Bewertung: 3.5 / 5
Hach, sie werden so schnell erwachsen: Erwies sich der kleine Freddie Highmore nicht gestern erst in Charlie und die Schokoladenfabrik als würdiger Erbe Willi Wonkas? Trug er nicht erst kürzlich in Wenn Träume fliegen lernen zur Entstehung der Peter-Pan-Geschichte bei? Der Dreikäsehoch mit den ausdrucksstarken Augen ist mittlerweile knapp 1,80 Meter groß, 19 Jahre alt und auf dem besten Weg, den Kinderstar hinter sich zu lassen. Das amerikanische Coming-of-Age-Drama Von der Kunst sich durchzumogeln ist nicht der schlechteste Start.
Die Figur des George, die Regiedebütant Gavin Wiesen erdachte, eignet sich gut für diesen schwierigen Übergang, den Freddie Highmore hinter sich bringen muss: Zum einen ist George Oberschüler, also nur unwesentlich jünger als Highmore selbst. Keine Selbstverständlichkeit, vor wenigen Wochen etwa gab Highmore in Toast noch einen 15-Jährigen. Zum anderen traut Wiesen gut situierten Menschen um die 17 einen gedanklichen Horizont zu, der erfrischenderweise nicht beim Abschlussball endet. Wiesen sieht sie nicht als große Kinder. Er sieht sie als junge Erwachsene. Wobei George vielleicht einen Tick zu erwachsen denkt und spricht.
Die Erkenntnis, dass er irgendwann sowieso sterben muss, ließ den kerngesunden George eine grundsätzliche Verweigerungshaltung einnehmen: Wozu sich in der Schule anstrengen, wenn man letztlich sowie einmal abtreten muss? Und wozu Beziehungen eingehen? In erster Angelegenheit versuchen seine erfreulich umgänglichen Lehrer (unter anderem Blair Underwood und Alicia Silverstone), George auf den rechten Weg zu bringen: Sie geben ihm mehr als nur eine letzte Chance, die High School doch noch erfolgreich abzuschließen - wenn er sich nur dazu aufraffen könnte. Deutlich mehr Erfolg verbucht zunächst jedoch Sally (Emma Roberts), die Georges Einzelgängerdasein vorübergehend ein Ende setzt.
Während sich die akademischen und später familiären Probleme des Hauptdarstellers enttäuschend schablonenhaft entwickeln, bleibt die vorsichtige Annäherung der Jugendlichen dauerhaft interessant. Roberts harmoniert gut mit Highmore, dessen Gesicht präzise jede noch so kleine Gemütsregung transportiert.
Wiesen gibt seinen Hauptfiguren genügend Zeit, Gefühle zu entwickeln und sich diesen bewusst zu werden. Er schenkt ihnen und dem Publikum eine Reihe heiterer, zärtlicher Momente, die die tonangebende Melancholie angenehm auflockern. Man folgt dem Paar, das so richtig keins werden will, gern durch New York, durch seine Höhen und Tiefen. Man lauscht gern ihren Gesprächen, die zwar nicht wirklich bedeutsam sind, sich aber zumindest so anhören.
Von der Kunst sich durchzumogeln bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)
