Anzeige
Anzeige
Anzeige

Hitchcock

Kritik Details Trailer News
Ein echter Hitchcock

Hitchcock Kritik

Hitchcock Kritik
2 Kommentare - 29.01.2013 von Moviejones
Wir haben uns "Hitchcock" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Hitchcock

Bewertung: 4.5 / 5

Hollywood, 1960. Paramount reagiert höchst skeptisch auf Alfred Hitchcocks (Anthony Hopkins) nächstes Filmprojekt namens Psycho, eine Adaption des gleichnamigen Buches von Robert Bloch, über den seine Mutter noch über den Tod hinaus krankhaft liebenden Serienkiller Ed Gein (Michael Wincott). Doch Hitchcock ist von der Story angefixt und bereit, den Thriller selbst zu finanzieren, so dass Paramount nur den Verleih stemmen muss - was ihm im Falle des Erfolgs jedoch auch 60 Prozent der Einnahmen sichern würde. Paramount geht den Deal ein. Rückhalt bekommt Hitchcock von seiner in der Öffentlichkeit still im Hintergrund bleibenden Ehefrau, Drehbuchlektorin und schon immer Muse und Kritikerin seiner Drehbücher und Filmschnitte Alma (Helen Mirren), obwohl beide zur Finanzierung ihr Haus verpfänden müssen. Und diesen Rückhalt erhält "Hitch", obwohl seine Frau alles andere als begeistert von seiner offensichtlichen Obsession für blonde Schauspielerinnen ist...

Hitchcock beruht auf dem Sachbuch "Alfred Hitchcock and the Making of Psycho" von Stephen Rebello, der Hitchcock über Telefonate und Briefe auch persönlich kennenlernen durfte und zudem der Letzte war, dem Hitchcock 1980 vor seinem Tod im Alter von 80 Jahren ein Interview gewährte. Da wir das Buch nicht kennen, können wir nicht sagen, wie gut dieses nun umgesetzt wurde, jedoch ist der Fokus auf die Beziehung von Hitchcock zu seiner Frau deutlich spürbar. Hitchcock ist vor allem eine Liebesgeschichte über zwei kreative Menschen, die sich als Paar privat wie beruflich gegenseitig ergänzten und in jeder Lage zueinander standen mit ihren Stärken wie auch Schwächen.

Trailer zu Hitchcock

Dieser Film zeigt Hitchcock vor allem von seiner menschlichen Seite und kombiniert dies geschickt mit dem Auf und Ab der Produktion eines seiner größten Werke, Psycho. Und präsentiert die Facetten des Menschen Hitchcock auf gelungene Weise - erschreckend, aber auch humorvoll und berührend. Der Film selbst ist in seiner Inszenierung mit überraschenden Wendungen, typischen Kameraeinstellungen und natürlich auch der Musik ein wahrer Hitchcock, kombiniert mit dem Stil der "Alfred Hitchcock Presents"-Serie und entsprechend stellt sich Hitch zu Filmbeginn auf humorvolle Weise auch selbst vor. Selten wurden eine Biografie, hier als biografischer Abschnitt, und ein "Making Of" so spannend und zugleich unterhaltsam und berührend inszeniert, dem Meister des Suspense hätte der Film sicher gefallen.

Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer) sieht zwar trotz der tollen Maskenarbeit (Julie Weiss) nicht aus wie Hitchcock, doch darum ging es den Machern auch nicht. Er sollte nicht äußerlich imitiert werden, sondern vor allem seine Persönlichkeit, und das darf man als hervorragend gelungen bezeichnen. Dass Hopkins Hitchcock nur in seiner Korpulenz und seiner Mimik und Gestik ähnelt, reicht absolut aus, um die Unähnlichkeit nicht störend zu finden, wichtiger war, dass die Person Hopkins nicht spürbar ist. Es gibt nur sehr wenige Momente, in denen man noch merkt, dass dies eigentlich Anthony Hopkins ist, doch der große Mime stellt Hitchcocks Ängste, Obsessionen, aber auch seinen Humor, seine Leidenschaft und seinen Großmut trotz so divergierender Eigenschaften wirklich natürlich und stimmig dar. Die Chemie zwischen ihm und Helen Mirren (Die Queen) als seine Frau Alma funktioniert perfekt, man kauft ihnen das seit über 30 Jahren verheiratete Ehepaar absolut ab. Helen Mirren verkörpert Alma mit einer Leichtigkeit und charmanten Wärme, die man nur als oscarreif bezeichnen kann. Da man über Alma Reville jedoch wenig Material hatte, besaß Mirren auch große darstellerische Freiheiten für ihr Spiel. Es ist einfach eine Freude, den beiden zuzusehen.

Zugleich sorgt der Humor dafür, dass keine all zu tiefe Dramatik spürbar wird - und genau diese immer noch Distanz zum Zuschauer ist auch typisch Hitchcock, in dessen Filmen es eher die kleinen Momente sind, die ergreifen, als das große Ganze. Hitchcocks Figuren wurden nie in ihrer ganzen Tiefe ausgelotet, fesselten eher durch ihre Handlungen und durch den geschickten Aufbau der Geschichte als durch ihre Persönlichkeit oder ihre tiefen Emotionen. Auch wie man Hitchcocks Faszination für kühle Blondinen einzuordnen hat, wird sehr gut deutlich - eben als Faszination, die mit tiefen Gefühlen von Liebe oder körperlichem Begehren nicht viel zu tun hat, sondern eben eher mit der Faszination des Beobachters, eines Voyeurs, eines Spielers. Die Art, wie er seine Schauspielerinnen gepiesackt hat, wird auf sehr humorvolle Weise dargestellt, aber auch der Grusel, dass Hitch plötzlich vor einem auftauchen konnte, wenn man sich gerade unbeobachtet fühlte, und seine diebische Freude, mit unerwarteten Handlungen zu überraschen. Als manchmal gemeines, aber nie wirklich grausames Spiel: Das Herz unter dieser korpulenten Fassade bleibt immer spürbar.

Wie sehr Hitchcock in seine Werke eintauchte, ist toll dargestellt, indem Hitchcock imaginäre Gespräche mit Ed Gein führt, und so versucht, dessen Persönlichkeit für sich fassbar zu machen, indem er nach etwas sucht, was er von sich selbst kennt, eine Beziehung zu ihm aufbaut, um diese Person wirklich verstehen und bei all seiner Psychotik als einen glaubwürdigen Menschen inszenieren zu können. Aus diesem Grunde suchte er auch seine Darsteller nach deren Hintergrund aus, denn auch diese können natürlich dann etwas besser authentisch darstellen, wenn sie es von sich selbst kennen, aus eigenen Erfahrungen schöpfen können. Dabei müssen sie allerdings auch das Vermögen haben, sich nicht selbst darzustellen, sondern dennoch eine andere Person, die Grenze zwischen sich und der Rolle wahren - das wird gut deutlich in der Castingszene mit Anthony Perkins (James D`Arcy, Cloud Atlas) für die an Ed Gein angelehnte Rolle des Norman Bates.

Natürlich gehört die Entstehung der Duschmord-Szene - die erst ohne Musik daherkommen sollte, und bei der Hitchcock selbst zum Messer greift, damit Leigh authentische Angst zeigt - zu den schockierenden Highlights des Films, brillant dargestellt von Scarlett Johansson (The Prestige). Schön sind auch so kleine Details wie die immer mal Verweise auf seinen nächsten Film, der da hieß Die Vögel. Und zum Ende ist dem Publikum vor allem eines klar: Ohne Alma hätte es den mit einem Budget von 800.000 US-Dollar in 30 Tagen gedrehten Horrorfilm Psycho und auch wohl sonst keinen Hitchcock-Film gegeben und ohne Alma wäre Hitchcock nicht der Regisseur, Mann und Mensch gewesen, der er durch sein Zusammensein mit ihr hat werden können.

Der eigentlich wenig bekannte Regisseur Sacha Gervasi (Anvil! Die Geschichte einer Freundschaft) hat in Zusammenarbeit mit Black Swan-Drehbuchautor John J. McLaughlin ein Porträt hingelegt, das in seinem Ansatz überzeugt und im Ganzen hervorragend umgesetzt wurde. Hut ab, Herr Gervasi, hoffentlich sieht man nun bald mehr Filme von ihm auf der Leinwand. Für Hitchcockfans ist Hitchcock sowieso ein Muss, doch wir können den Film auch jedem anderen Zuschauer nur wärmstens empfehlen.

Hitchcock Bewertung
Bewertung des Films
910

Weitere spannende Kritiken

The Fall Guy Kritik (Redaktion)

Wenn Sitzenbleiben zählt

Poster Bild
Kritik vom 15.04.2024 von Moviejones - 13 Kommentare
I see Dallas, Dynasty, Terrahawks, He-Man, Tom and Jerry, Dukes of Hazzard, Airwolf, Blue Thunder, Rambo, Road Runner, Daffy Duck, The A-Team, The A-Team, I see the A-Team."Hey Matthew", Karel FialkaDieser vergessene, exzellente Popsong aus dem Jahr 1987 hat nur einen kleinen Fehl...
Kritik lesen »

Godzilla x Kong - The New Empire Kritik (Redaktion)

Monsterwrestling!

Poster Bild
Kritik vom 03.04.2024 von Moviejones - 39 Kommentare
Mit Godzilla x Kong - The New Empire wird der Weg weiter beschritten und eskaliert, der 2021 mit Godzilla vs. Kong eingeschlagen wurde. Regisseur Adam Wingard weiß auf jeden Fall, wie er seine Schützlinge bildgewaltig in Szene setzen kann. Da aber bis auf die Kloppereien und Schauwerte ni...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
2 Kommentare
Forum Neues Thema
AnzeigeY