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Sherlock Holmes - Spiel im Schatten

Kritik Details Trailer News
Ein ganz gewöhnlicher Actionheld

Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten Kritik

Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten Kritik
27 Kommentare - 16.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Es dauert keine Minute, bis die erste Bombe hochgeht und das Straßburger Münster in Trümmern liegt. Sind es Anarchisten oder sind es Nationalisten, die anno 1891 den europäischen Frieden bedrohen? Nein, es ist nur Professor Moriarty, und zwar in einem Film von Guy Ritchie: Mit mehr Action, mehr Explosionen, viel mehr Zeitlupen und einer Menge Slapstick schickt er Englands berühmtesten Privatdetektiv und seinen treuen Sidekick Dr. Watson zum zweiten Mal in ein launiges Kinoabenteuer. Sherlock Holmes - Spiel im Schatten ist mehr noch als Teil eins ein gewöhnlicher Actionfilm im historischen Gewand. Leider.

Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) jedenfalls muss sich gleich mal in einem Straßenkampf gegen vier Tunichtgute beweisen - zuvor hat er seine Hass-Geliebte Irene Adler (Rachel McAdams) getroffen. Das größere Problem allerdings ist, dass es keinen richtigen Fall für Sherlock Holmes gibt. Nur eine diffuse Ahnung: Eine Terrorwelle erschüttert Europa, zwischen Deutschland und Frankreich wachsen die Spannungen, die Zeiten sind explosiv, und der Kontinent ist ein Pulverfass. Die Bedrohung ist nicht konkret, sondern unterschwellig.

Trailer zu Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten

Es ist eine ziemlich bedrohliche und irgendwie moderne Atmosphäre der Angst, in der Sherlock Holmes eigentlich nichts weiß. Er ahnt nur, dass sein Erzfeind Professor Moriarty (Jared Harris) hinter den Anschlagsserien steckt. Moriarty ist der einzige intellektuell ebenbürtige Kriminelle, der sich allerdings, das ist etwas enttäuschend, als gewöhnlicher, geldgeiler Kriegstreiber entpuppen wird. Und: Moriarty tritt ziemlich schnell aus dem Schatten - das tut der Spannung nicht gut. Aber darauf legt Guy Ritchie ohnehin keinen großen Wert.

Er setzt auf Tempo, Action und Herrenwitze, für die der arme Dr. Watson (Jude Law) zuständig ist: Holmes' treuer Gefährte will heiraten - was einige absurde Dialoge über das Wesen der Frau zur Folge hat. Und eine ausgewachsene Actionszene im Zug. Die Flitterwochen enden jedenfalls abrupt und mit viel Tamtam. Statt mit seiner Gattin ein paar schöne Tage am Meer zu verbringen, hetzt Watson mit Sherlock Holmes durch ein computergeneriertes Europa mit Zwischenstationen in Paris und dem baden-württembergischen Städtchen Heilbronn, wo der vorgezogene Showdown stattfindet, inklusive einer sehr ansehnlichen, fast schon poetisch inszenierten Kriegsszene im Wald.

Laut, schnell, hektisch: Mit der literarischen Vorlagen von Sir Arthur Conan Doyle hat der Kino-Holmes fast nichts zu tun. Nicht denken, schießen ist das Motto in einem Film, der sich von Actionszene zu Actionszene hangelt, der die leisen, nachdenklichen, gelungenen Szenen in immer größerem Getöse erstickt. Es wird geprügelt, bis die Knochen krachen, es gibt Zeitlupen bis zum Einschlafen, immer wieder sagt Sherlock voraus, was er mit seinen Gegner gleich anstellen wird, bevor es Guy Ritchie nochmal in Zeitraffergeschwindigkeit abspielt. Die Kunst der Deduktion jedenfalls wird zur lästigen Nebensache degradiert: Sherlock Holmes ist ein ganz gewöhnlicher Actionheld, von denen es Dutzende im Kino gibt.

Dass es auch anders geht, beweist die hypermoderne, geniale BBC-Serie Sherlock, deren zweite Staffel bereits in Arbeit ist. Und mehr noch der neue Sherlock-Holmes-Roman. "Das weiße Band" ist das erste literarische Abenteuer des Meisterdetektivs seit 1927. Verfasst hat ihn Arthur Horowitz; mit dem Segen der Nachlassverwalter von Sir Arthur Conan Doyle und begleitet von einhelligem Kritikerlob.

Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)

Sherlock Holmes 2 - Spiel im Schatten Bewertung
Bewertung des Films
510

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