Bewertung: 4 / 5
Duncan (Liam James) ist ein introvertierter 14-jähriger Junge, der alles andere als froh darüber ist, den Sommer mit seiner Mutter Pam (Toni Collette), ihrem neuen Freund Trent (Steve Carell) und dessen Tochter Steph (Zoe Levin) zu verbringen. Doch geht es nach Trent, soll dies der perfekte Sommer in seinem Ferienhaus am Strand werden, der die Patchworkfamilie näher zusammenführen soll. Vor allem die Spannungen zwischen Duncan und ihm sind offensichtlich, die beide einfach nicht zueinanderfinden. Als Trent und Pam die meiste Zeit mit den Nachbarn auf See oder mit Partys verbringen, versucht Duncan diesen grausamen Sommer nur noch schnellstmöglich hinter sich zu bringen, aber dann lernt er bei seinen Erkundungen durch Zufall in seiner Nachbarin Susanna (AnnaSophia Robb) eine neue Freundin kennen. Zudem trifft auf Owen (Sam Rockwell), der den örtlichen Wasserfreizeitpark Water Wizz leitet. Owen nimmt Duncan unter seine Fittiche, der auf diese Weise endlich lernt, aus sich herauszukommen...
Introvertierter Junge kommt dank glücklicher Fügung mit sich ins Reine und etwas aus sich raus: Ganz weit hinten klingt nicht wirklich nach einer bahnbrechenden Idee, die Nat Faxon und Jim Rash hier ausgegraben haben. Es ist sogar in gewisser Weise erschreckend, wie klischeebehaftet die Figuren konstruiert wurden und miteinander interagieren. Duncan trifft hübsche Nachbarin, da bahnt sich was an. Duncan trifft Owen, da wird eine Freundschaft draus. Duncan mag Trent nicht, die beiden werden nie klarkommen. Trent ist ein Arsch und Pam merkt dies nicht. Soweit so klar. Doch obwohl die Zutaten altbekannt sind, schafft es das Regieduo, einen wirklich schönen Film auf die Beine zu stellen, der dem Zuschauer immer wieder nahegeht und ihn amüsiert.
Trailer zu Ganz weit hinten
Denn nicht nur der teils schräge Humor in Ganz weit hinten ist es, der uns als Zuschauer bei der Stange hält, es sind die Darsteller, die hier zu Höchstleistungen auflaufen und den durchaus bekannten Figurzeichnungen Leben einhauchen. Steve Carell, üblicherweise für seine Komikerrollen bekannt, darf als Ekel Trent einmal ein anderes Spektrum seines schauspielerischen Könnens abrufen. Ihn nicht als den üblichen Witzbold zu erleben, ist eine Leistung, die glaubhaft nicht leicht zu bewerkstelligen ist. Carell darf hier den negativen Part übernehmen, der den ohnehin schon niedergeschlagenen Duncan noch tiefer hinabzieht. Auf der Gegenseite erleben wir überraschend Sam Rockwell, der mehr als einmal partyliebende Ekel spielen durfte. In Ganz weit hinten spielt er augenscheinlich zu Beginn in einer bekannten Rolle, unverantwortlich und nervig, doch schnell offenbart sich, dass hinter Owen weitaus mehr steckt. Er ist der Einzige, der in Duncan Potential sieht und ihm eine Chance bietet, um auf diese Weise Erfolgserlebnisse zu haben.
Liam James als Hauptdarsteller gelingt es dabei durchaus, mit den großen Namen mitzuhalten. Ist er zu Beginn des Films mit seiner lethargischen Art fast nicht zu ertragen, blüht Duncan mit der Zeit auf, was sich auch in der schauspielerischen Darstellung widerspiegelt. Der Rest der Besetzung tritt dagegen ein wenig in den Hintergrund, sie geben den jeweiligen Figuren genug Qualität mit auf den Weg, ohne aber dass jemand explizit hervorsticht. Die Bühne gehört Rockwell, James und in einem gewissen Umfang auch Carell, und das ist auch gut so.
Wenn man sich an Ganz weit hinten stören will, dann vielleicht, dass die Entwicklung von Duncan an manchen Stellen zu schnell erfolgt und einige Szenen so in der Realität nicht vorkommen würden. Aber sich daran aufzuhängen, wäre übertrieben. Die Entwicklung von Duncan steht im Vordergrund und dass nicht alles so in die Wirklichkeit übertragbar ist, spielt schon deswegen keine Rolle, weil alles nur Mittel zum Zweck ist. Und so wundert auch nicht, dass das Ende das Herz erwärmt, auch wenn es kein Happy End ist und vieles kurz vor dem Abspann eher symbolischer Natur ist. Dennoch wirkungsvoll.
Ganz weit hinten ist ein kleiner, feiner Film, der sich trotz bekannter Muster von der Masse geschickt abhebt. Es ist ein Film über das Erwachsenwerden, genauso wie über das Erwachsensein. Ein Film über ein kleines Stück im Leben, ein Film mit lustigen, traurigen und emotionalen Momenten. Ein Film weder Drama noch Komödie, nicht realistisch und sicher kein modernes Märchen. Es ist nur ein Film, aber ein schöner.