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Iron Sky - Wir kommen in Frieden!

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Blitzkrieg vom Mond

Iron Sky Kritik

Iron Sky Kritik
11 Kommentare - 02.04.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).
Iron Sky

Bewertung: 3.5 / 5

Der Führer heißt Kortzfleisch, die Geheimwaffe "Götterdämmerung", und die Energievorräte sind dank Helium 3 nahezu unerschöpflich - die Nazis kommen zurück. 70 Jahre hatten sie sich auf der dunklen Seite des Mondes versteckt - nun ist die Zeit reif, auf der Erde mal wieder ein Reich zu gründen. Das Vierte. - Iron Sky ist ein Phänomen, ein Film, der bereits Kult war, bevor die erste Klappe fiel. Regisseur Timo Vuorensola hatte sich mit dem kurzen Video "Star Wreck: In The Pirkinning" einen Namen gemacht. Im Internet. Wo sonst? Und wie das heutzutage so ist: Wer das Publikum 2.0 auf seiner Seite hat, kann machen, was er will. Auch Filme über Nazis, für die der sogenannte gute Geschmack keine Grenzen hat.

Darf man über Nazis lachen? Fast schon reflexartig schleicht sich die Frage ins Bewusstsein. Ein deutscher Regisseur hätte sich wahrscheinlich nicht getraut, eine Blödelei wie Iron Sky zu drehen. Aber Timo Vuorensola ist ohnehin Finne. Als solcher hatte er weitaus weniger Bedenken, als sie hierzulande üblich sind. Notwendig sind sie schon gar nicht.

Trailer zu Iron Sky

An Iron Sky ist nichts provokant, der Film verletzt keine Gefühle, und Grenzen werden, bis auf eben die des guten Geschmacks, auch nicht überschritten. Der Film ist einfach gut gemachtes Unterhaltungskino, nur ein wenig absurder und fantasievoller als der Durchschnitt. Nazis auf dem Mond - darauf muss man erstmal kommen. Entdeckt wird ihre gigantische Mondstation in Hakenkreuzform eher zufällig im Jahr 2018. Die Amerikaner haben erstmals wieder einen Mann auf den Erdtrabanten geschickt: ein PR-Gag, um die Wiederwahl der Präsidentin (Stephanie Paul) zu sichern. Die sieht nicht nur aus wie Sarah Palin, sondern benimmt sich auch so. Ein bisschen dumm, ein bisschen herrschsüchtig.

Klischees werden in Iron Sky nicht vermieden, sondern zelebriert. Das gilt nicht nur für die durchgeknallte Story, sondern auch für die Figuren: Die Nazis sind entweder blonde Vollweiber, wie die naive Lehrerin Renate Richter (Julia Dietze), oder große, böse Arierwölfe, wie der machtgeile Nachrichtenübermittlungsoffizier Klaus Adler (Götz Otto). Dass der Astronaut James Washington (Christopher Kirby) Afroamerikaner ist, kommt vor allem bei Adler nicht so gut. Der "Neger" wird dann schnell albinisiert - noch so eine völlig hirnrissige Idee. Sein iPhone wird ihm auch gleich abgenommen - so ein Smartphone bringt genug Rechenleistung mit, um die "Götterdämmerung" endlich einsatzfähig zu machen. Der Todesstern der Nazis spielt eine Schlüsselrolle bei der Eroberung der Erde - eine Herzensangelegenheit des Mondführers Wolfgang Kortzfleisch, den Udo Kier mit entwaffnender Schnoddrigkeit spielt.

Auch Klaus Adler träumt davon - allerdings will er sich vorher noch an die Macht putschen. "Heil Kortzfleisch" kommt ihm als Führergruß nicht so leicht über die Lippen. Bei einer Erkundungsmission auf der Erde schmiedet er eine unheilige Allianz mit der US-Präsidentin, organisiert zusammen mit ihrer sexhungrigen Assistentin den Wahlkampf und bringt den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zum Lachen.

Dass Drehbuch- und Figurenentwicklung nicht ganz oben auf der Agenda standen - geschenkt. Stören kann man sich daran nicht. Dafür gibt's zu viel zu sehen, zu viel zu lachen, zu viel zu entdecken. Mit einem vergleichsweise bescheidenen Budget von 7,5 Millionen Euro haben die Finnen einen schicken Film hinbekommen, mit ordentlichen Spezialeffekten, schicken Kostümen und Bühnenbauten. Das ist Trash, aber hochwertiger.

Ernst nehmen lässt sich Iron Sky wahrlich nicht. Der Film ist überdreht, albern, ein pathetischer Rundumschlag - gegen alles, was schlecht ist auf dieser Welt. Nazis sowieso, aber auch Machtgeilheit, hilflose Politiker und die Verlotterung aller Sitten. Das macht Spaß, weil Iron Sky mit seiner ganzen Zitierfreudigkeit populärkultureller Konsens ist. Aber: Der Film hätte mutiger sein können, verrückter, unkorrekter - und zynischer. So aber ist Iron Sky vor allem ein unterhaltsamer Sci-Fi-Actionfilm mit gigantischer Weltraumschlacht, Space-Zeppelins, Meteoritenschleudern und einem zerstörten Himmelskörper am Ende. Woran schlussendlich nicht mal die Nazis schuld sind.

Iron Sky bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

Iron Sky Bewertung
Bewertung des Films
710

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