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Nymphomaniac (Part 1)

Kritik Details Trailer News
Provokant fürs Kino, grotesk im Skandal-Klischee

Nymphomaniac (Part 1) Kritik

Nymphomaniac (Part 1) Kritik
7 Kommentare - 19.02.2014 von Moviejones
Wir haben uns "Nymphomaniac (Part 1)" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Nymphomaniac (Part 1)

Bewertung: 3.5 / 5

Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg) erzählt ihre Lebensgeschichte ihrem "zufälligen" Gegenpart Seligman (Stellan Skarsgård), der Joe im Alter von 50 Jahren verletzt in einer Gasse findet und in seiner mönchsartig spartanischen Klause bei sich aufnimmt. Ist sie sexsüchtig oder nymphomanisch? Was bedeutet ihr Liebe? Wie ist ihre Empfindungswelt? Joe erzählt mit ihrer Geschichte von ihrer Kindheit an, warum sie in keine Schublade passt, sondern vielleicht eher als Frau anzusehen ist, die sexuell das Extrem braucht, um etwas fühlen zu können.

In acht Kapiteln und zwei Filmteilen von Nymphomaniac erzählt der dänische Regisseur Lars von Trier (Dancer in the Dark) die Geschichte von Joe in Anekdoten, poetischen Bildern und Dialogen. Und vor allem provokant - zumindest fürs Kino. Provokant im Bildstil, der den Dogma-Realismusstil wieder mit experimentell-poetisch angedachten Bildern mixt, wodurch Nymphomaniac weder Porno - trotz massig deutlich gezeigter Sexszenen - noch dramatische oder dokumentarische Biografie und schon gar keine typische Filmgeschichte über eine Nymphomanin ist. Nymphomaniac (Part 1 + 2) feierte als dritter Teil von Triers Depressions-Trilogie nach Antichrist und Melancholia am 10. Februar seine Weltpremiere auf der Berlinale.

Trailer zu Nymphomaniac (Part 1)

Das Thema von Nymphomaniac ist an sich schon provokant genug, wäre es da nötig gewesen zu betonen, dass alles Gezeigte aus der Sicht eines Mannes geschildert uns nicht mit der Wimper zucken lassen würde? Rechtfertigt das im zweiten Teil hinzugenommene Thema zwei Filmlängen über eine Nymphomanin? Rechtfertigt es ein Skandalthema, es provokant im Sinne von nicht nur real ungeschönt, sondern bewusst extrem oder oft eher surreal-überzogen in allen Facetten zu zeigen? Natürlich, es ist Lars von Trier, das ist nun mal sein Stil. Doch selbst Lars von Trier-Freunde dürften ins Grübeln kommen, ob dafür zwei Teile nötig gewesen wären und ob der Stil die Filmaussage wirklich immer positiv unterstützt. 

Man muss schon beide Teile - Nymphomaniac (Part 1) endet mit Cliffhanger mitten in Kapitel 5 - sehen und sacken lassen, um den Sinn hinter allem in der Länge und Breite positiv sehen zu können. Im ersten Moment waren wir eher sauer, so viele im Grunde einfache Klischees, Symbole, ungeschönt schnell klare Realismen in der Masse und zum Teil provokantem und künstlerischem Selbstzweck dienend geliefert zu bekommen, angereichert mit zig Metaebenen von Joes Erlebnissen vergleichend übertragen auf nicht nur tierische Biologie, sondern auch Musik, Literatur und Co. Dieser Sinn hätte auch zusammengekürzt auf einen Film funktioniert.

Was Lars von Trier mit Nymphomaniac gelingt, ist mehr als deutlich zu zeigen, dass Joe (Charlotte Gainsbourg) wie auch jeder andere mit extrem wirkenden Neigungen mit bekannten Klischees allein nicht zu verstehen ist. Klischees aber eben dennoch ihren wahren Kern besitzen. Was theoretisch so einfach zu verstehen und fast schon banal klingt, wirkt im Versuch, es filmisch verständlich zu machen, oft komisch bis grotesk, Lars von Triers Stil, das noch mit poetischen Bildern mit Metaebenen anzufüttern, unterstützt diese groteske Wirkung noch. Schubladen werden in Nymphomaniac umgekehrt, indem zum Beispiel die 15-jährige Joe und ihre ebenso sexuell extreme gleichaltrige Freundin K (Sophie Kennedy Clark) darum wetten, wer die meisten Typen bei einer Zugfahrt zum Sex animiert bekommt. Beide sind sexy aufgetakelt, der Wetteinsatz: Schokobonbons. Würde die Wette mit zwei Jungs um zum Beispiel einen Kasten Bier wirklich so viel weniger skandalös oder komisch wirken? Ja, weil ein starker wenig romantisch-verbrämter sexueller Trieb bei Jungs und Männern eher akzeptiert wird als bei Mädchen und Frauen. Das ist theoretisch nichts Neues, doch die filmisch gezeigte Umkehrung macht nicht nur theoretisch, sondern auch nachfühlbar klar, dass wir etwas skandalös, grotesk oder komisch finden, wenn es aus der gewohnten Norm fällt. Und dass Klischees ihre Wirkung verlieren, wenn hinter dem Abziehbild eine komplexe Person und ihre Geschichte steht.

Äußerst fragwürdig ist eine Blowjob-Szene, in der ein verheirateter Ehemann (Jean-Marc Barr), der gerade auf dem Weg ist, seiner Frau ihr erstes Kind machen zu wollen, die provokante minderjährige Lolita nach anfänglichem Nein doch nicht konsequent abwehren kann. Ihr Rock war so kurz und sie wollte es doch, poppt da schnell als Klischee-Bild auf... Ist man(n) nicht in der Lage, trotz tausend Gründen Nein zu sagen den Teenie konsequent abzuwehren?

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