörpert Vater Ismail passend störrisch wie auch liebevoll, doch seine Rolle hat eine deutlich komödiantischere Note. Ebenso die Rolle der Mutter (Siir Eloglu, Almanya - Willkommen in Deutschland), auch wenn gerade ihre witzige Figur für einige Lacher sorgt. Doch die angepeilten Zukünftigen Gero (Max von Thun), Hans (Steffen Groth) und Stefan (Janek Rieke) wirken zu oberflächlich, um in den ernsten Szenen glaubhaft rüberkommen zu können.
Insgesamt kommt Einmal Hans mit scharfer Soße nicht über TV-Filmniveau hinaus, unterhaltsam ist es trotzdem. Wem Almanya gefiel, der dürfte auch Spaß an dieser Multikulticomedy haben.