Bewertung: 3.5 / 5
Von ihrer eigenen Rastlosigkeit und Frustration getrieben, entschließt sich Robyn Davidson im Jahre 1977, eine Wanderung zu unternehmen. Ihr Ziel: der Indische Ozean. Ihr Weg: 2700 Kilometer durch die australische Wüste. Viele Menschen, denen Robyn bei der Vorbereitung begegnet, glauben nicht daran, dass die zarte zerbrechliche Frau, die erst 25 ist, durchhalten kann. Und doch macht Robyn ihren Plan wahr. Lediglich ihre treue Hündin Diggity und vier Kamele begleiten sie auf dem endlos scheinenden Weg durch die menschenleere Landschaft. Finanziert wird Robyn von der National Geographic unter der Bedingung, dass ein Fotograf einmal pro Monat die Reise dokumentieren darf. Missmutig willigt Robyn ein. Denn für sie ist nur eines wichtig: Den Weg alleine gehen. Bis sie das Meer findet...
Die Geschichte klingt unglaublich und erfunden, und doch ist sie wahr. In der Hauptrolle macht Mia Wasikowska all die Entschlossenheit spürbar, die diese junge Frau auszeichnete. Doch sie lässt auch die innere Perspektivlosigkeit und die Ängste erahnen, die während der Reise unweigerlich auftauchen mussten. Robyn reduzierte den Kontakt mit anderen Menschen nur auf das Nötigste und bekam dadurch die Chance, sich selbst zu begegnen.
Trailer zu Spuren
Das Drehbuch von Spuren spiegelt diesen Prozess als eine Art Charakterstudie, hält sich eng an die dokumentierte Vorlage und zeigt die faszinierende australische Landschaft als das Naturwunder, das sie schlicht und ergreifend ist. Voller Schönheit und Gefahren. Und wenn Robyn Davidson am Ende das Meer erreicht, ist auch der Zuschauer am Ende einer wichtigen Reise angekommen. Eine filmisch stimmige und sinnliche Umsetzung eines wahrhaftigen Abenteuers.
Themen wie die Rolle der Frau in den 1970er Jahren und das Verhältnis zu Australiens Ureinwohnern, den Aboriginies, bilden den Kontext für die gesellschaftlichen Diskurse im Film. Der Film beginnt mit Davidsons Ankunft in Alice Springs. Hier lernt sie den Umgang mit Kamelen und erwirbt als Lohn für ihre Arbeit drei Tiere, die sie auf der Reise begleiten werden und von denen eines noch kurz vor Anbruch der Reise ein Baby bekommt. Die Ausrüstung und das Geld für die Reise sind Teil eines Exklusivvertrages mit National Geographic, deren Fotograph Rick Smolan sie während der Reise immer wieder besucht und Fotos von ihr macht. Den Hauptteil des Filmes macht die Reise selbst aus. Es wird von ihren Begegnungen mit Touristen, Aboriginies, Farmern in der Wildnis Australiens und mit wilden Kamelen und anderen Tieren erzählt. Zusammengehalten wird das Ganze durch den täglichen Kampf mit den Entbehrungen und Anstrengungen.
Allerdings werden Zuschauern, die weder die Geschichte selbst noch das komplizierte Verhältnis zwischen Australiens neuen und alten Einwohnern kennen, wenig Hilfe bei der Einordnung der entsprechenden Szenen gegeben. Die Bedeutung der in Rückblenden erzählten biographischen Fakten bleibt wage, wie auch die Beweggründe Davidsons für die Reise an sich. Es fällt dadurch im Verlaufe des Filmes schwerer, den anekdotenhaften Begegnungen Bedeutungen zuzumessen. Die Bilder, die der Regisseur für die Beschreibung der Situationen findet, sind in überwältigender Schönheit fotografiert, wiederholen sich aber. Am Ende bleibt ein Film mit beeindruckenden Bildern über die herausragende Leistung einer starken Frau.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung